Zitat
Original von Zickenbändiger
Deutschland hat schon einmal ein WM Finale ohne Ballack verloren. Ich denke, da kann Jogi anknüpfen...
Da stand aber auch eine Mannschaft auf dem Platz und keine Krabbelgruppe wie dieses mal. Und dieses Team hatte sich - vom ersten Spiel abgesehen - mit Zittersiegen gegen eine Gegnerschaft von fragwürdiger Qualität (Saudis, Irland, Kamerun, Paraguay, USA, Korea!) ins Finale gestolpert. Zudem hatten wir damals (jedenfalls bis zur 2.Halbzeit im Finale) auch einen richtigen Torwart dabei.
Ich denke, es wird in diesem Jahr mit unserem Kindergarten schwer genug, die Gruppenspiele ordentlich zu bestreiten. Im Achtelfinale wartet dann u.U. England, im Viertelfinale evtl. Argentinien. Spätestens dann wird mit dieser Truppe schicht sein. Ich bin der Erste, der sich freut, wenn es anders kommt, aber ich halte mit dieser Mannschaft das Viertelfinale für das maximal Erreichbare. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sie schon früher nach Hause fahren würden.
Die Erwartungshaltung in Deutschland ist (schon vor Ballacks Verletzung), wie ich finde, unrealistisch hoch. Diese Mannschaft ist sehr jung, recht unerfahren, spielerisch (noch) lange nicht auf Weltniveau und hat auch keine überragenden Individualisten, denen man zutrauen würde, ein Spiel notfalls mal alleine zu retten (=> Ballack 2002).
Außerdem ist sie nicht eingespielt, weil der Bundesjogi dauernd Debütantenball hält und testet und testet und testet, anstatt einer groben ersten Elf längerfristig die Möglichkeit zu geben, ein Team zu werden. Die Mannschaften von '74 und '90 hatten jeweils einen festen Stamm von 7,8 Spielern, die seit Jahren in der ersten Elf spielten. Und zwar nicht als "U21" bei irgendwelchen medial aufgeblasenen Teenagerturnieren... damals kam man allerdings ja in der Regel auch nicht nach zwei gelungen Bundesligaspielen in die Nationalmannschaft, sondern, wenn's gut lief, nach zwei gelungenen Bundesligasaisons.
Zahlen unserer beiden letzten Weltmeisterteams: 12 der 1990er-Weltmeister waren schon bei der EM 88 im Aufgebot; oder anders gesagt, waren 60% des EM-Kaders 88 auch bei der WM 90 dabei - und Eike Immel hatte sich bekanntlich selbst ausgebootet; Bei der WM 1974 standen sogar 14 der 18 Spieler des EM-Kaders 72 im Aufgebot - nur Erwin Krämers und die Ersatzspieler Bella, Köppel und Löhr fehlten. Sechs Spieler bestritten beide Endspiele. Das kann man durchaus als Indikator verstehen, daß eine Mannschaft "reifen" muss, bevor sie ein Turnier erfolgreich beenden kann. (Europameister 72 war zwar ein schicker Titel, aber das war ja damals noch kein Turnier im heutigen Maßstab sondern eine über Monate ausgedehnte Anreihung von Länderspielen mit abschließendem "Final Four")
Trotzdem kann es richtig sein, genau diese Leute mit zur WM zu nehmen (jedenfalls größtenteils), weil diese Truppe ja nun zu reifen beginnen kann - wenn man längerfristig auf diese Leute setzen will, ist es richtig, ihnen die Erfahrung dieser Weltmeisterschaft zu verschaffen. Aber Erfolge wird man eben erst mittel- bis langfristig, sprich vielleicht zur nächsten WM, vielleicht mit Glück schon zur EM 2012 sehen. Aber die WM 2010 kommt für diese Greenhorn-Mannschaft eindeutig zu früh und man darf in Südafrika noch nicht viel erwarten. Wie gesagt, wenn es anders kommt, bin ich der Erste, der sich freut.