Ausbildungskosten bei Vereinswechsel - grundlegende Änderungen zur neuen Saison

  • Lustiges Thema. "Das Gesetz" das Du zitierst ist natürlich keines. Die "Spielordnung" ist vielleicht eine gestaltende Regelung zu einem Vertrag. Wenn auch eine bedeutsame. Der Anspruch auf Zahlung von irgendwas ist also ein Anspruch aus Vertrag. Fraglich ist, ob eine solche nachträglich eingefügte Regelung wirksam ist (grundsätzlich). Weiter fraglich ist, ob die Zahlung von "Ausbildungsentschädigungen" als Vertragsbestandteil wirksam ist.

    Der Bundesgerichtshof für Zivilsachen (BGHZ) hat diese Vertragsbestandteile als sittenwidrig (§138 I BGB) in Verbindung mit einer Einschränkung des Grundrechtes auf freie Berufswahl (Artg. 12 I GG) bewertet. Damit besteht kein Anspruch.

    Durchgeführt wurde eine Normenkontrolle. Die Begründung war, daß der Fußball als Massensport so bedeutsam ist, daß dem Fußballverband als Organisator eine besondere Bedeutung zukommt. Aus dieser besonderen Bedeutung ergibt sich, daß die Regeln einer allgemeinen Normenkontrolle unterliegen (Normenkontrolle: Läßt sich die Regelung mit dem "Gesetz", angefangen vom Grundgesetz und dann "nach unten" vereinbaren?).

    Aus dem Grund hat der BGHZ auch nicht nur im Einzelfall entschieden, sondern die Regelung komplett für nichtig erklärt.

    Die Regeln sind trotzdem kein Gesetz. Die Begründung folgt eher der Argumentation bei der Bewertung von allgemeinen Geschäftsbedingungen.

    Daß es sich hier nicht um "Berufstätige" handelt, spielt auch keine Rolle. Man kann ja nicht in einem anderen Handball- oder Fußballverband spielen - damit gelten die Regeln analog.

    -|-

    Einmal editiert, zuletzt von Alex (10. Dezember 2006 um 17:45)

  • Zitat

    Original von Zickenbändiger
    Der Spieler ist meines Erachtens nun nicht mehr gut dran, denn statt sechs Monate auszusitzen hat er nun ein Jahr Zwangspause, so ein neuer Verein nichts zahlen möchte. Das ist im Leben eines Jugendlichen EINE SAISON OHNE HANDBALL. Einfacher werden wir die Jugendlichen nicht los.


    ich bin leider so ein Fall...spiele zur Zeit noch B-Jugend, will aber in die Frauenmannschaft des Nachbarvereins wechseln...erstens weil es viele Unstimmigkeiten bei uns in der Mannschaft gibt und ich die Frauen schon lange kenne, da meine Mutter früher da gespielt hat und ich mich privat gut mit ihnen verstehe und sie immer für mich da sind. Nur leider will meine Trainerin es nicht und will jetzt 800Euro...joah und ich werde auf keinen Fall weiter dort spielen, dass heißt wenn die sich jetzt nicht einigen, darf ich ein Jahr pausieren...naja ich geb die Hoffnung nicht auf, das sich da nicht noch irgendwie geeinigt werden kann...

  • Zitat

    Original von VicyNur leider will meine Trainerin es nicht und will jetzt 800Euro

    Mit welchem Anspruch? Das ist alles völlig lächerlich. Abgesehen von den oben erwähnten Erwägungen zur Unwirksamkeit der Regelungen hast Du schließlich auch noch Beitrag gezahlt - oder?

    -|-

  • Komm da erst mal raus. Die Sportgerichte wird es nicht interessieren, was der BGH zum Fußball geurteilt hat. Und einen "echten" Rechtsstreit wird auch kaum jemand anstreben, der hobbymäßig spielt.

    Solange der Ausbildungskostenanspruch in der Spielordnung steht, solange werden alle Vereine und Verbände dies als rechtmäßig ansehen. Selbst wenn die Durchführungsbestimmungen des Kreises eindeutig gegen die des eigenen Landesverbands verstoßen, hält man sich auf Kreisebene daran, bis sie geändert sind. Wir haben es hier mit einer eigenen kleinen Rechtswelt zu tun, die sich in ihrem Bereich für autark hält.

