Spätestens am 25. Mai wird die Lizenzfrage öffentlich beantwortet. Grund genug, diesem Thema einen eigenen Thread zu widmen.
Dazu passend und als Einleitung ein Interview von N24 mit Frank Bohmann, dass am 14. Mai erschienen ist:
ZitatAlles anzeigenFrage: Das anstehende Lizensierungsverfahren verspricht Brisanz. Einige Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga stecken in großen finanziellen Nöten oder stehen vor der Insolvenz. Wird im deutschen Handball unseriös gewirtschaftet?
Frank Bohmann: Nein, es wird nicht unseriös gewirtschaftet. Der weit überwiegende Teil der Klubs wirtschaftet blitzsauber. Was man nicht verhehlen kann ist, dass einige Klubs möglicherweise ein zu großes Risiko eingegangen sind. Wir haben derzeit ein sehr schwieriges Umfeld. Diese Pauschalierung des ‚unseriösen Wirtschaftens’ lasse ich aber dennoch nicht zu.
Frage: Was meinen Sie mit zu ‚großem Risiko’?
Bohmann: Es kann ganz verschiedene Gründe geben, warum es einem Verein schlecht geht. Es kann sich tatsächlich um Misswirtschaft handeln. Das ist der Fall, wenn ein Verein völlig falsch plant. Es kann aber auch sein, dass sich die Rahmenbedingungen ändern, wofür der Verein nur bedingt etwas kann. Wenn ein großer Sponsor kein Geld mehr bezahlt, weil er selber in Konkurs geht, ist das nicht die Schuld des Vereins. Was wir im Rahmen des jetzigen Lizensierungsverfahrens festgestellt haben, ist zum einen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und zum anderen die Planungstreue der vergangenen zehn Jahre der jeweiligen Lizenzinhaber. Wir konnten sehen, bei wem es über die Dauer der Zeit geklappt hat, und wenn es mal nicht geklappt hat, ob dagegen gesteuert wurde. Wenn sich der Verein also in einem Jahr mal um zehn Prozent vertan hat, was bei einem Etat von beispielsweise dreieinhalb Millionen Euro schon 350.000 Euro ausmacht, dann muss man sehen, dass das in den nächsten drei Jahren wieder aufgefangen wird. Darauf müssen wir achten.
Frage: Kalkulieren die Vereine zu gutgläubig?
Bohmann: Ich habe jetzt gerade von der Fußball-Bundesliga gehört, dass zehn Vereine mit der Teilnahme an der Champions League planen. So viele Plätze gibt es aber nun mal nicht. Ähnlich ist es auch in der Handball-Bundesliga. Es können nur fünf Vereine die ersten fünf Plätze einnehmen. Wenn also zehn oder zwölf Vereine mit einem Platz unter den ersten fünf planen, dann ist das Risiko einfach zu hoch.
Frage: Wer wird am 25. Mai auf der Strecke bleiben?
Bohmann: Dazu möchte ich keinen Kommentar abgeben.
Frage: Die HBL scheint das Risiko eines Lizenzentzuges durch das hauseigene Verfahren nur minimieren nicht aber auszuschließen zu können. Eine Reformierung der Lizenzvergabe scheint angebracht. Welche Mechanismen gibt es ganz konkret, um die Risiken zu vermindern?
Bohmann: Wir werden der Gesellschafterversammlung im Juni modifizierte Richtlinien vorstellen, die genau diese Risikominimierung bewirken werden. Diesen Modifikationen muss die Gesellschafterversammlung zustimmen.
Frage: Können Sie einige Vorschläge erläutern, die sie machen werden?
Bohmann: Kann ich nicht, nein. Derzeit sind die Lizenzierungskommission und der Vorstand der HBL über die Vorschläge informiert.
Frage: Entsteht dem Handball nicht ein großer Imageschaden durch die momentanen Negativ-Schlagzeilen?
Bohmann: Natürlich. Schlagzeilen, dass Vereine insolvent gehen oder Spieler nicht bezahlt werden, sind für das Image katastrophal.
Frage: Wie wird die Handball-Bundesliga die Finanzkrise meistern?
Bohmann: Vereine, bei denen wir feststellen, dass sie über eine längere Zeit nicht in dem Maße gewirtschaftet haben, wie wir uns das vorstellen, werden wir sehr viel enger an uns binden. Wir werden das Lizensierungsverfahren bei einigen Vereinen nicht auf die Phase März bis Mai beschränken, sondern wir werden diese Klubs das ganze Jahr über begleiten.
Frage: Bei der SG Wallau/Massenheim und Post Schwerin sind über Monate keine Gehälter gezahlt worden. Schwerin aber durfte zum Beispiel trotz augenscheinlicher Finanznöte noch mehrere Spieler holen, ehe publik wurde, dass es seit Januar keine Gehaltszahlungen mehr gegeben hat. Wie ist das möglich?
Bohmann: Dieses Vorgehen erfolgte nach Maßgabe unserer Richtlinien. Hier gibt es Nachbesserungsbedarf.
Frage: In der Liga war man besonders auf den HSV Hamburg sauer, der zur Lizenzerlangung falsche Zahlungen vorgelegt hat. Der Vorwurf der Konkurrenz lautete, der Klub habe die Spielgenehmigung nur erhalten, weil die HBL den Standort Hamburg erhalten wolle? Hat Sie das getroffen?
Bohmann: Ich möchte zu einzelnen Vereinen nichts sagen. Nur so viel: Wir werden das Verfahren unabhängig von Namen und von Marken durchführen.
Frage: Der HSV ist auch das beste Beispiel für einen viel zu teuren Kader. Sind die derzeit bezahlten Spielergehälter angemessen - zumal in Relation zur Wirtschaftskraft der meisten Klubs?
Frank Bohmann: Die Spieler sind das herausragende Kapital. Aber sicher sind die Spielergehälter in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Darüber muss jeder einzelne Verein nachdenken. Viele Vereine können sich die teuren Spieler leisten. Dem THW Kiel oder der SG Flensburg-Handewitt beispielsweise muss ich nicht vorschreiben, wie viel sie für ihre Spieler zu bezahlen haben. Bei anderen Vereinen muss man sicherlich Fürsorge tragen.
Frage: Dem Handball fehlt das, was der Fußball hat: Fernsehgelder in Hülle und Fülle und eine latente Medienpräsenz. Wird es ein ewiger Traum bleiben, dem Handball einen größeren medialen Stellenwert zu verschaffen?
Bohmann: Die mediale Präsenz hat sich in den letzten zwei Jahren um fünfzig Prozent erhöht. Nach wie vor ist sie natürlich nicht so hoch wie beim Fußball, und sie wird es auch nicht werden. Aber wir sind in dieser Sache gut unterwegs und sicherlich auch besser als unsere direkten Mitbewerber. Die mediale Darstellung ist das A und O meiner Arbeit.
Das Interview mit Frank Bohmann führte Markus Wanderl
(N24.de, Netzeitung)