Meiner Meinung nach sollte man diese Frage jetzt noch nicht stellen. Es ist das erste Jahr der eingleisigen Liga - damit verbunden ist selbstverständlich ein Übergang.
Aber ich denke, dieses eine Jahr sollten wir dem Modell noch Zeit geben, ehe wir den Daumen senken oder heben.
Ich denke, daß der von dir richtig angeführte Übergang nicht nach zwei Jahren schon abgeschlossen sein wird. Es war von Anfang an nicht damit zu rechnen, daß alle zwanzig Teilnehmer dieser Saison plötzlich im Geld schwimmen und die zusätzlichen Kosten aus der Portokasse auffangen. Zudem sind die Lizenzierungsbedingungen immer noch zu lasch und/oder Lizenzen werden auch bei gar nicht real vorhandenen Etats erteilt, wie der neuerliche Fall DHC wieder deutlich zeigt. Wie sich jetzt heraus stellt, hing der Club nach seiner Insolvenz im Vorjahr scheinbar am Portemonnaie eines einzigen Privatmannes. Unter dieser Voraussetzung hätte er die Lizenz für die laufende Saison schon weder beantragen noch bekommen dürfen.
Ich möchte mich jetzt nicht aus der Ferne in ein juristisches Boot setzen, aber ich halte das nicht für eine korrekte Vorgehensweise der DHC-Verantwortlichen, um es freundlich zu formulieren, ohne eigenes Geld (= Geld, daß dem Club gehört) in die Saison zu gehen und ich denke, daß die HBL gerade bei solchen One Man Shows viel konsequenter Nein in der Lizenzfrage sagen muss - und zwar vor der Saison und nicht mittendrin. Momentan regiert bei der Lizenzfrage allseitig (auch auf Seite der HBL) viel zu häufig das Prinzip Hoffnung und das Motto "Wir geben ihnen noch mal eine Chance und schauen was draus wird". So kann man natürlich keine Profiliga betreiben.
Die eingleisige 2.Bundesliga ist eine wirtschaftliche Herausforderung. Sie ist als Profiliga geplant und es war seit Beginn der Reform klar, daß es darauf hinausläuft, daß diese Liga auf die Vereine zusammenschmelzen wird, die wirklich langfristig in der Lage sind, sie wirtschaftlich zu tragen. Dieser Abschmelzprozess läuft gerade und er wird sich wohl auch noch eine Weile fortsetzen. Zwei Jahre sind zu kurz, um den Prozeß wirklich abzuschließen. Ich würde sagen, so 2017 können wir noch mal drüber reden.
Die Eingangsfrage, ob die eingleisige 2.Bundesliga ein "Totengräber" sei kann man bejahen für Vereine, die die wirtschaftlichen Voraussetzungen und professionellen Strukturen nicht mitbringen. Es ist aber wohl auch von der Verbandsseite so, das habe ich in der vergangenen Jahren schon diverse male hier angeführt, daß diese Vereine in dieser Liga auch nicht mehr erwünscht sind. Eine Fortsetzung 2.Bundesliga der "Dorfclubs" (-> Düsseldorf
), wie sie bisher existierte, ist sicher nicht das, was sich die "Reformatoren" vorgestellt haben.
Was jetzt passiert, gehört zum Spiel. Außerdem sind seit 1998 sind ungefähr 30 Vereine in der zweigeteilten 2.Bundesliga insolvent gewesen oder haben zurückgezogen, die mehrgleisige Liga ist also nicht das Heilmittel. Das war gewissermassen der Schrecken ohne Ende und jetzt kommt eben noch das Ende mit Schrecken, danach dürfte es sich aber endlich konsolidieren, dabei ist zu berücksichtigen, daß auch in der 3.Liga noch so ein Prozeß einsetzen wird bzw. schon im Gange ist. Man sollte einfach ein paar Jahre abwarten, mindestens die 2.Liga aber in Kürze unbedingt verkleinern. 16 Vereine reichen meiner Ansicht nach (i.Ü. auch für die 1.Bundesliga) völlig aus. Auch wenn davon vier bis acht immer noch kein Vollprofitum pflegen, sondern die Abstiegszone bilden, aber die andere Hälfte wird langfristig mit den "Lower 6" der 1.HBL zwischen den Ligen pendeln und den Profi-Unterbau bilden.
Unbedingte Voraussetzung dafür ist aber, daß die HBL nicht mehr so lax mit der Lizenzierung umgeht und nur noch wirtschaftlich gesunde und auf eigenen(!) Füßen stehende Teams zulässt. Wer das Geld für die Saisonfinanzierung am Saisonanfang nicht in der Kasse (d.i. nicht im Portemonnaie eines 'Gönners' oder als unverbindliche Zusage auf dem Fax eines möglichen Sponsors) hat, darf einfach keine Lizenz mehr bekommen (so reduziert sich die Ligagröße dann auch von ganz alleine). Entweder will man eine Profiliga oder man will sie nicht. Wenn man sie will, muß man bei der Lizenzvergabe strikter und konsequenter werden, auch wenn das einigen wehtun wird und sich dabei der eine oder andere lang vertretene Club in der 3.Liga wiederfindet. Die Alternative besteht entweder darin, so weiter zu wurschteln wie in den letzten 15 Jahren mit dauernden Pleiten oder eben sich vom Gedanken des Profihandballs generell zu verabschieden, denn wenn die 2.Liga nicht zumindest halbwegs professionell ist, wird auf Dauer auch kein frisches Blut mehr in die 1.Liga kommen, die dann nur mehr noch als reine Legionärsliga bestehen könnte (was sie ja derzeit im oberen Tabellenfeld praktisch schon ist).
Leider habe ich noch kein einziges Spiel sehen können, aber was das Tabellenbild angeht ist die Liga hochspannend und scheint sportlich ein Gewinn zu sein gegenüber den manchmal doch recht früh und deutlich entschiedenen Staffeln.