    Auf der anderen Seite: Wie will man es steuern, dass sich Zweitligisten oder Regionalligisten von den Minis bis zur D-Jgd. aus der Entwicklungsarbeit heraushalten und dann über die Stützpunkte ab der C-Jdg. alles abgrasen, was geradeaus laufen kann?

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Muß sich halt jemand finden, der das eskaliert und eine Feststellungsklage anstrebt um die entsprechenden §§ der Satzung für nichtig zu erklären.

    Ob das noch Sport ist? Nee. Das ist FIFA-Niveau. Mit Sport hat das nichts mehr zu tun ;)

    -|-

  • naja, da stimme ich euch beiden zu - allerdings ist und bleibt es ein riesenproblem, das diverse vereine keine basis haben, sich aber in der spitze bedienen. unser geschätzer dhb findet das ja auch grundsätzlich ganz klasse, erst recht gilt dies für die hbl, der die kleinen kids wurscht sind, hauptsache es gibt ein paar 17, 18-jährige für die quote. diese problematik verschärft sich immer weiter, da es immer mehr vereine gibt, die in den oberen jugendklasssen raubzüge begehen, um ihre sogeannten "talent-zentren" zu füllen.

  • Aber was wollt Ihr denn eigentlich?

    a - Geld?
    b - Spieler?
    c - Selber in den Spitzenligen spielen?

    a - Geld ließe sich vielleicht über Fonds / Verträge was auch immer erledigen
    b - Spieler werdet Ihr in "kleinen" Vereinen nicht halten können wenn es um Ruhm, Ehre und Erfolg geht ZUMAL Ihr eh damit rechnen könnt, daß irgendwann ein Wohnsitzwechsel ansteht
    c - Dazu gehört mehr als nur gute Spieler zu haben

    -|-

  • ich weiß nicht, ob ich dich verstanden habe...

    was im sinne des ganzen wichtig ist, ist dass es eine basis und eine spitze gibt. wenn vereine aus der ersten liga nur in dier spitze agieren (altersmäßig, aber auch leistungsmäßig), aber die basis links liegen lassen (jetzt insbesondere altersmäßig), dann gerät das ganze peu a peu aus den fugen.

    dass ein/e gute/r nachwuchsspielerIn zu eimnem bverein geht der ihr oder ihm tägliches training und karriereplanung sowie einwandfreie medinzinische betreuung anbieten kann, damit habe ich kein problem. wenn vereine ihre "talent"zentren auf teufel komm raus mit spielern füllen müssen, dann sehe ich da schon eher ein problem.

    übrigens - auch im kleinen dorfverein wird manchmal gute arbeit gemacht. und in den höchsten ligen gespielt.

  • Was ich will, ist eine Vernetzung im Jugendbereich. Vier, fünf "kleine" Vereine bilden die Jüngsten aus. Die Überflieger wechseln in der C-Jgd. zum einen "großen" Verein. Ohne Ausbildungskosten. Im Gegenzug bildet man dort die Trainer der Basisvereine aus und weiter. Breitensport und Spitzensport arbeiten gemeinsam und nicht gegeneinander. *Traummodus aus*

    Die Ausbildungskosten fließen mit Sicherheit nicht immer an den engagierten und rührigen Verein, der einen Großteil seines Etats für die Jugend und die Ausbildung seiner Trainer ausgibt.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Hört sich wie eine klassische Aufgabe für einen Verband an. Und das hört sich auch viel sinnvoller an als dubiose "Ablöse" zu fordern.

    -|-

  • Zitat

    dubiose "Ablöse"

    Dubiose sind diese Ausbildungsentschädigungen sicher nicht. Sie haben Sinn und Zweck. Leider werden immer die Spieler die leidtragenden sein, wenn sich Vereine nicht einigen (können).

  • ich finde es ziemlich dubios, wenn Leistungssportler in der Profiliga ohne Ablöse wechseln können, Jugendspieler aber nicht frei entscheiden dürfen, wo sie spielen wollen.

  • Weil Profisportler einen Vertrag haben, der in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst werden kann. Aber auch hier müssen sich die Vereine einigen, sonst gehts nicht.

    Im übrigen lassen sich Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Den beim Profisportler gehts nicht um die Ausbildung und Zeit/Materialien die investiert wurden, sondern um seine Arbeitsstelle.

