Mein Fazit, mal nur bezogen auf das erste Drittel der Tabelle:
Kiel wurde vor der Saison als Übermannschaft angesehen, für die die Bundesliga eigentlich nur noch der Hinterhof sei. Dann kam der schlechte Start gegen Großwallstadt, das tolle Spiel mit Niederlage gegen Gummersbach und die Verletztenseuche. Kiel hatte aber Glück mit dem Spielplan und steht deshalb auf Platz 1, obwohl teilweise der halbe Rückraum fehlte. Beeindruckend waren die CL-Spiele, die Kiel - trotz der Verletzungsprobleme - sehr souverän gemeistert hat.
Flensburg ist für mich eine Überraschung. Ich hatte nach den ganen Abgängen und den vom Papier her nicht gleichwertigen Neueinkäufen die Mannschaft mit mehr Problemen gesehen. Aber Viggo Sigurdsson hat viel erreicht, zumindest 50 Minuten ist die SG immer noch ganz weit oben. Nur die Schlussphase ist in Flensburg eher unbeliebt. Allerdings auch unter Andersson, wie das letzte Spiel bewies. Sensationell war das Spiel zuhause gegen Celje, das riss sogar mich voll mit.
Hamburg musste mit diesem Kader ganz weit vorne stehen. Sie sind zwar noch nicht auf allen Positionen Weltklasse wie Kiel und Flensburg, aber ganz dicht dran. Zwischenzeitlich dachte ich, sie verfallen in das letztsaisonale Muster, aber sie haben den Hänger gut überstanden. Mit dem Sieg in Lemgo (den man nach der Balingenpleite aber vielleicht doch nicht überbewerten sollte) und dem Punktgewinn in Köln (wobei gegen müde Gummersbacher eigentlich mehr drin gewesen sein müsste) hat man ein deutliches Zeichen gesetzt, wo man hinwill und kann.
Gummersbach startete furios, musste dann aber doch der eher schwach besetzten Bank Tribut zollen. Aber man muss berücksichtigen, dass da acht oder 10 neue Spieler unter neuem Trainer arbeiten. Für mich die positive Überraschung der Saison bei den Topklubs.
Magdeburg war mal wieder die Diva der Liga. Gegen die Kleinen (auswärts) immer wieder mit Problemen, gegen die Großen oftmals sensationell. Etwa beim Kantersieg über Hamburg oder bei der Revanche gegen Kiel. Die Mannschaft ist aber aus meiner Sicht unausgeglichen besetzt, es gibt einen zu großen Unterschied zwischen den ganz jungen und den alten Spielern. Kuleschow mag die eine oder andere Sternstunde noch haben, insgesamt mag ich seine Spielweise aber nicht mehr sehen. Der SCM lebt aber weiterhin von den Emotionen und weniger von großer Handballkunst. Macht sie irgendwie sympathisch.
Lemgo ist schon eine Enttäuschung, wenn man das eine oder andere Ergebnis sieht, andererseits aber dort, wo man sie erwarten konnte. Der Horror für jeden, der der Wettleidenschaft frönt. Jicha ein Schatten seiner selbst, die jungen wie Binder oder Preiß stagnieren, Baur habe ich schon lange nicht mehr auf Nationalmannschaftsniveau gesehen und Daniel Stephan immer wieder verletzt. Der Verlust von Zerbe wiegt schwer, es gibt wenige Mannschaften, die sowas gut verkraften. Man bedenke, wo Kiel im Jahr 1 nach Wislander stand.
Über Nordhorn freue ich mich sehr. Der Verein hat ja mittlerweile erkannt, was wirtschaftliche Grenzen bedeuten und macht daraus das Optimum. Wie oft wurde NOH schon totgesagt, gerade vor dieser Saison.
Bevor das zu lang wird: Insgesamt ist eines sehr auffällig. Durch den Tempohandball kommt es oftmals zu kuriosen Ergebnissen. Selbst die Topteams liegen in manchen Spielen zehn und mehr Tore auseinander. Man darf das eigentlich gar nicht mehr als Klatsche bezeichnen. Es ist eine natürliche Folge der schnellen Spielweise und der vielen Angriffe. Vorne den Ball verdaddelt, Konter, Tor, schon liegt man schnell mit drei, vier, fünf Toren hinten. Dann die Brechstange, wieder Ball weg, Konter, Konter, Konter...Für die Anhänger des siegreichen Vereins sicher toll, wenn man einen Großen derart niedermacht, andererseits auf Dauer der Sportart nicht förderlich. Positiv wiederum, dass selbst hohe Rückstände aufholbar sind.
Es war offenbar von der HBL gewollt, dass der Dezember voll mit Knallerspielen ist. Topteam trifft auf Topteam, Kellerduelll folgt auf Kelleduell. Das finde ich nicht gut, auch wenn es der medialen Aufmerksamkeit nützt. Aber die Belastung scheint mir den Spielern in dieser Saison mehr zuzusetzen als früher. Vielleicht, weil man mehr drüber redet? Man stelle sich vor, dieses Jahr wäre noch Olympia dazwischen gewesen... Jedenfalls waren die letzten Spiele bei allen Teams geprägt von technischen Fehlern und überraschenden Zwischenständen und teilweise auch Endergebnissen. Das ist ja auch mal ganz nett, wenn ein Spiel so komplett gegen die Erwartung ausgeht, aber eigentlich ist das Wettbewerbsverzerrung. Und um den Gesundheitszustand von Heiner Brand muss man sich ja ernsthaft Sorgen machen. Der zittert morgen glücklicherweise vorerst zum letztenmal, wird aber sicher bei den Testspielen noch mal Angstschweiß bekommen.