Vielleicht auch mal ein ganz intereseantes Thema in der Handball Bundesliga. Anlässlich des 50ten Geburtstags von unserem Betreuer "Conny" starte ich mal ein neues Thema ....
ZitatAlles anzeigenDer Betreuer der SG Kronau/Östringen steht heute im Mittelpunkt
Conny - im Auftrag der Löwen ständig auf Achse
Die Rhein-Neckar Löwen sorgen in der Handball-Bundesliga für Furore. Der Sprung nach oben wurde - Trainer Rolf Bechtold sei Dank - doch noch über den Umweg Relegation geschafft. Seit dem Aufstieg hat sich bei der SG Kronau/Östringen einiges verändert. Coach Iouri Chevtsov löste den Realschullehrer aus Rettigheim ab. Acht Spieler gingen, genauso viele kamen. Mit dem Umzug in die Mannheimer SAP Arena als neuer Spielstätte, nahm auch mehr Professionalität Einzug bei der SG. Das betrifft unter anderem eine Position, bei der der Klub nur zu gerne auf Altbewährtes zurückgriff: Konrad Hoffmann gab seinen Beruf als Schreiner auf und wurde zum hauptamtlichen Betreuer.
Das Östringer Urgestein nimmt sich bereits seit über 23 Jahren den kleinen und größeren Sorgen der Handballer an. "Als der TSV in der 1. Division spielte, fing alles an", erinnert sich Hoffmann. Damals bat der stellvertretende Bürgermeister Gerold Fellhauer um Unterstützung des Vereins. Anita und Konrad Hoffmann sagten spontan zu. Anita wurde Zeitnehmerin und gehörte bald zur Bewirtungscrew in der Stadthalle, und Conny avancierte zum "Mädchen für alles". Inzwischen hat er einige Trainer kommen und gehen sehen. Die längste Zeitspanne verbrachte er mit Michael Roth, der zehn Jahre die sportliche Verantwortung trug und auch Antreiber war, dass der Betreuer nach einer Auszeit zur ersten Mannschaft des TSV Baden Östringen zurückkehrte. Ex-Nationalspieler Roth, heute Trainer des Bundesligisten TV Großwallstadt, erinnert sich: "Conny war die perfekte Lösung, auf ihn ist hundertprozentig Verlass. Er lebt für den Handball." Obwohl Conny selbst nie gespielt hat. "Ich bin balltechnisch nicht sonderlich begabt", gibt er schmunzelnd zu.Im Hause Hoffmann, unweit der Östringer Stadthalle, hielt Coach Roth so manche Sitzung ab - bei gutem Essen (nicht selten verputzten die Handballer 70 Knödel und fünf bis sechs Kilo Gulasch) in familiärer Atmosphäre. "Es entstand über die Jahre hinweg ein freundschaftliches Verhältnis, das bis heute Bestand hat. "Ich habe Conny ja fast mehr gesehen als meine eigene Ehefrau", lacht Michael Roth - und der TVG-Trainer startet schon mal einen Abwerbeversuch: "Wenn es bei den Kröstis nicht mehr klappt, kann Conny jederzeit zu mir kommen."
Ehe neue Spieler der SG Kronau/Östringen den Weg in die Sporthalle finden, lernen sie meistens zuerst die Östringer Mozartstraße kennen. Dort leben die Hoffmanns. Und dort fühlte sich einst auch Nationalspieler Christian Zeitz (fast täglich) sehr wohl: Noch immer besteht ein enger Kontakt zu dem Linkshänder des deutschen Meisters THW Kiel. Ehe Andrej Klimovets mit seiner Familie in Langenbrücken ein Haus bezog, wohnte der Kreisläufer - natürlich - bei Conny. Die Handball-Pension Hoffmann - eine Art Auffangstation für Ankömmlinge: "Wenn wir gebraucht werden, sind wir da", bringt Ehefrau Anita das Engagement der Familie (mit den Töchtern Melanie und Isabell) auf den Punkt.
