So, noch ein Eintrag zum Thema:
Ich habe mal die Argumente zusammen geschrieben die ich sehe. Die Liste ist wahrscheinlich nicht vollständig, trotzdem. Hier ist sie:
Zum heutigen Tage erscheinen zwei Versionen einer Stichtagsänderung wahrscheinlich.
1. Änderung des Stichtages zum 01.07.
2. Beibehaltung des Stichtages 01.01., jedoch Verschiebung der Jahrgangseinteilungen um 1 Jahr nach vorne.
Zu Variante 1. möchte ich folgende Argumente die dagegen sprechen anführen:
a. Die internationalen Stichtage sind zum 01.01. ausgelegt. Die Auswahlmannschaften des DHB die an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, unterliegen ebenfalls einer Einteilung mit Stichtag 01.01..
b. Sämtliche Kreis- Bezirks, und Landesverbandsauswahlen sowie die Regionalverbandsauswahlen sind nach Jahrgängen zusammengestellt. Hinter diesen Auswahlen stehen natürlich auch altersbedingte Trainingsinhalte und Spielformen. Die heutige direkte Zuordnung von sportlicher Entwicklung sowie Überprüfung der sportlichen Leistungsfähigkeit zu einer bestimmten Altersstufe würde erheblich erschwert.
c. Vereinsmannschaften die an internationalen Turnieren teilnehmen möchten, würden erhebliche Probleme mit der Altersklassenzugehörigkeit haben. Mindestens würden die deutschen Vereinsmannschaften gegen, im Schnitt 6 Monate, ältere Gegner antreten. Einem Hauptziel des Sports, nämlich der internationalen Jugendbegegnung würden erhebliche Hindernisse in den Weg gelegt.
d. Heute existierende Jahrgangsmannschaften würde auseinandergerissen.
e. Speziell die derzeitigen reinen, oder überwiegend aus Jungjahrgang bestehenden Mannschaften müssen aufgrund der natürlichen körperlichen Altersunterschiede mit Nachteilen leben. Es gibt eine riesige Anzahl Mannschaften die von dem Gedanken leben das sie nächstes Jahr Altjahrgang und dann hoffentlich am Gewinnen sind. Das beginnt in den Regional- und Oberligen und endet in der letzten Kreisklasse. Dies ist eine Tatsache, aus der Zehntausende dem Jungjahrgang angehörigen Kindern und Jugendlichen, Jahr für Jahr die Motivation für ihren Sport beziehen. Das kann man nicht außer Betracht lassen. Eine, wenn auch nur einmalige, Missachtung dieses Faktes dürfte einen hohen Verlust an jungen Sportlern für den Handball zur Folge haben.
f. Die derzeitigen Einteilungen und Inhalte der RTK sind nach Altersstufen geordnet. Ferner haben die einzelnen LV in Ihren Regelumsetzungen zur RTK die entsprechenden notwendigen Spielformen jeweils den in der RTK vorgesehenen Altersstufen zugeordnet. Als Einmaleffekt würden 50 % der Kinder ein Ausbildungsjahr überspringen und nicht mit den notwendigen Trainingsinhalten und den vorgesehenen Spielformen konfrontiert werden.
Zu Variante 2 sehe ichr folgende Bemerkungen als notwendig an.
1. Alle Jahrgangsmannschaften bleiben zusammen. Tatsächlich jedoch, gäbe es im Wettbewerb der Saison 08/09, eine erhebliche Verschiebung der sportlichen Chancen, zugunsten der in ungeraden Jahren geborenen Kinder und Jugendlichen. Aufgrund der im Handball seid Jahrzehnten üblichen Altersstufenwechsel im Zweijahresrhytmus gibt es eine als selbstverständlich angesehene Wellenbewegung der sportlichen Leistungsfähigkeit und deren Messbarkeit. Messbar sind Leistungen im Hallenhandball letztlich nur durch Ergebnisse und Tabellen sowie Meisterschaften. Ein unumstößlicher Fakt im sportlichen Wettkampf. Es ist nicht mit dem sportlichen Fair Play Gedanken in Übereinstimmung zu bringen warum eine, überwiegend mit 91ern besetze Mannschaft in der Saison 07/08 Deutscher Meister werden kann und dann in der nachfolgenden Saison wieder als sportlich leistungsfähigerer Altjahrgang in den Wettbewerb starten darf. Einer 92er Mannschaft würde konträr dazu die Chance als Altjahrgang in der B-Jgd. in der Saison 08/09 um Meisterehren zu spielen, weitestgehend genommen. Diese Beispiele lassen sich über alle Leistungsklassen und alle Altersstufen in großer Anzahl fortführen. Einen sportlichen Vorteil gewähren aufgrund der Gnade der Geburt in ungeraden Jahrgängen? Das kann wohl nicht das Ziel sein.
