Respekt für die Damen vom TV Mainzlar: Die (grün-)weiße Weste von Göppingen hat den ersten Fleck, die Frisch Auf!-Damen sind trotz einer starken Femke Verboven (8 Tore) wieder auf der Erde angekommen. Wenigstens in Mittelhessen werden schwache Momente des Gegners zu unerhofften Punktgewinnen genutzt.
Dies konnte den Pirates nicht gelingen, weil nur Kristina Keis-Bilo und Tina Beckmann aus der Halbzeitpause zurückkehrten... Der Rest des Teams hatte offensichtlich Hirn und Seele in der Kabine gelassen. Sogar der in letzter Zeit sehr starken Kim Naidzinavicius scheint die Einladung zum Juniorinnen-Nationalmannschafts-Lehrgang zu Kopf gestiegen zu sein, wenn man sich ihre haarsträubenden Fehlpässe anschaut. Sie wusste allerdings im Gegensatz zu ihren Mitspielerinnen, wo das Tor und Tina Beckmann standen - Abramauskaite und Holstein wussten es absolut nicht. Da nutze es sogar nichts, dass Allensbach in seiner guten ersten Welle durch die spitzfindigen Schiedsrichter oftmals unterbunden wurden und dass Andrea May als "Tor-Henne" einen schwachen Tag erwischte. Dafür machte Ober-Eschbach Tor und Türe in der Abwehr für eine Babsi-Harter-Gala und für bekloppt einfache Treffer von Lena Landenberger auf. Die kleine Rückraumshooterin vom Bodensee konnte nahezu aus dem Stand ihre Würfe ansetzen und fand trotzdem ausreichende Lücken. Den Rest erledigten gewohnt zuverlässig Abwehr- und Angriffsdirigentin Gekeler und die Gegenstoß-Vollstreckerin Kirsten Watzke. Die mannschaftliche Geschlossenheit der Hühner und deren mitgereiste Fan-Delegation, welche ohne Probleme die Partie in ein Heimspiel für die Württembergerinnen verwandelte, sorgten für einen verdienten Sieg.
Die Pirates konnten maximal 10 Minuten des gesammten Spiels überzeugen, als die Abwehr sich nach einer gespielten Viertelstunde endlich darauf besann, das schnelle Spiel der Allensbacherinnen zu unterbinden und sie in das Zeitspiel drängten. Dies war allerdings der einzige vernünftige Schachzug, den Udo Böbel zu bieten hatte. Von einer hirnrissigen 4-2-Deckung mit Raksch und Abramauskaite auf den vorgezogenen Positionen zu Spielbeginn bis zum Einsatz von Svetlana Hanzel auf Außen reichten die mehr als fragwürdigen Ideen des Trainers, die nur auf Hilflosigkeit zurückzuführen sein können. Ohne die guten Leistungen der Jugendspielerinnen, ggf. mit kleinen Abstrichen bei Milde, Raksch und Naidzinavicius, wäre das Debakel noch gravierender ausgefallen. Leider merkt man Natascha Shcherbakova auch die fehlende Spielpraxis an. Gerade in den ersten Minuten, in denen sie kalt ins Spiel geworfen wurde, erkannte man die ehemalige Leitbiene der Pirates nicht wieder. Als Fan der TSG lehne ich mich dagegen auf, dass mit ihr womöglich die dritte langjährige Spielerin mit großen Verdiensten nach Katja Wittmann und Nataliia Braun (ehem. Holdovanska) auf eine unwürdige Art und Weise von der Bildfläche verschwinden muss. Immerhin steuerte sie heute 2 Tore bei, was den im Offensivspiel erschreckend schlechten Abramauskaite und Holstein trotz ausreichender Spielanteile nicht gelang. Victoria Wriedt hat wenigstens den Kampf für sich wiederentdeckt, was aber über ihr fehlendes handballerisches Geschick nicht hinwegtäuschen kann. Bei Johanna Holstein fragt man sich, wer dieser jungen Dame die Wurfkraft und Präzision geklaut hat. In der Rückrunde der Vorsaison warf sie uns aus dem Rückraum zum Klassenerhalt, und jetzt trifft sie bestenfalls noch die gegnerische Torhüterin. Womöglich ist die Ursache dafür der Ärger darüber, dass sie als Aushilfe für Linksaußen und den rechten Rückraum herhalten muss, anstatt auf ihrer gelernten halblinken Position zu spielen. Genauso verwundert muss man über die ehemailige "Miss Zuverlässig" Jutta Neuheiser sein, die bereits die gesamte Saison meilenweit unter ihrem Niveau spielt.
Der einzige Hoffnungsschimmer ist: Bei SÄMTLICHEN etablierten Spielerinnen kann es nur besser werden. Allerdings muss hierzu der psychologische Faktor innerhalb der Mannschaft von den Verantwortlichen auf Vordermann gebracht werden. Man gewinnt zumindest als Außenstehender den Eindruck, dass es im Team-Gefüge mächtig kriselt. Das kann natürlich keine Basis für die notwendigen Erfolge sein.