Und das schreibt die Welt:
ZitatAlles anzeigenRetter für einen Frühling
Ungar Mocsai soll Handball-Bundesligisten Gummersbach auf Erfolg trimmenvon Arnulf Beckmann
Gummersbach - Die Osterüberraschung war gelungen: Statt Eiersuche und Feiertagsfaulheit stand am Montag um 17.00 Uhr für die Profis des VfL Gummersbach hartes Training auf dem Programm. Direkt zum Amtsantritt ließ der neue Coach Lajos Mocsai die Spieler des Handball-Bundesligisten kräftig schwitzen.
Ganze fünf Tage haben die Verantwortlichen des oberbergischen Traditionsvereins gebraucht, um den 51 Jahre alten Ungarn als Nachfolger für den Mitte vergangener Woche geschaßten Coach Richard Ratka zu verpflichten. "Ich bin sicher", schwärmt Gerd Rosendahl, Aufsichtsratmitglied der VfL Handball Gummersbach GmbH, "daß wir mit der Entscheidung richtig liegen."
Der Ungar Mocsai ist schließlich ein Mann mit Renommee, von 1989 bis 1998 trainierte er Lemgo und gewann mit dem TBV den deutschen und den EHF-Pokal. Danach übernahm er TuS Nettelstedt. Nach seiner Rückkehr in die ungarische Heimat diente der Verband ihm das Amt des Nationaltrainers der Frauenauswahl an, mit der er 2000 in Sydney gleich die Silbermedaille gewann.
Im Hauptberuf hält Mocsai gegenwärtig eine Hochschulprofessur an der Semmelweis-Universität in Budapest - genau deshalb mag er nicht lange in Deutschland bleiben. "Ich bin lediglich bis zum Sommer freigestellt", so der Handball-Fachmann, "insofern ist mein Engagement beim VfL von vornherein zeitlich limitiert."
Nur eine Lösung bis zum Saisonende also - das Aufgabenpaket, das an den Ungarn herangetragen wird, ist dennoch ambitioniert. Mocsai soll richten, was Ratka und seinem Team nicht gelungen ist: die Konsolidierung auf hohem Niveau.
Mit Tabellenplatz sechs und der damit verbundenen Europacup-Qualifikation nach 13 Jahren internationaler Abstinenz hatte sich der zwölfmalige Deutsche Meister am Ende der vergangenen Saison bereits auf dem besten Weg gewähnt, wieder eine führende Kraft in der Liga zu werden. Doch jetzt, zehn Spieltage vor Saisonende, droht der Verein die bescheidenen Saisonziele - mindestens Platz fünf und die erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb - zu verfehlen. Als Ratka die Zügel beim Tabellenachten straffte, "ging nichts mehr", so der Aufsichtsrats-Vorsitzende Hans-Peter Krämer. "Jedwede Verständigung war dahin."
Also mußte Ratka gehen, soll doch die erfreuliche Entwicklung weitergehen, die mit dem Erreichen des Halbfinales im EHF-Cup gegen den SC Magdeburg (Hinspiel am 6. April) ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.
Da das Team im Sommer noch einmal verstärkt wird und die Köln-Arena gleich elf Bundesliga-Auftritte erlebt, ist der Kader zum Erfolg verdammt. Ein Etat von rund fünf Millionen Euro muß refinanziert werden, deshalb gilt im kommenden Jahr die Qualifikation zur Champions League als Pflicht. Druck, den Krämer an die Mannschaft weitergibt. "Das müssen die Spieler aushalten. Schließlich haben wir vermutlich die bestbezahlte Truppe der Bundesliga."
Artikel erschienen am Mi, 30. März 2005