2. Der gesamte Aufbau der Rahmentrainingskonzeption setzt auf das Verhältnis der natürlichen körperlichen Leistungsfähigkeit in einer bestimmten Altersstufe und den zugehörigen Trainingsinhalten. Sämtliche Kinder und Jugendlichen wären in Zukunft gezwungen die Ausbildung in einem Jahr weniger zu durchlaufen als bisher. Tatsächlich jedoch passt die Entwicklung des Lebensumfeldes der heutigen Kinder und Jugendlichen nicht zu einer Verkürzung der sportlichen Ausbildungszeit. Sämtliche Veröffentlichungen der letzten Jahre sprechen von einer dramatisch verschlechterten Allgemeinsportlichen Ausbildung unserer Kinder. Diese Situation kann nur durch mehr Training und einer längeren Verweildauer in der Ausbildung, im allgemeinsportlichen Bereich verbessert werden. Eine Verkürzung und damit ein um ein Jahr früheres Erreichen der Altersklassen in denen Taktik und Positionsspezialisierung auf dem Trainingsplan steht wird die allgemeinsportliche Ausbildung der Kinder im großen Stil verschlechtern.
3. Gerade in den Altersstufen in denen Kinder heute zum ersten mal mit Handball in Kontakt kommen (Minis bis D-Jgd.) ist ein Jahr Spielerfahrung mehr oder weniger in der Form 4+1 oder in der offenen Manndeckung / offensiven Raumdeckung mitentscheidend über die sportliche Zukunft der Nachwuchshandballer/innen. Dieser Fakt wird leider völlig missachtet.
4. Die technische Entwicklung der Kinder steht in engem Zusammenhang mit der Fähigkeit mit dem Ball umzugehen. Mit dieser verschobenen Altersstruktur um ein Jahr werden die Kinder gezwungen ein Jahr früher mit dem jeweils nächstgrößeren Ball zu spielen. Eine Auswirkung die völlig entgegen des Verhältnisses biologischer und balltechnischer Entwicklungsstand gegen die Ballgröße steht. Auswirkung wird hier eine schlechtere Balltechnik sämtlicher Kinder sein. Eigentlich sollte Ballverkleinerung in den jungen Altersklassen auf dem Plan stehen. Stattdessen wird hier über einen Umweg das Gegenteil erzeugt.
5. Die für den Spielbetrieb zur Verfügung stehenden E-Jugendlichen würden sich in der Anzahl halbieren. Vielen Vereinen wäre es nicht mehr möglich eine E-Jgd. am Spielbetrieb teilnehmen zu lassen. Speziell im weiblichen Bereich dürfte es in vielen Handballkreisen noch nicht einmal mehr zur Bildung von weibl. E-Jugendligen kommen. Hier werden schlicht die Kinder fehlen um Mannschaften zu bilden. Entsprechend werden die Mädchen bei den Jungs mitspielen müssen. Das führt erfahrungsgemäss zu einer oftmaligen Abwendung der betroffenen Mädchen vom Handball
6. Am Ende der Jugendzeit kämpfen heutzutage praktisch alle Vereine mit der Problematik ihre Jugendspieler/innen in den Erwachsenenbereich zu überführen. Die Verlustrate ist schon heute viel zu hoch. Ein Vorziehung des Eintritts in den Erwachsenenbereich verschärft diese Problematik noch erheblich. 17-jährige sind schlicht noch keine Erwachsenen, geistig und körperlich nicht.
7. Die Rahmentrainingskonzeption wurde um den Bereich des Anschlusstrainings erweitert. Hier handelt es sich um die weitere Ausbildung der allgemein auch Juniorenspieler genannten Altersstufe. Ein noch frühere Überführung in den Erwachsenenbereich konterkariert diese ohnehin nicht konsequent durchgeführte Ausbildungsstufe endgültig.