Der alte Haudegen meldet sich mal wieder zu Wort. Ganz witzig zuweilen...
»WM-Finale? Das wird extrem schwer«
Bob Hanning über die Nationalmannschaft, den HSV und seine Berliner Füchse
Beim HSV feierte Bob Hanning einst große Erfolge als Trainer und bei der Suche nach Sponsoren und Geldgebern. Jetzt sorgt der 37-Jährige in Berlin als Geschäftsführer für Furore. Die MOPO am Sonntag sprach mit dem Co-Kommentator des DSF über die brandaktuellen Handball-Themen.
MOPO am Sonntag: Sie haben den HSV wegen Ihres Fernsehjobs mehrfach live gesehen. Sind Sie überrascht über die starke Hinrunde?
Bob Hanning: Der HSV gehört mit der Verstärkung von Kyung-Shin Yoon in die Spitzengruppe, er wurde schnell integriert. Aber man kann von daher von einer positiven Überraschung sprechen, als dass der HSV schon viele schwere Auswärtsspiele absolviert hat.
MOPO am Sonntag: Welche Spieler haben Ihnen am besten gefallen?
Hanning: Ich freue mich, dass Guillaume Gille zur alten Form gefunden hat. Das ist ganz wichtig. Ich freue mich aber auch, dass ein Matti Flohr weiter eine tolle Entwicklung durchmacht. Es zeigt, dass man mit Talenten aus der 2. Liga im Spitzensport etwas erreichen und Erfolg haben kann.
MOPO am Sonntag: Kann der HSV sogar Deutscher Meister werden?
Hanning: Die Ausgangslage ist sehr günstig. Da wir bei den Füchsen wetten.de als Sponsor haben, habe ich vor der Saison 2000 Euro auf die Meisterschaft des HSV gesetzt. 40000 Euro würde ich im Erfolgsfall gewinnen. Zumindest kann ich dann behaupten, dass ich von Anfang an an den Titel geglaubt habe (lacht).
MOPO am Sonntag: Der HSV wird immer wieder kritisiert, weil er angeblich mit Geld nur so um sich wirft. Wie sehen Sie das?
Hanning: Der HSV zahlt seine Gehälter. Die Solidarität der Liga hört ohnehin an der eigenen Türschwelle auf. Wenn sich jeder selbst hilft, ist allen geholfen. Es ist absolut okay, wie der HSV arbeitet.
MOPO am Sonntag: Sie haben es geschafft, im zweiten Anlauf in Berlin als Geschäftsführer eine Füchse-Mannschaft aufzustellen, die in die erste Liga marschiert. 36:0 Punkte hat das Team. Im Vorfeld hat das niemand für möglich gehalten. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Hanning: Ich glaube, dass wir trotz der bescheidenen finanziellen Möglichkeiten (der Etat beträgt rund 1,7 Millionen Euro, d. Red.) ein Team zusammenstellen konnten, das sportlich wie menschlich gut zusammenpasst. Wir haben es zudem geschafft, viele Berliner Talente in die Mannschaft einzubauen.
MOPO am Sonntag: Mit welchem Etat würden Sie die Bundesliga in Berlin planen und wie wäre das Ziel in der ersten Saison?
Hanning: Wir brauchen rund 2,5 Millionen Euro, um die Klasse zu halten.
MOPO am Sonntag: Vergleichen Sie doch mal die Voraussetzungen. Wo ist es schwieriger, Erfolg zu haben – in Berlin oder Hamburg?
Hanning: Hamburg ist mit Abstand die wirtschaftlich potentere Stadt. Während es in Berlin sehr schwierig ist, sich gegen 120 andere Erst- und Zweitligisten durchzusetzen. Heißt: Es ist in Hamburg deutlich einfacher als in Berlin.
MOPO am Sonntag: Was gefällt Ihnen an der Stadt Berlin besser, was an Hamburg?
Hanning: Mir darf kein Berliner böse sein. Ich liebe Hamburg und ich bin da zu Hause. Die Stadt ist übersichtlicher und familiärer. Und nicht ganz so oberflächlich. Berlin ist aber die einzige Weltmetropole in Deutschland.
MOPO am Sonntag: Die Bundesliga pausiert, in zwölf Tagen beginnt die WM. Kann Deutschland den Heimvorteil nutzen und ins Finale kommen?
Hanning: Ich glaube, das wünschen wir uns alle von ganzem Herzen. Realistisch gesehen wird es sehr schwer. Wegen der vielen Verletzten, die wir hatten und haben. Die Gruppenauslosung spricht aber für uns. Und der Heimvorteil natürlich auch. Wenn wir das Halbfinale erreichen, ist alles möglich.
MOPO am Sonntag: Wer ist sonst Ihr Favorit?
Hanning: Die üblichen Verdächtigen Spanien und Frankreich, aber auch Russland. Für eine Überraschung sind vielleicht die Norweger oder die Tschechen gut.
MOPO am Sonntag: Die Hallen werden fast überall ausverkauft sein. Dennoch gab es viel Kritik an der dilettantischen Vermarktung der WM. Zu Recht?
Hanning: Ich kann das nur schwer beurteilen. Es ist allerdings schon schade, dass so wenige Menschen wissen, dass die WM im eigenen Land stattfindet. In Berlin hängt zum Beispiel nicht ein einziges Plakat.
MOPO am Sonntag: Welche sportlichen Trends erwarten Sie von der WM?
Hanning: Ich glaube, dass nicht ganz so schnell gespielt werden wird. Und ich erwarte, dass die Offensivsysteme sich weiter durchsetzen werden.
MOPO am Sonntag: Das Jahr ist gerade eine Woche alt. Ihr größter Wunsch für 2007?
Hanning: Gesundheit und Zufriedenheit, sportlich mit den Füchsen den Aufstieg. Und dass die HSV Fußballer aus ihrem Loch kommen und sich der Weg, den sie zusammen gegangen sind, als der richtige erweisen wird. Ich finde es großartig, dass der Verein an Thomas Doll festgehalten hat. Das Interview führteDirk Hoffmann