- Offizieller Beitrag
Den hatten wir noch nicht, glaube ich!
Die FAZ kommentiert:
ZitatAlles anzeigenSchmuddelkind HSV
18. Oktober 2005 Es sollte endlich alles gut werden beim HSV Hamburg. Neuer Trainer, neue Spieler und ein neuer Präsident mit viel Geld. Nach drei Jahren voller Krisen und Skandale - Trainerentlassungen, Insolvenz, Punktabzug, der ehemalige Präsident im Gefängnis - wollte sich der 2002 aus dem beschaulichen Bad Schwartau nach Hamburg gezogene Handballverein endlich wirtschaftlich solide und sportlich erfolgreich zeigen.
Seit dieser Woche ist klar: Der HSV bleibt das Schmuddelkind der Bundesliga. Nach einem Fehlstart mit 7:11 Punkten gegen zumeist mittelmäßige Konkurrenten wurde der Trainer entlassen. Die Mannschaft habe die Vorgaben von Christian Fitzek nicht umgesetzt, heißt es offiziell zur Begründung.
Der neue Präsident Andreas Rudolph, Typ Patriarch, hatte mit Fitzek, Typ Kumpel, den Handball in der Metropole zur Meisterschaft führen wollen. Dafür waren drei Jahre vorgesehen. Man hätte schon mißtrauisch werden können, als im Sommer wahllos Spieler von den Ersatzbänken der Liga verpflichtet wurden - etwa Lawrow, Kokir, Schröder oder Pungartnik.
Aus der Mannschaft ist zu hören, Fitzek sei zu nett gewesen und habe Schwächen in der Motivation. Das ist ein Armutszeugnis für die Profis, die den Abschied des vorherigen Trainers erzwangen, als sie zum Präsidenten gingen und Bob Hannings häufige Abwesenheit kritisierten. Nun geht der nächste. Fitzek war der Wunschkandidat des Teams. Alle Mitleidsbekundungen der Profis sind nur Hohn.
Doch es geht zuvörderst nicht um die vielen Handball-Legionäre, die der immer gut zahlende HSV auf der Gehaltsliste hat. In einem Klub, der in der Liga keinen Rückhalt hat und in den alteingesessenen Hamburger Handballkreisen allenfalls im Erfolg murrend akzeptiert wird, müssen die Spieler sich vorkommen wie Vogelfreie. Männer mit Geld an der Spitze wie Rudolph, die monatelang allein für die Liquidität sorgen, sind im Handball noch nie Garantie für gute Entwicklungen gewesen. Die Gefahr, daß so einer den Gefallen an seinem Spielzeug irgendwann verliert, ist groß. Ohne einen Mann wie Rudolph oder seinen Vorgänger gäbe es zwar keinen Bundesliga-Handball mehr in Hamburg. Doch belastbare Strukturen auf der Geschäftsstelle, bei den Sport-Verantwortlichen und im Aufsichtsrat wurden nie geschaffen: Führung nach Gutsherren-Art, das ist der HSV.
Erst einmal will Rudolph sich beim nächsten Spiel in Gummersbach selbst auf die Bank setzen. Was für ein schlechtes Signal: Seht her, jetzt muß ich das auch noch anpacken! Rudolph ist ein eitler Macher, der einen Power-Typen als Trainer will. Es ist kein Geheimnis, daß Rudolph damals im Mai lieber den charismatischen Martin Schwalb, jetzt Wetzlar, als Coach gehabt hätte. Nun ist Schwalb wieder im Gespräch. Doch wie sagte Uwe Schwenker, seit zwölf Jahren Manager des erfolgreichen THW Kiel: "Nur wenn Rudolph in Hamburg ruhig bleibt, hat der HSV eine Zukunft." Mit diesem notorisch unruhigen Präsidenten hat auch der nächste Trainer schlaflose Nächte. Frank Heike
Die Welt Hamburg:
ZitatAlles anzeigenManager Schmäschke: "Wir haben jetzt die letzte Chance"
von Julien WolffDer HSV Handball kommt auch in seiner vierten Saison nicht zur Ruhe. Nachdem zuletzt Manager Dierk Schmäschke vereinsintern stark in der Kritik gestanden hatte, wurde aufgrund des bislang äußerst durchwachsenen Saisonverlaufs am Montag abend Trainer Christian Fitzek entlassen. Für die WELT sprach Julien Wolff mit dem Geschäftsführer.