Drei bis vier Stunden täglich war Conny Hoffmann schon während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Handballer unterwegs. Trikots waschen, bei der Wohnungssuche behilflich sein, mal eben einen Föhn oder einen Toaster besorgen, Kaffee und Kuchen sowie eine reichhaltige Vesper für die Auswärtsfahrten zusammenstellen: "Manchmal haben wir auch draufgelegt", bestätigt Hoffmann, will davon aber nichts mehr wissen. Halbe Sachen sind nicht sein Ding. Geht nicht, gibt's nicht bei dem Hobbyläufer, der beim Frühlingslauf in Rot die Halbmarathonstrecke über 21,1 Kilometer in 1:37,00 Stunden absolvierte. Er macht für seine Jungs von der SG Kronau/Östringen so ziemlich alles. Zuletzt organisierte er russisches Fernsehen für Neuzugang Dimitri Torgowanow und einen Krabbel- und Schwimmkurs für Nikita, den zweijährigen Sohn von Oleg Velyky. "Der Spaßfaktor ist all die Jahre nie verloren gegangen", bestätigt der Betreuer, der seit dem 1. September bei der SG angestellt ist und sich nun quasi von morgens bis abends um die Truppe kümmert.
Um Conny die Arbeit etwas zu erleichtern, schaffte Geschäftsführer Uli Schuppler eine riesige Waschmaschine für 7500 Euro an. "Es war schon immer unser Traum, einheitlich gekleidet wie beispielsweise der FC Bayern München aufzutreten. Als der Aufstieg perfekt war, packten wir dieses Unterfangen - auch im Zuge, immer professioneller zu werden - an", berichtet Schuppler. Die Folge: Auf Conny kam wesentlich mehr Wäsche zu. Nun nimmt die große Maschine in der Garage ihren Platz ein, ein Trockner soll noch folgen. Ob früher als Spieler oder heute als Geschäftsführer - Schuppler kann ganz genau beurteilen, was Hoffmann für die SG bedeutet: "Conny ist für den Verein einfach unersetzlich. Für viele Spieler ist er nicht nur Betreuer, sondern ein väterlicher Freund." Auch Rolf Bechtold schätzt Hoffmann sehr: "Conny steht für Loyalität und Ehrlichkeit", formuliert der Coach der Regionalligatruppe - und trifft damit genau ins Schwarze.
Hoffmann freut sich über jeden Sieg des Bundesliga-Neulings wie ein Schneekönig, großartig Spiele analysieren will er aber nicht. "Dafür ist der Trainer zuständig", sagt der Östringer. Für ihn genießt oberste Priorität: Seinem Team darf es an nichts fehlen. Deshalb endet ein Arbeitstag mitunter nicht vor Mitternacht. "Conny ist die gute Seele der Mannschaft. Für ihn", so beschreibt "Oberlöwe" Iouri Chevtsov mit einem Lächeln, "ist es wichtiger, dass meinen Spielern der selbst gebackene Kuchen schmeckt." Übrigens sehr zum Leidwesen des Weißrussen, der bei der jüngsten Auswärtsfahrt die Anzahl der süßen Teile zurückfahren ließ. "Die gute Verpflegung hat sich zu sehr auf der Waage bemerkbar gemacht."
Conny Hoffmann - im Auftrag der Löwen ist er ständig auf Achse, umsorgt die Akteure, die auf dem Parkett die Hauptrollen spielen, während er lieber im Hintergrund agiert und mit viel Herzblut seinen Job verrichtet. Heute allerdings steht der Betreuer im Mittelpunkt. Wenn er in Östringen seinen 50. Geburtstag feiert, werden etwa 140 Handballer oder Fans dieser Sportart mit ihm anstoßen und ihn hochleben lassen. Und das hat er sich allemal verdient. Ute Krebs
© Sonntag Aktuell - 09.10.2005