Göppingen schafft Überraschung - Sieg gegen Oldenburg bringt das Viertelfinale
Christine Dangel war nicht zu halten
Im Vorfeld der DHB-Achtelfinalpartie gegen Oldenburg hatte sich Göppingen als klarer Underdog gefühlt und die Gäste dadurch scheinbar in Sicherheit gewogen. Das Spiel lief jedoch völlig anders als erwartet, denn die Grün-Weißen warteten von Beginn an mit einer konzentrierten Leistung auf und stehen so erstmals in der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des DHB-Pokals. Vor allem die Deckung um Tine Dangel und Katrin Schröder war - wie von Göppingen erhofft - hellwach und nahm VfL-Shooterin Milica Danilovic fast völlig aus dem Spiel. Nach dem zwischenzeitlichen 30:20 kam die Oldenburger Aufholjagd zu spät, allerdings nur um Sekunden, denn sieben Sekunden vor Spielende war der Gast noch einmal in Ballbesitz bekommen, doch Anna-Lena Unseld konnte den Pass abfangen und FAG das 33:32 retten.
Gleich zu Beginn konnte sich Göppingen entscheidend absetzen. Die normalerweise beste Gästeakteurin Milica Danilovic hatte einen rabenschwarzen Tag, auch ihre Kreisanspiele konnte der Aufsteiger fast immer unterbinden und die anderen Rückraumspielerinnen kamen ebenso wenig zur Entfaltung. Göppingen nutzte die gute Deckungsarbeit und legte mit Schulz und Unseld schnell ein 3:0 vor. Danach konnte sich der Gastgeber sogar drei vergebene Angriffe leisten, denn Torhütern Mami Tanaka spielte mit großem Selbstbewusstsein. Die Bronzemedaille von den Asienspielen und der neue Torwarttrainer Hermann Speck, der früher mit Rumänien als Keeper Erfolge feierte und aus Remshalden zu den Grün-Weißen stieß, geben der Japanerin offenbar Auftrieb.
Vor allem, die allerdings gegen ihren Ex-Verein allerdings manchmal etwas übermotiviert und kopflos wirkende, Alena Vojtiskova mit drei Treffern und Tine Dangel mit zwei erfolgreichen Abschlüssen stellten danach das 8:2 (13.) her. Oldenburg fand überhaupt nicht ins Spiel, produzierte technische Fehler und Ballverluste in Serie. "Nach einer so langen Reise fällt es schwer, gleich von Anfang an voll konzentriert auf dem Platz zu stehen", versuchte Göppingens Hagen Gunzenhauser die gegnerische Leistung nachzuvollziehen. Seine Grün-Weißen, die nach diesem Feuerwehr-Start weiterhin konzentriert blieben und die Matchpause seit Ende November offenbar genutzt haben, nutzten diese Chance eiskalt. "Wir wollten ein Ausrufezeichen setzen und das haben wir geschafft", freute sich Gunzenhauser.
Nach knapp 800 Sekunden versuchte VfL-Trainer Leszek Krowicki dem Göppinger Home-Run mit einem Timeout ein Ende zu setzen, das kurzfristig Wirkung zeigte. Wiebke Kethorn und Jana Oborilova brachten den Gast in der siebzehnten Minute auf 10:5 heran. Oldenburg deckte nun offensiver und bei den Göppingerinnen schlichen sich kleine Fehler ein, die Hausherrinnen behielten aber die Nerven. Nach dem Rückraumtreffer von Verena Breidert zum 14:8 (23.) zündeten die Grün-Weißen einen Zwischenspurt, drei Treffer von Fritz und Schulz bedeuteten beim 17:9 (26.) erstmals eine Acht-Tore-Führung. Oldenburg fehlte weiterhin die Dynamik, so dass Göppingen diesen Vorsprung gegen eine fast lethargisch defensive 6:0-Deckung bis zum Halbzeitpfiff (19:11) mühelos halten konnte.
Auch in der zweiten Hälfte setzte sich der Göppinger Lauf fort. Mit einem altbekannten Pass von Schulz auf Dangel, die gemeinsam 17 der 33 Göppinger Tore erzielten, war nach 33 Minuten beim 21:11 erstmals eine 10-Tore-Führung etabliert, Unachtsamkeiten in Deckung und Offensive ließen diesen Vorsprung jedoch bis zur 39. Minute auf 23:16 schmelzen. Oldenburg hatte nun mehr Raum, konnte aber aufgrund der weiterhin guten Göppinger Chancenauswertung noch nicht wesentlich aufschließen. Beim 25:16 durch Dangel (41.) war der Göppinger Vorsprung wieder auf beruhigende neun Treffer angewachsen. Oldenburg hatte auf eine offensivere und aggressivere Deckung umgestellt, bereitete den Gastgeberinnen aber damit noch keine Probleme. Mit leichten Treffern erhöhte FAG bis auf 30:20 (48.).