Die Welt: Mit Christian Fitzek geht der zweiten Trainer innerhalb von fünf Monaten. Stellt sich die Vereinsführung auch selbst in Frage?
Dierk Schmäschke: Wir sind der Ansicht, daß dieser Einschnitt erfolgen mußte. Die Trennung von Bob Hanning war richtig, und auch unser anschließender Entschluß, mit Christian Fitzek weiterzumachen, war aus den damaligen Gesichtspunkten richtig. Rund ein halbes Jahr später stellte sich nun aber heraus, daß auch dies nicht funktioniert. Um den langfristigen Erfolg des HSV nicht zu gefährden, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden. Wir müssen Anspruch und Wirklichkeit wieder zueinander führen.
Die Welt: Woran ist Fitzek letztendlich gescheitert?
Schmäschke: Am fehlenden Erfolg. Mit Christian hat es einen Trainer getroffen, der eine solche Situation in dieser Härte nicht verdient hat. Das Spiel gegen Großwallstadt war aber eine Katastrophe, die Feinabstimmung im Team fehlt. Das Auf und Ab war keinem mehr zuzumuten.
Die Welt: Werden Sie gemeinsam mit Präsident Andreas Rudolph auf der Trainerbank sitzen, bis ein Nachfolger für Fitzek gefunden ist?
Schmäschke: Unser Ziel ist es, in dieser Woche einen neuen Trainer zu finden. Wir werden weder das Training leiten noch die Taktik bestimmen, sondern einfach zeigen, daß wir weiterhin alle in einem Boot sitzen und mit viel Herzblut für den HSV arbeiten. Die Mannschaft kann das aber nur kurzfristig auffangen. Wir haben jetzt die letzte ernstzunehmende Chance, konzeptionell zu arbeiten. Sportlicher Erfolg macht immer auch ein ruhigeres Arbeiten im Umfeld möglich.
Die Welt: Sind Sie als Manager mit dem derzeitigen Krisenmanagement zufrieden?
Schmäschke: Die kurzfristige Entscheidung der Entlassung von Christian hat viel Zeitdruck mit sich gebracht. Es mußte alles sehr schnell gehen. Vielleicht hätte man den Entschluß anders transportieren können, auch wenn alle Wege eingehalten wurden. Insgesamt kann man nie zufrieden sein, wenn man einen Trainer entläßt.
ZitatAlles anzeigenMachtspiele fordern das nächste Opfer
Die Trennung von Trainer Fitzek offenbart erneut interne Probleme beim HSV Handball - Schwalb soll kommen
von Julien WolffAnstelle von Christian Fitzek leitete gestern Thomas Knorr die Trainingseinheit der HSV-Handballer. Der Chef-Trainer der Hamburger war am Montag entlassen worden. Nach einer Präsidiumssitzung hatte Präsident Andreas Rudolph, sein Vize Dieter O. Jost und Manager Dierk Schmäschke Mannschaft und Trainer über die Entscheidung informiert. Daß kurioserweise der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Grollmann im Gegensatz zu seinen Kollegen Thomas Poullain und Fritz Bahrdt bei der Sitzung nicht zugegen war, sei "ein Zufall" gewesen. Die beiden hätten den Präsidiumsmitgliedern lediglich über eine Sitzung der vergangenen Woche berichten wollen. Fitzek selbst wollte sich "aus Selbstschutz" auch am Dienstag nicht zu seiner Entlassung äußern.
