Nach gut drei Wochen in Gefangenschaft ist die im Irak entführte deutsche Archäologin Susanne Osthoff wieder frei. "Sie ist in sicherer Obhut der deutschen Botschaft in Bagdad", gab der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Sonntagabend in Berlin bekannt. Seinen Angaben zufolge ist die 43-jährige Bayerin in körperlich guter Verfassung.
Zu den Umständen der Freilassung und dem Motiv der Täter wollte der Minister noch keine Angaben machen. Die Forderung der Kidnapper, Deutschland solle die Zusammenarbeit mit dem Irak abbrechen, hatte die Bundesregierung von Anfang an strikt zurückgewiesen. Die Entführer kündigten laut Steinmeier an, auch Osthoffs irakischen Fahrer freizulassen. Beide waren am 25. November auf einer Überlandfahrt im Nordirak von Unbekannten verschleppt worden.
Das Auswärtige Amt hatte einen Tag nach der Entführung der Deutschen einen Krisenstab eingerichtet. Bis kurz vor Osthoffs Freilassung hatte sich nach offizieller Darstellung so gut wie nichts getan, was auf eine baldige Rettung der Geisel hindeutete. So gelang es der Bundesregierung nach eigenen Angaben in den ersten zwei Wochen nicht, direkten oder indirekten Kontakt zu den Geiselnehmern aufzunehmen.
Auf einem Standbild aus einem Videoband waren Osthoff und ihr Bruder sowie drei vermummte Männer zu sehen. Sie drohten, ihre Geisel zu töten. Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihr Vorgänger Gerhard Schröder, Bundespräsident Horst Köhler, die wichtigsten islamischen Vereine Deutschlands sowie die großen Kirchen hatten sich mit der Familie Osthoffs solidarisiert.
Unterdessen wartet man im Irak auf das Ergebnis der ersten regulären Parlamentswahlen. Es war erst für die Zeit nach Weihnachten angekündigt worden. Gestern hieß es, das Wahlergebnis könnte schon heute, Montag, vorliegen. Zum voraussichtlichen Wahlsieger wird bereits die Schiiten-Allianz der religiösen Parteien erklärt: Die in Bagdad erscheinende regierungsnahe Zeitung "Al-Sabah" berichtete am Sonntag, in fünf Städten habe das Wahlbündns, das schon im Übergangsparlament die größte Fraktion bildete, alle anderen Gruppierungen überrundet.