Original von nosp52
Hallo Enno2,
Dein Optimismus für die Zukunft in allen Ehren. Und jeder deutsche
Handballfreund wäre glücklich, wenn sich Deine positiven Erwartungen
verwirklichen würden.
Deine statistischen Argumente erinnern mich auch etwas an die Analysen, die inzwischen zu den Spielen des Damenteams bei der WM 2009 veröffentlicht werden. Es wird schöngeredet.
Bei den Beispielen zu den "knappen" Ergebnissen des Herrenteams lässt sich doch anmerken, dass die Gegner das Spiel relativ frühzeitig im Griff hatten, mit stabiler Abwehr die z.T. hektischen Deutschen zu "Wegwerfaktionen" zwangen oder sehr durchsichtige Anspielversuche zum Kreis abfingen. Die Folge waren leichte Gegenstoßtore. Die Gegner begannen bei komfortablen, stabilen
Ergebnisvorsprüngen frühzeitig mit dem Einwechseln der Ergänzungsspieler und so manch einer der gegnerischen Spieler
nahm sich einen Wurf oder ein Anspiel das riskant war und die Deutschen u.U. das Ergebnis verkürzen liess.
Auch bei mir als TV-Zuschauer keimte die Hoffnung auf, als mit kämpferischem Einsatz der Rückstand verkürzt wurde und ich schimpfte auch auf Schiris, die mit unverständlichen Entscheidungen gegen uns,das Fünkchen Hoffnung austraten.
Ich bin aber auch der Ansicht, dass einige Ergebnisse noch wohlwollend knapp ausfielen, weil die Gegner nicht volle Pulle durchgespielt haben.
Wir hatten kein Abwehrbollwerk, um auch eine effektive 1. und 2.Welle
konstant und erfolgreich zu spielen und der Positionsangriff krankte daran, dass keine Einzel- und Gruppenaktion sauber,d.h. gegnerbindend, gespielt wurde. Und das ist die Grundlage um mit schnellen Pässen Torwurflücken zu schaffen. Stress und allgemeine Kopflosigkeit in der Ausführung der Spielaktionen liessen den Eindruck entstehen, dass es deutsche Nationalspieler aus der stärksten Liga der Welt gibt, die gravierende Defizite in den Grundlagenfertigkeiten,dem Handball-ABC haben.
Die im time-ot geforderten Spielübergänge bringen eine gewisse Ordnung im method. Herbeiführen von Überzahlsituationen,erfordern aber auch eine individuelle Klasse in der Entscheidungssituation,im Erkennen des Vorteils, der Qualität des Durchbruchs,des Torwurfs oder des Anspiels. Diese Qualität war individuell nicht sichtbar.
Daraus erklärt sich auch die Unfähigkeit 6:5 oder 6:4 Überzahlsituationen
mit Torerfolgen zu gewinnen, im Gegenteil, der Stress des verlorenen Balles im Angriff wirkte noch im anschliesseneden Abwehrspiel nach.
Wieviele eigene Überzahlsituation führten zu Torerfolgen des Gegners.
Ergebnismässig sah es vielfach am Ende noch so gut aus, als hätten wir eine Chance gegen den Gegner gehabt, der angesichts klarer Tordifferenzen aber auch in der Konzentration,dem Spieltempo oder der Disziplin nachgelassen hatte,Kräfte schonte, so dass das Ganze mit dem kämpferischem Einsatz der Deutschen noch geschönt werden konnte.Wenn dann noch nach dem Spiel von den Kommentatoren der Kampfgeist und Einsatz in den Vordergrund gestellt werden und das emotionale Erlebnis für den Zuschauer hervorgehoben wird, meinen manche der Verantwortlichen noch, dass es gut gewesen sei. Auch Schwalb entpuppte sich als "Softie-Kommentator". Den möchte ich mal erleben,wenn sein HSV so spielen würde. Ein HB-Männchen wäre nichts dagegen.
Ich hatte immer den Eindruck, dass die individuelle Stärke einzelner gegnerischer Spieler, mit sicheren,technisch/motorisch kontrollierten Aktionen im Durchbruch,Torwurf oder Anspiel immer ausgereicht hätten auch wieder die lockere Leine anzuziehen,wenns nötig gewesen wäre.
Bei Deutschland habe ich solche individuell starken,ausgebufften Akteure vermisst, die das kontrolliert und clever ausführen.Ich meine, dass man nicht vom Balkan oder aus Skandinavien kommen muss , um clever Handball zu spielen !
Beim DHB-Team gab es neben viel Kopflosigkeit,Verzweiflung und Hilflosigkeit auch Phasen von bewunderswertem Kampfgeist, starkem körperlichen Einsatz, und glücklichen Torwürfen. Demgegenüber standen aber viele Torwürfe,die für den gegn.TW kein Problem waren, verballerte 100%ige, durchsichtige Anspielversuche zum Kreis und Fehlpässe im Querspiel des Rückraums,weil sehr oft der zeitl.-räumliche Ablauf zwischen benachbarten Positionen ohne jegliche Harmonie war.
Die Aussen wurden nicht ins Spiel einbezogen und auch nicht in den Parallelstoß gebracht ,weil keine Aktion der Rückraumspieler auf die Nahtstelle 1/2 ging.
Das Angriffspiel war das schwächste aller Endrundenteilnehmer, die Abwehr harmonierte nicht, die gegnerischen Schlagwurfschützen hatten nach sauber gespielten Gruppenaktionen immer das ganze Tor vor sich und liessen den Keepern kaum eine Abwehrchance.
Die Statistik der knappen Ergebnisse stellt das Ganze viel positiver dar, als es in in der spielerischen Realität auf dem Spielfeld war.