Erstmal : Schöner und informativer Beitrag, der einiges klarer sehen lässt.
Zitat
Original von Karl
b) zu 'Papenburg vorjammern' - nun das ist ein eigenes Thema: das Gastspiel in Hannover hatte relativ schlechte Voraussetzungen (z.B. ganz wichtig: die Bundeslandgrenze); bei sportlichem Erfolg (Johanesson Verletzung letztes Jahr!!) hätten die m.E. (recht) bescheidenen Erwartungen aber durchaus aufgehen können.
Zum Umzug : Mir ist klar, dass ein Vertragsbruch seitens der Arenabetreiber vorliegt und GWD vertraglich zugesichertes Geld vorenthalten wird. Aber das kommt ja nicht von ungefähr, sondern ist die (freilich widerrechtliche) Reaktion auf das totale Scheitern der Aktion, das man von Anfang an vorhersehen konnte - schon als ich das erste mal gelesen habe, dass GWD den Umzug plant, und dann gleich für drei volle Jahre unterschreiben will, habe ich mich gefragt, ob die noch ganz dicht sind.
Ein paar Fakten zum Standort Minden :
- GWD hat mit insgesamt 5 deutschen Meisterschaften (3 Feld, 2 Halle) und 3 Pokalsiegen eine gesunde Titeltradition und ist in seiner Region eine feste Größe im Sportleben - Handball ist im lokalen Sport die absolute Nummer 1.
- GWD spielt seit über 40 Jahren immer in der ersten oder zweiten Liga und hat deshalb in Minden ein festes Stammpublikum, das den Verein über Jahrzehnte begleitet hat.
- Aus Mindener Perspektive ist Hannover ganz schön weit weg (Die Entfernung zwischen der TUI-Arena in Hannover und der Kampa-Halle in Minden beträgt laut map24.de genau 73,81 km)
Und ein paar Fakten zum Standort Hannover :
- Hannover erlebte das bis dahin letzte Handball-Bundesligaspiel am 22.Januar 1983 (PSV Hannover-THW Kiel 16:26).
- Die Handballtradition in Hannover beschränkt sich auf ein Fahrstuhlteam in den 70er Jahren (PSV) und gelegentliche Kurzauftritte des SV Arminia in der damals zweitklassigen Regionalliga zur gleichen Zeit.
- Hannover ist mit den "Roten" mit einem Traditionsreichen Verein in der 1.Fussball-Bundesliga vertreten.
- Aus Hannoveraner Perspektive ist Minden nicht vielmehr als ein Fliegenschiss auf der Landkarte, geschweige denn weiss man dort unbedingt, wo zur Hölle dieses Kaff überhaupt liegt
Bredemeier argumentierte damals u.a. auch, dass man "Jugendliche für den Handball begeistern" wolle. Unter Jugendlichen verstehe ich i.d.R. junge Menschen zwischen 13 und 18 Jahren. Die aus Minden können (wollen und dürfen) aber nicht alle vier Wochen "mal kurz" nach Hannover reisen und die in Hannover werden ihr Taschengeld wohl lieber für 96-Spiele aufsparen, anstatt es für etwas auszugeben, von dem sie gar nicht wissen, was eigentlich stattfindet ("GeWee-irgendwas gegen TuS Essen oder so"). Wen will man eigentlich begeistern und warum verprellt man die Jugendlichen in Minden ? Warum sollte ein Hannoveraner Sportfan sich für eine Mannschaft begeistern, die er gar nicht kennt und die mit seiner Stadt nicht das geringste zu tun hat ? Sowas klappt vielleicht in USA... aber nicht im sportlich gesehen Traditionsversessenen Deutschland.
Man sagt ausserdem den langjährigen Fans auf diese Weise, dass sie nicht mehr gut genug sind. Wer zu den Heimspielen kommen will, muss eben jetzt 'ne Stunde Auto fahren oder sich in einen Shuttlebus zwängen. Und wem das nicht passt, der soll halt zu Hause bleiben. Wir begeistern jetzt einfach die Jugendlichen in Hannover und dann brauchen wir euch alte Säcke nicht mehr. Die "neutralen" Zuschauer (auch die zahlen Eintritt...) gehen dann sowieso lieber mal zum TuS, da haben sie es schliesslich nicht halb so weit (...und sehen nebenbei auch ab und zu mal einen Heimsieg).
Fazit : Trotz des sicher nicht korrekten Verhaltens seitens der Arenabetreiber hat sich GWD die Suppe eigentlich selbst eingebrockt. In Hannover gab und gibt es keine Grundlagen für Grün-Weiß Dankersen, um sich dort zu etablieren. Zu Hause hat man die eigenen Anhänger und auch die Sponsoren verprellt, denen man mit dem Umzugsplan indirekt mitgeteilt hat, dass man langfristig nicht mehr auf sie setzt sondern "höhere" oder andere Ziele hat.
So ein Spiel kann man nur verlieren.