Beiträge von Olaf

    Ich muss mal was Persönliches loswerden...

    Es war am 8. April 1978, als ich das erste Mal in die Ostseehalle durfte. Der THW Kiel, damals alles andere als ein aufstrebender Klub, spielte gegen Hüttenberg. 7000 Zuschauer waren - wie immer - in der alten Fliegerhalle im Herzen Kiels. Das WM-Finale von Kopenhagen hatte mich - damals acht Jahre alt - so fasziniert, dass ich meine Eltern so lange bekniete, bis sie mich endlich eine Karte kaufen ließen. Seither hatte ich bis 1994 kein Spiel in der Ostseehalle verpasst und so manche Auswärtstour mitgemacht. Es gab herausragende Siege, jede Menge Vizemeisterschaften und ab Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts sogar Europapokalspiele. Die Achse Panas-Wiemann war das damalige Gegenstück zum heutigen Duo Lövgren - Ahlm. Wir bejubelten Serdarusic, Fetahagic ebenso wie Dahmke, Oertel oder Schwenker. Wir freuten uns, wenn wir dem TV Großwallstadt oder dem Vfl Gummersbach einen Punkt abknöpfen konnten und verloren mit schöner Regelmäßigkeit die Auswärtsspiele.

    Nein, der THW Kiel war damals kein großer Verein, ziemlich erfolglos sogar. 1977 stand man sensationell im Pokalfinale gegen Minden und verlor. In der Bundesliga entging man mehrfach nur haarscharf dem Abstieg, in einer Saison half nur ein einziges Tor zum Klassenerhalt.

    1983 wurde Kiel erstmals in der "Neuzeit" Vizemeister. 1985 gab es sogar einen wahren Krimi am letzten Spieltag, als Kiel zuhause gegen Wallau/Massenheim mit einem 30:20-Sieg alles getan hatte, um Gummersbach doch noch abzufangen. Der VfL spielte in Düsseldorf und es gab in letzter Sekunde einen Siebenmeter für TuRu. Geht der Ball rein, ist Kiel Meister. Wir saßen damals alle in der Ostseehalle, hörten gebannt der Stimme im Radio zu, die die Szene aus Düsseldorf live übertrug. Andreas Thiel hielt den Ball, Kiel war wieder nur Vizemeister.

    Erst neun Jahre später, 1994, war es soweit. Nach etlichen Anläufen feierte die Stadt nach 31 Jahren wieder einen Deutschen Handballmeister. Drei Tage haben wir stramm durchgefeiert. Es war das Jahr, als ich Kiel aus beruflichen Gründen verließ. Dass der THW Kiel seither ständig Meister wird, versuche ich nicht persönlich zu nehmen... .

    Aus der Ferne beobachte ich seither alle Versuche des THW, auch auf internationalem Parkett erfolgreich zu sein. Aber da klebt dem THW das Pech an den Händen. Schon immer. 1958 wurde der Landesmeister-Wettbewerb nicht ausgespielt. Kiel wäre als Meister 1957 startberechtigt gewesen. 1963 scheiterte man am späteren Sieger Dukla Prag, 1964 wurde der Titel erneut nicht ausgespielt. Seit 1994 versucht der THW, in der Champions League etwas zu erreichen. Zehn Versuche scheiterten seither, meistens denkbar knapp. Erst einmal kam Kiel bis in das Finale, aber ein Lattenknaller von Perunicic verhinderte den großen Coup.

    Nun ist also ausgerechnet Flensburg der Finalgegner. Jenes Flensburg, das Kiel als ewiger Vizemeister abgelöst hatte. Das 1998 in drei Wettbewerben am Ende an Kiel gescheitert war (und Flensburgs Trauma begründete). Jenes Flensburg, mit dem sich der THW seit Jahren einen Kampf um jeden Millimeter bietet, bei dem die Fans eine riesige Rivalität trennt und die dem anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen.