  • Es ist einfach absurd, daß Jugendliche nicht alleine und völlig frei entscheiden können sollen, in welchem Verein sie spielen wollen. Und ja, die Interessen der Vereine sind mir völlig egal, es zählen nur die Interessen der Sportler.

  • Dazu habe ich mal ne Frage.
    Die Mannschaft meiner Tochter wollte grossteils zu einem anderen Verein wechseln.
    Das Ganze wurde zu einer nahezu grotesken Farce mit völlig verhärteten Fronten.
    Die sehr emotionale Situation ist natürlich auch idealer Nährboden für Gerüchte.
    Momentan geht bei uns hier das Gerücht, dass die "Mädels" nicht nur 12 Monate, sondern bis zum 21. Lebensjahr gesperrt bleiben könnten.
    Bei meiner Tochter wären das über 5 Jahre.

    Selbstverständlich habe ich die Spielordnung gelesen, und finde dieses Gerücht unter $29, Abs. 6 und 7 nicht bestätigt.
    Aber Juristendeutsch habe ich als Fremdsprache nicht erlernt !! ;)
    Also : stimmt das so wie ich das sehe ? : Wenn der annehmende Verein die Vergütung nicht bezahlt ( ca 6000,- € !!!) bleiben die Mädels 12 Monate gesperrt ~ aber in keinem Fall länger !?

    Um allgemein was zu dem Thema zu sagen : Was da in diesem speziellen Fall wegen Ausbildungsvergütung an Scherben entstanden und wie sehr da dem Sport und den jugendlichen "Mädels" und den Vereinen und den Eltern .... geschadet wurde : das spottet jeder Beschreibung!

    :wall:

    Grundsätzlich akzeptiere und verstehe ich den Sinn der Regelung ja sogar.
    Aber in dem Fall hat das so groteske Blüten getrieben ...... :nein:

    Also : bitte antwortet schnell damit ich möglichst schnell aufgrund von Fakten und nicht von Gerüchten die weitere Vorgehensweise bedenken kann. :)

    Gruss
    Gerhard

    Verlieren ist leicht ~
    man muss es nur wollen !

    2 Mal editiert, zuletzt von gersch (4. August 2007 um 23:34)

  • Wenn du die Beiträge hier durchliest findet du die Antwort, ich empfehle einen Rechtsanwalt ein zu schalten und den Wechsel zum neuen Verein zu machen. Der abgebende Verein hat 2 Wochen Zeit dann seine Forderungen gegenüber dem aufnehmenden Verein anzuzeigen. Erstens mal sehen ob das wirklich geschiet, 2. sofort dagegen gerichtlich vorgehen, 3. könnte eine "Sperre" maximal 1 Jahr betragen.
    Lasst es euch nicht gefallen.

    MsG
    ATOM

  • gersch + ATOM

    also Sperre gibt es für den Spieler erstmal grundsätzlich nicht. Was soviel bedeutet, dass der neue Verein für den neuen Spieler die SPielberechtigung beantragt und fertig.
    Ungeachtet eventueller Forderung auf Erstattung der Ausbildungskosten wird diese SPielberechtigung erteilt. Eine automatische Sperre (war bis zur Änderung der Spielordnung vom 01.07.06 möglich) gibt es NICHT mehr.

    Über eines muss sich der neue Verein allerdings im klaren sein, mit der Beantragung des Spielausweises, muss er damit Rechnen, dass die Forderung gestellt wird. Macht der alte Verein keinen Fehler, dann ist es durchaus möglich, dass er zahllen muss. Das klärt aber in diesem Fall nicht das Sportgericht sondern muss vor einem normalen Gericht ausgefochten werden.

    gersch
    wenn soviele Spielerinnen wechseln, hat der alte Verein dann in diesem Jahrgang noch eine Mannschaft ?

    Bevor man den Handball verändert, wäre es vielleicht doch wichtiger, ihn nicht zugrunde zu richten.

    (Frei nach Paul Claudel)

  • Der ganze Müll mit diesen Ausbildungsentschädigungen gehört sowieso in den Mülleimer getreten.
    Der DHB hat ja bereits versucht, dieses komplett abzuschaffen, aber die BuLi Vereine waren dagegen.

    Ich hoffe, dass ein Verein mal endlich vor ein Gericht zieht, um diesen Blödsinn endgültig abzuschaffen.