Leszek Krowicki nahm erneut eine Auszeit und hatte sich mit einer engen 4:2-Deckung gegen Unseld und Vojtiskova offenbar das richtige Konzept ausgedacht. Binnen zwölf Minuten spielte der VfL Göppingen mürbe, auch wenn beim 32:24 von Jessica Schulz sieben Minuten vor dem Ende ein beruhigender Vorsprung auf der Anzeigetafel prangte. Ein Ballverlust von Vojtiskova, einen schweren Wurf von Unseld und einen Ballverlust von Dangel nutzte Oldenburg dann zunächst zum 32:27 (55.). Urdea, Oborilova und Kowalska zeigten Flagge und brachten die Grün-Weißen in leichte Bedrängnis. "Da haben wir nur noch auf die Anzeigetafel geschaut", erklärte Coach Hagen Gunzenhauser, der auch in der kommenden Spielzeit in Göppingen am Ruder sein wird und mit dieser Sicherheit in der Rückrunde gegen den Klassenerhalt arbeiten kann, den weiteren Spielverlauf.
Plötzlich glaubten die Gäste wieder an einen Sieg, auch wenn Vojtiskova auf 33:27 erhöhte. Erleichtert wurde das Ziel, die Partie doch noch zu drehen dadurch, dass sich Göppingen weiterhin völlig zerfahren präsentierte. Im Angriff lief überhaupt nichts mehr, die Defensive hatte sich weitgehend in Wohlgefallen aufgelöst und das Umschalten hakte gewaltig. 33:32 stand es so 23 Sekunden vor dem Abpfiff und Oldenburg schien überraschend auf eine Verlängerung hoffen zu können.
Die Gäste kamen durch ihre nun homogene Vorstellung jeweils mit Leichtigkeit an den Ball, bevor Göppingen sich überhaupt eine Chance erarbeiten konnte. Der Ausfall von Jana Oborilova, die sich bei einem Wurf nach 54 Minuten am Finger verletzte, befürchtet wird ein Bruch, und als eine der besten Akteurinnen ausfiel, tat der Oldenburger Aufholjagd keinen Abbruch. Urdea, Scholl, Pusic und Kowalska stellten den fast nicht mehr erwarteten Anschluss her. Dennoch reichte es für Göppingen am Ende für den Einzug ins Viertelfinale, denn nach einem völlig überhasteten Abschluss von Alena Vojtikova rettete Anna-Lena Unseld das Leder und verhinderte so den Ausgleich und die Verlängerung, zu deren erfolgreichem Abschluss den Grün-Weißen die Luft sicher nicht mehr gereicht hätte.
Stimmen zum Spiel:
Leszek Krowicki, VfL Oldenburg:
Ich sage es ungern, aber das war ein verdienter Sieg für Frisch Auf. Uns ist es nicht gelungen, die Initiative zu übernehmen und haben Göppingens junger Truppe Sicherheit gegeben. Hätten wir das Remis noch geschafft, wäre das schon sehr glücklich gewesen. Wenn man danach geht, was wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben, war nicht mehr mit einem Oldenburger Sieg zu rechnen. Wir haben die erste Halbzeit völlig verschlafen, haben keine Dynamik gezeigt. Beim stand von 19:11 waren wir quasi geschlagen. Das ist jetzt die zweite knappe Niederlage gegen Göppingen, nächstes Mal wollen wir uns mit einer anderen Einstellung präsentieren.
Hagen Gunzenhauser, Frisch Auf Frauen:
Trotz des am Ende knappen Ergebnisses Kompliment an meine Mannschaft. Wir haben 45 Minuten gut gespielt, hatten aber am Ende Glück, dass der Ausgleich nicht gefallen ist. Nach einer so langen Reise fällt es schwer, gleich von Anfang an voll konzentriert auf dem Platz zu stehen. Wir wollten daher loslegen wie die Feuerwehr und uns Eindruck verschaffen, das haben wir geschafft. Nach 45 Minuten haben wir dann nur noch auf die Anzeigetafel geschaut. Wir wollten in diesem Spiel ein Ausrufezeichen setzen, denn wir wussten, was wir uns erarbeitet haben. Jetzt können wir beruhigt nach Erfurt reisen und dem Derby gegen Ketsch entgegensehen.
Thomas Pientka, Manager Frisch Auf Frauen:
Wir haben uns in den letzten Wochen mit Hagen Gunzenhauser zusammengesetzt und uns geeinigt, dass wir auch in der kommenden Saison gemeinsam weiterarbeiten wollen, egal ob in der ersten oder zweiten Liga. Darüber sind wir alle sehr froh.