Nach der Trennung von Bob Hanning ist es die zweite Trainerentlassung innerhalb von nur fünf Monaten. "Es mußte etwas passieren, zuletzt hat der letzte Kick gefehlt. Wir mußten ein Zeichen setzten", sagte Jost bei der Sendung "Rasant" auf Hamburg 1. Fitzek sei wohl zu kameradschaftlich gewesen. "Und das", so Jost weiter, "nutzt jede Mannschaft für sich aus." Im Gegensatz zur Situation im Mai, als die Profis Hanning gestürzt hatten, scheint die Mannschaft diesmal lediglich durch ihre zuletzt schwachen Leistungen für den Trainerwechsel verantwortlich zu sein. "Wir hätten nicht zugelassen, daß die Mannschaft den Trainer killt", so Jost.
Nun sollen vielmehr auch die Spieler für ihr Versagen büßen. Das Gehalt der Profis soll zunächst um einen zweistelligen Prozentsatz gekürzt werden. Nur wenn man sich am Saisonende für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert, wird das Geld doch noch ausgezahlt. Nun werde sich der Charakter der Mannschaft zeigen, meinen die Verantwortlichen.
Dabei bleibt zu bedenken: Wenn das Präsidium von den Spielern Charakter fordert, sollte es diesen auch selbst vorleben. Der Umgang der Clubführung mit Fitzek war indes von Beginn an fragwürdig. Seine Autorität wurde durch Präsident Rudolph schon vor seinem Amtsantritt untergraben, als der Vorsitzende seine Inthronisierung lang hinauszögerte und Gespräche mit anderen Kandidaten führte. Am Tag seiner Entlassung hatte Rudolph nachmittags noch betont, daß nichts passieren werde, was eine Pressekonferenz nötig mache.
Zudem stellte die Vereinsführung erneut unter Beweis, daß sie in kritischen Situationen kaum in der Lage ist, sich professionell zu verhalten, Krisenmanagement war kaum zu erkennen. Ohne alle Spieler vorher informiert geschweige die rechtliche Grundlage abschließend geprüft zu haben, verkündete Vize-Präsident Jost bei "Rasant", daß ein Teil der Spielergehälter eingefroren werden soll. Vor allem den Sponsoren wird diese Außendarstellung ein Dorn im Auge sein.
Dabei hätte es der HSV dringend nötig, ein gutes Bild abzugeben, lassen doch die Besucherzahlen stark zu wünschen übrig. Die bisherigen fünf Heimspiele besuchten im Schnitt nur 5889 Zuschauer. Kalkuliert hat der Verein mit einem Schnitt von knapp 6500. "Wir sehen uns das noch zwei Jahre an", hatte Jost nach der Partie gegen den deutschen Meister THW Kiel Anfang September im kleinen Kreis verlauten lassen. Obwohl zu dem Nord-Derby rund 6000 Kieler Fans angereist waren, blieben selbst bei dieser Begegnung 2000 Plätze in der Color Line Arena leer.
Spätestens in zwei bis drei Wochen will man einen neuen Chef-Trainer präsentieren. "Wir erwarten, daß sich jetzt Trainer bei uns melden", meint Jost und setzt sich so dem Verdacht aus, die Angelegenheit recht blauäugig zu betreiben. Andererseits aber sickerte bereits durch, daß Martin Schwalb künftig für die Mannschaft verantwortlich sein soll. Der 42 Jahre alte Trainer steht derzeit bei der HSG Wetzlar unter Vertrag. Gegen eine vermutlich sechsstellige Ablösesumme könnte er den Verein, der Geld für neue Spieler benötigt, wohl verlassen. "Hamburg hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt", sagte am Dienstag HSG-Manager Rainer Dotzauer.
Heute tritt der HSV in der Köln-Arena beim Tabellenzweiten VfL Gummersbach an, gemeinsam mit Schmäschke wird Rudolph die Mannschaft betreuen.
Sehr schön ist auch diese Passage aus dem Abendblatt
Zitat[...]Der dürfte aussehen wie üblich: Der Präsident macht sein privates Portemonnaie auf. Entsprechend wenig gewillt scheint Rudolph, sich bei der Trainerfrage hereinreden zu lassen: "Diese Entscheidung behalte ich mir schon selbst vor, schließlich bezahle ich ihn."[...]