Hier der neueste Newsletter von Olaf. Sollten wir alle mal drüber nachdenken und überlegen, was zu tun ist..
ZitatAlles anzeigenLiebe Handballfreunde, es wird mal Zeit für ein ernstes Wort. Denn wenn man lauthals nach mehr Handball im Fernsehen ruft, dann muss man es auch anschauen, wenn es denn läuft. Der SWR hat sich beispielsweise redlich bemüht und das erste Finalspiel im EHF-Pokal zwischen Göppingen und Lemgo live übertragen. Und was war das Ergebnis? 20.000 (in Worten: Zwanzigtausend) Zuschauer errechnete die gfk als Sehbeteiligung für diese Liveübertragung. Das entspricht einem kaum messbaren Marktanteil von 0,7%.
Diese Zahl trifft zwar nur auf Baden-Würrtemberg zu, wo knapp 15 Millionen Einwohner leben, aber die bundesweite Zuschauerresonanz war letztlich noch niederschmetternder: 40.000 Zuschauer hat die gfk ermittelt.
Der DHB hat über 800.000 Mitglieder, viele unorganisierte Handballfreunde interessieren sich für diesen Sport und forderten auch über handballimfernsehen.de eine stärkere Medienpräsenz, die sich im LAufe der letzten vier Jahre spürbar verbessert hat. Insbesondere der SWR, der noch vor einem Jahr freundlich zu einer Übertragung vom Final Four gedrängt werden musste, als Frisch Auf Göppingen Teilnehmer dort war, zeigte nicht nur den Kronau/Östringer Auftritt beim diesjährigen Final Four live (Halbfinale: 40.000, Finale 70.000 Zuschauer im SWR) , sondern auch beide Finalspiele um den EHF-Pokal.
Das ist als riesiger Fortschritt zu bezeichnen, wurde aber offenbar vom Fernsehvolk in keinster Weise honoriert. Was wiederum negative Auswirkungen auf künftige Handballspiele haben dürfte, denn wie soll eine Sportredaktion gegenüber den Programmchefs argumentieren, wenn man für viel Geld Sendungen produziert, die offenbar keiner sehen will?
Gut, werden jetzt einige sagen, es war endlich einmal schönes Wetter, da schaut eh keiner Fernsehen, außerdem lief bei RTL Formel 1 (51% Marktanteil!), etwas, worauf man auf Seite 1 der BILD-Zeitung bereits hingewiesen wird. Außerdem war die Liveübertragung zu spät angekündigt worden, um in den meisten Programmzeitschriften noch aufzutauchen. Doch sind das letztlich nur mühsame Ausreden, denn am Ende zählen im Fernsehen nur die Fakten. Und die besagen: Handball im SWR will keiner sehen.
Und, liebe Handballfreunde, das kann es nach all den Mühen und Gefechten, die wir ausgetragen haben, ja nun wirklich nicht sein. Schon das letzte DSF-Livespiel zwischen Großwallstadt und Gummersbach hatte einen DSF-Negativrekord aufgestellt. Nur 190.000 Zuschauer hatten im Schnitt eingeschaltet. Aus Gummersbacher Sicht zwar 190.000 zuviel, aber im Endeffekt bedeutet auch diese Zahl: Fernsehsender, lasst die Finger vom Handball.
Was ist los mit Euch? Habt Ihr keinen kleinen schwarzen Kasten der gfk zur Quotenermittlung zuhause? Schauen nur Leute Handball im Fernsehen, die kein derartiges Gerät besitzen? Nur mal zur Orientierung. Im groben Schnitt steht ein gfk-Panelteilnehmer für 10.000 Leute (sehr vereinfacht gesagt, das hängt im Detail von den jeweiligen regionalen Strukturen ab). Was im Falle der SWR-Übertragung bedeutet: zwei Quoten-Leute hatten Handball eingeschaltet. Zwei!
Mir fehlen angesichts derartiger Zahlen sämtliche Argumente, um mit den großen TV-Stationen überhaupt noch ein Gespräch über Handball im Fernsehen anzufangen. Tanzen oder Reitsport zieht da deutlich mehr Leute an. Sagen zumindest die Zahlen, die man zwar gefühlsmäßig anzweifeln kann, die aber dummerweise katechalen Charakter haben. Die Programmchefs glauben an diese Daten. Sie haben ja auch keine anderen.
Für den kommenden Sonntag fordere ich alle Handballfans auf, sich die Liveübertragung des Rückspiels zwischen Lemgo und Göppingen im SWR und im WDR anzuschauen. Ruft Eure Bekannten und Freunde an, findet heraus, wer ein gfk-Panelteilnehmer ist und verabredet Euch dort zum gemeinsamen Handballschauen. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Entweder Ihr wollt mehr Handball im Fernsehen oder wir vergessen das alles ganz schnell.
Denn - und das nur zur kurzen Erklärung meiner persönlichen Einschätzung: handballimfernsehen.de konnte nur deshalb ein relativ großer Erfolg werden, weil es nicht nur auf Seiten der Handballfans einen riesigen Bedarf gab, sondern weil auch in den Fernsehanstalten Leute sitzen, die keinen Fußball mehr sehen können. Die auf mehr Ausgewogenheit und inhaltliche Breite aus sind. Denen aber angesichts derart desolater Zahlen die Argumente fehlen. Und damit uns - als offenbar versprengter Haufen einer Randsportart - ebenfalls. Da kann man noch so sehr vom öffentlich-rechtlichen Auftrag fabulieren, wenn die Einschaltquote kaum mehr messbar ist, dann findet sich kein Sender der Welt, nicht einmal Phoenix, der dem Handball eine Plattform bietet.
Wir haben lange genug von den Sender gefordert, mittlerweile senden sie objektiv wirklich sehr viel Handball. Jetzt sind wir an der Reihe! Einschalten und anschauen, nach der Übertragung eine freundliche Mail an den Sender schicken und loben. Und wenn der Kommentator noch schlecht war: Sagt den Sendern, dass ihr die Übertragung gelungen fandet und ihr hofft, bald wieder derartiges zu sehen.
Viele Grüße aus Köln
Olaf Nolden