Seine politische Gesinnung ist (ja kein Geheimnis und) seine Privatsache. Es stand ja auch nicht zu erwarten, daß er über die Zeit zum Parteigänger der Wirtschaftsliberalen wird, wie Ulf ja schon schrieb.
Es ist sicher auch kein Hinderungsgrund für eine Entlassung, daß er gegen den Kapitalismus ist. Auch die PDS ist gegen den Kapitalismus (woraus der VS unsinnigerweise ableitet, sie sei deswegen eventuell verfassungsfeindlich. Wo doch die Bundesrepublik dem Grundgesatz nach ein "sozialer und demokratischer Bundesstaat" ist und kein "kapitalistischer und demokratischer" ). Antikapitalismus wird leider zu oft automatisch mit antidemokratischer Gesinnung gleichgesetzt, was aber ja bei näherer Betrachtung der Sache eher gegenteilig zu beurteilen ist. Die meisten Antikapitalisten verfechten entschieden ein basisdemokratisches Modell. Sie lehnen also nicht die Demokratie, sondern die Repräsentation nach dem Modell des hiesigen Parlamentarismus ab, was sie noch immer nicht verfassungsfeindlich oder undemokratisch macht. Wie realistisch das in der Summe ist, sei mal dahingestellt.
Ob man Klars politischen Ansichten teilt oder nicht, oder ob er gedanklich noch im Gestern ist (was er nicht ist, wie sein Absatz über die politische Neuordnung in Lateinamerika zeigt), kann eigentlich keine Rolle spielen. Kommunist zu sein ist keine Straftat.
Das Problem bei Klars Schrieb ist meiner Ansicht nach die Auslegung des Wörtchens "Entreissen":
Zitat
[url=http://www.spiegel.de/politik/deutsc…,468710,00.html]Zitiert nach Spiegel.de[/url]
Die spezielle Sache dürfte sein, dass die in Europa ökonomisch gerade abstürzenden großen Gesellschaftsbereiche den chauvinistischen "Rettern" entrissen werden. Sonst wird es nicht möglich sein, die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen.
Hier fehlt, vor dem Hintergrund der persönlichen Geschichte Christian Klars, die Klarstellung, auf welche Weise dieses Entreissen denn stattfinden soll. Die Problematik dieser Aussage entsteht dadurch, daß Christian Klar eben wegen seiner Versuche, genau das zu tun, was er jetzt wieder fordert, im Gefängnis ist, und daß diese Versuche gewaltsame Versuche waren.
Ich bin kein Psychologe, aber vor diesem Hintergrund glaube ich persönlich, daß man nicht zweifelsfrei sagen kann, daß von diesem Mann keine Gefahr mehr ausgeht. Und damit muß er bleiben, wo er ist. Wenn nötig, für immer.