    Ausgerechnet Flensburg, das wir Kieler jahrelang als Mutter aller Vizes verspottet haben, ausgerechnet der große nationale Rivale soll nun in der Kieler Ostseehalle den ersehnten Landesmeister-Pokal überreicht bekommen??? Wo die erst seit ein paar Jahren überhaupt in diesem Wettbewerb startberechtigt sind?

    Ich werde - seit 1996 das erste Mal - am 29. April 2007 in der Ostseehalle sein. Ein Wiedersehen mit dieser Halle darf einfach nicht so enden. Das wäre einfach nicht fair. Seit Tagen umkreisen mich diese Gedanken. Was, wenn die geplante Jubelarie ausfällt? Wenn - womöglich in allerletzter Sekunde - Flensburg den entscheidenden Treffer markiert. Oder - schlimmer noch - einer der Kieler Heroen in letzter Sekunde eine Großchance vergibt? Eine Chance, die die Trennlinie zwischen Jubel und Trauer ist. Handball ist grausam, das wissen alle, die diesen Sport intensiv verfolgen.

    Und wenn es denn so kommt, wie es ja nun einmal im Sport kommen kann, und die Flensburger Spieler reissen am Ende die Arme hoch und man bekommt diese Telefonanrufe, diese SMSe, in denen - je nach Intensität der Freundschaft - Mitleid oder Häme zum Ausdruck kommen, wie soll man das mental und körperlich verkraften? Die Jungs von der falschen Förde hätten auf Jahre Oberwasser, die Internetforen würden in fester argumentativer und hämischer Hand der Randdänen sein. Nein, nein und nochmals nein! Es gibt Dinge, die dürfen einfach nicht passieren. Und wenn doch? Dann will ich mit Handball nichts mehr zu tun haben. Es gibt ja auch andere Sportarten, die durchaus ihren Reiz - wenngleich nicht diese persönliche Bindung - haben. Eine Sportart, in der es keine Champions League gibt.

    Ach ck, vor der schweren Kunde von der Lövgren-Verletzung sah die Welt ja noch ganz anders aus. Jetzt sind die Karten vor dem Spiel völlig neu gemischt. Ich hab den Hühnerhaufen schon ohne Lövgren spielen sehen, das war keine Freude. Insofern fahre ich nun ohne große erwartung nach Kiel (wobei das Hinspielergebnis da in beide Richtungen emotional noch Ausschläge verursachen kann) :D

    Aber irgendwie graut es mir enorm davor, dass Kays Prognose/Vision/Tagtraum wahr werden könnte.

    ging mir übrigens genau andersrum, was das Halbfinale angeht. Wobei ich den Lärm, den die Flensburger in der Phase der Aufholjagd ziemlich zu Beginn der 2. HZ schon sehr heftig fand. Das war wie ein startender Düsenjet, wenn die SG ein Tor erzielt hatte. Ich saß gegenüber der SG-Kurve, die Kieler waren eher im Rücken. Ich fand die Kieler sehr stimmgewaltig, aber in HZ 2 kamen die Flensburger wie ein Orkan rüber.

    Meteo, was willst Du denn jetzt eigentlich sagen? Managementfehler beim THW? Klar kann man jetzt klugscheißen und sagen, war doch alles abzusehen. Andererseits war man in Kiel im Vorfeld der Saison einhellig der Meinung, nun endlich einen ausreichend großen kader zu haben, mit dem man die CL auch mal gewinnen könne. Lars Krogh Jeppesen hatte zwar ein wenig noch mit seiner Schulter zu tun und Szilagyjs Rückkehr war für November vorgesehen, aber spätestens zu dieser heißen CL-Phase wollte man mit voller Kapelle spielen. Soweit der Plan.

    Man hatte sich mit den Kosten für LKJ und Omeyer sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Im Falle LKJ kann man wirtschaftlich von einem Fehleinkauf reden, Omeyer hat sich hingegen bezahlt gemacht.Hennings Formtief und Verletzung haben das im Nachhinein ohnehin bestätigt (auch wenn die Nation von Hennings Nicht-Leistung in Kiel heute nichts mehr wissen will, da bleibt die WM-Hauptrunden-Form in Erinnerung).

