...und könnte viel erzählen, mein Heimatverein ist Fortschritt Weißenfels, ich habe Inge selbst gekannt (sie wusste, dass ich der Stift des damaligen Torwarts der ersten Männermannschaft war). Inge Schanding ist leider Anfang der 80er Jahre an Krebs gestorben, sie hat einen Sohn hinterlassen, der heute ca. 40 Jahre sein dürfte, und später zu den Gedenkturnieren stets eingeladen worden war. Der Nachfolger von Fortschritt Weißenfels ist der heutige Weißenfelser HV, die ersten Männer spielen in der Verbandsliga, die ersten Frauen haben eine Spielgemeinschaft mit Großgrimma. Die letzte gaaanz große Spielerin aus diesem Verein war Susanne Henze (viele Grüße an Susi), die vor wenigen Jahren noch in der deutschen Nationalmannschaft und Buxtehude im Kader stand. Die Gedenkturniere gibt's momentan nicht mehr, die Frauen und Männer (beziehungsweise die Funktionäre dahinter) scheinen nur noch Trouble miteinander zu haben, weswegen Kraft und Konzentration für solche Sachen fehlen. Das hätte Inge Schanding nicht verdient. Sie war - nach der längeren Babypause - in der Mitte der 70er Jahre in die erste Frauenmannschaft zurückgekehrt. Zeitgleich wurde in Weißenfels die größere Sporthalle West eingeweiht. Fortan mutierte die erste Frauenmannschaft vom ersten Abstiegskandidaten in der Bezirksliga zur Spitzenmannschaft in der zweiten Liga. Sie stand zwei Mal vor der Rückkehr ins Oberhaus. Doch dann hätte Inge Schanding (damals 43 Jahre) definitiv aufgehört. Das heißt, dass Inge in den letzten Punktspielen in der Saison nicht mehr mitmachte und dadurch die letzten zwei, drei Spiele verloren wurden. Wenn ich mich richtig erinnere, profitierte mal Halloren Halle (ein Vorgänger von Union Halle-Neustadt) beziehungsweise Umformtechnik Erfurt (ein Vorgänger der Thüringer HC) davon.
Andere Antwort: In der DDR konnte man normalerweise an den Vereinsnamen erkennen, wer Träger (heute Sponsor) des Vereins war. Aktivist=Kohlebergbau, Chemie=Chemieindustrie, Dynamo=Polizei oder Sicherheit, Empor=Nahrungsmittelindustrie, Fortschritt=Bekleidungsindustrie, Motor=Metall oder Maschinenbau, Turbine=Energiewirtschaft, Traktor=Landwirtschaft, Vorwärts=Armee, Wismut=Uranbergbau ... die Liste könnte man weiter führen. Es gab aber auch Ausnahmen, wozu Fortschritt Bischofswerda, dessen Träger, das Landmaschinenwerk, VEB Fortschritt hieß. Eigentlich hätten die Fußballer eher "Motor" oder "Traktor" oder "Mähdrecher" heißen müssen.
Die Sportclubs wurden in den 50er Jahren gebildet. Da haben die Vereine eines Industriezweiges die besten Sportler zu ihrem Sportclub geschickt. Ergo: Die besten Sportler der Armee wurden bei Vorwärts Berlin, die besten Sportler von Chemiebetrieben bei Chemie Halle, die besten Sportler der Bekleidungsindustrie bei Fortschritt Weißenfels (der Sitz des Kombinates) konzentriert. Prompt spielten die Fußballer von Fortschritt Weißenfels sechs Jahre in der ersten Liga ... doch dann wurde 1964-1966 alles neu geordnet, da wieder mal die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft verpasst worden war. Deswegen haben die meisten Fußballclubs wie 1. FC Union Berlin, FC Rot-Weiß Erfurt, 1. FC Magdeburg, FC Hansa Rostock in diesem Zeitraum einen Namenswechsel vollzogen.