    Die vorgesehene Entlastung für Lövgren und Karabatic ist nie gekommen, weil LKJ sich zum Dauerpatienten entwickelte und der Kreuzbandriss beim Österreicher langwieriger war als prognostiziert. Jetzt steht man vor dem Scherbenhaufen, aber verfehlte Personalpolitik sehe ich nicht. Vor der Saison gab es ja schon Stimmen, die den THW als Weltmacht sehen wollten, angesichts der Verpflichtungen.

    Dass Zeitz sich nicht operieren lassen konnte, weil Kavticnik plötzlich verletzt ausfiel, ist dumm gelaufen. Dass Lövgren durchspielen musste, weil Figo einfach nicht gesund wurde, war auch nicht vorgesehen. Dass Kara durchackern muss, weil LKJ nicht mehr kann, wer sollte das vorhersehen?

    Es ist leicht, jetzt zu sagen: war doch klar! Ich finde nicht, dass es klar war. Strategie und Konzept waren gut, das Leben nahm aber einen anderen Lauf.

    Jammern hilft nun nichts, da muss man einfach durch, wenn man nicht wie die Spanier alle Positionen mit 3 Weltklasseleuten besetzen will oder kann. Dass dadurch das einzig wichtige Saisonziel nun in akute Gefahr gerät, ist verdammt ärgerlich, weil man so dicht vor der Verwirklichung des Ziels steht. Und das ausgerechnet Flensburg den Kielern den ersehnten CL-Titel wegschnappen könnte, macht die Sache für die Kieler sicher nicht einfacher. Keine andere deutsche Mannschaft läuft so lange dem Triumph hinterher wie Kiel. Ausgerechnet der Erzrivale soll diesen Lauf verlängern? Gruselige Vorstellung... Flensburg sei es gegönnt, gegen Kiel gewinnt es sich ja immer etwas schöner als gegen andere. Und die Mannschaft, der man ja vor der Saison doch nicht allzuviel zugetraut hatte, hätte es sicherlich genauso verdient. Das waren teilweise begeisternde Auftritte in der CL. Ich gestehe aber, dass ich daran schwer zu knabbern hätte, als Natural Born Kieler sozusagen.

    Zitat

    Original von Karl
    Olaf schreibt:

    Wo bestreitet denn der VFL jetzt ca die Hälfte seiner BL-Spiele - und auf welchem Tabellenplatz steht er?

    Der VfL bestreitet die Hälfte seiner Bundesligaspiele in der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach. Der VfL Gummersbach steht auf Platz drei der Tabelle.

    Zitat

    Original von Karl

    Das ist doch der Kern der Frage und Diskussion, ob es Sinn und Zweck des VFL Gummersbach ist, Dir als Bewohner der 'Rheinmetropole' kurze Anfahrtswege zu bieten.

    Es ist nicht Sinn und Zweck des VfL Gummersbach, mir kurze Anfahrtswege zu verschaffen.

    ne, das glaube ich nun gerade nicht, Karl. Die EHH ist die Bruchbude der Liga. Da kann man unterklassigen Handball wunderbar spielen, für die Bundesliga ist die absolut untauglich. Als Bewohner der Rheinmetropole tue ich mich aber auch sehr viel leichter damit, wenn alle Spiele in der Kölnarena stattfinden. Daher sehe ich das sehr positiv. Meinetwegen kann der VfL künftig stets in der Kölnarena auftreten.

    Zitat

    Original von block-o

    Das bedeutet dann aber, dass der THW, mit seinem Mini-Kader auch in Flensburg das Ligaspiel gewinnt, meinst Du das wirklich?

    nö, Horst, das waren die zwei Minuspunkte, die ich eingeplant hatte, die dann aber aufgrund des Torverhältnisses ggü dem HSV reichen. In Flensburg plant man keinen Sieg ein, weissu doch.

    herrschaftszeiten, das ist nun einmal das Prinzip beim THW unter Noka. Er bringt Ergänzungsspieler nun mal nur im absoluten Notfall. und dann sind sie logischerweise keine große Hilfe, wenn sie wenig Spielpraxis haben. Damit muss der THW eben leben, wenn es eine derartige Verletztenserie oder (nachträglich) Fehleinkäufe wie Jeppesen (nicht vom Typ her, aber von seiner Krankenakte) gibt. Es ist für alle Kieler Spieler, Verantwortliche und Fans zwar äußerst bedauerlich, weil man ein CL-Finale eben nicht regelmäßig erreicht, aber nun in dieser Situation nicht zu ändern.

    Jetzt sind es eben vier Hochkaräter, die ausfallen. Die Saison ist nicht ohne Titel, insofern gibt es am Saisonende etwas zu feiern. Zu mehr dürfte es nun nicht mehr reichen. Falls Flensburg den CL-Titel nicht gewinnt, ist denen nicht mehr zu helfen. Für Hamburg wird es allerdings nur dann zur Meisterschaft reichen, wenn Kiel in Kronau patzt. Für alle anderne Mannschaften sollte der Mini-Kader qualitativ noch reichen, zumal man dann ja das CL-Finale hinter sich hat.

    ob gewagt oder nicht, genau das war die Formulierung von handball_sr. er nennt diese ungestümen und manchmal rüpelhaften Spieler emotional. Und damit waren ursprünglich nicht Leute wie Goran Stojanovic der Ältere gemeint, sondern eher Leute wie Abati oder Jensen.

    Letztlich sind es aber doch Leute, wie sie Ché Guevara beschrieb. Leute, die eine Mannschaft wachrütteln und nach vorne treiben können. Und dazu zähle ich dann auch Just oder Sigurdsson.

    Zitat

    Original von ostufer

    Da hast du dich als Threaderöffner ja elegant aus der Affäre gezogen. ;), vielleicht kommt da ja noch mehr.

    ....und es wäre sicherlich gelogen, unseren Jensen nicht als emotional zu bezeichnen...

    in Kiel ist Zeitz Mr Unberechenbar. Sein komisches Nachhaken mit dem Fuß gegen Beutler war wieder so eine Szene, wo man sich verwundert die AUgen reibt. Oder vor zwei Jahren beim F4 gegen Flensburg, als er nach wenigen Minuten mit Rot runtermusste. Und der eine oder andere Torwart hat ja auch schon mal den Ball mit voller Wucht auf die Nase bekommen.

    Ansonsten gibt es in Reihen des THW zwei Spieler, die eigene IHF-Regeln bekommen haben: Henning Fritz und Stefan Lövgren.

    Zitat

    Original von FloWHV
    Roman Pungartnik vom HSV würde mir da einfallen. Nach seinen Toren feiert er sich so heftig selber da man Angst bekommen muss das er sich dabei verletzt

    ok, Ex-Spieler geht auch :D

    Ein Posting von handball-SR brachte mich auf die Idee, allen Usern die Möglichkeit zu geben, zu erkennen, ob man im Glashaus sitzt.

    Zitat


    ich mag es überhaupt nicht, wenn nach solchen situationen ein spieler unter generalverdacht gestellt wird und als "brutalo" abgestempelt wird. abati ist sicherlich ein manchmal etwas ungestümer zeitgenosse, aber alles in allem ein sehr symphatischer typ - der eben seinen beruf mit großer leidenschaft ausübt.

    solche typen sind mir manchmal lieber, als so manche "stars" die für viel geld jedes jahr den verein wechseln und dort (sobald es mal nicht so gut läuft) lustlos ihren stiefel herunter spielen.

    übrigens gibt es emotionale spieler in fast jeder mannschaft. da sollte man schon mal dran denken, bevor man im glashaus sitzend mit riesen felsbrocken um sich wirft.

    Also: In diesem Fred können die "emotionalen" Spieler aufgelistet werden. Spieler, die manchmal ungestüm oder rüpelhaft vorgehen und ideale "Lieblinge" der gegnerischen Fans sind.

    Aber es gibt eine Regel für diesen Fred:

    Man darf nur Spieler seines eigenen Vereins nennen. :D