Beiträge von Anett

    Danke für deine ausführliche Rückmeldung. Ich verstehe deinen Standpunkt und dass du deine journalistische Linie vertreten möchtest. Dennoch möchte ich gerne meine Perspektive darlegen, warum die Bekanntgabe von Ergebnissen paralleler Spiele für viele Zuschauer ein sensibles Thema ist – unabhängig davon, ob es im Sportjournalismus traditionell üblich ist.

    Das zentrale Argument ist das sogenannte Re-live Schauen: Viele Zuschauer planen bewusst, ein Spiel zeitversetzt zu genießen, um es mit der gleichen Spannung wie live zu erleben. Die Möglichkeit, Ergebnisse im Vorfeld zu vermeiden, ist für sie ein entscheidender Teil des Erlebnisses. Wenn dann während einer laufenden Übertragung unerwartet das Ergebnis eines anderen Spiels preisgegeben wird, nimmt das diesen Zuschauern genau diese Erfahrung. Es geht also weniger darum, ob die Bekanntgabe journalistisch „erlaubt“ ist, sondern vielmehr um die Frage, wie sehr man auf die Sehgewohnheiten und Wünsche der Zuschauer eingeht.

    Natürlich ist es deine Aufgabe, den Kontext eines Turniers oder Wettbewerbs einzuordnen. Die Frage ist aber, ob es nicht alternative Wege gibt, dies zu tun, ohne das Erlebnis für relive-Zuschauer zu beeinträchtigen. Beispielsweise könnte man Ergebnisse gezielt ankündigen („Wer das Ergebnis des Spiels X nicht wissen möchte, sollte jetzt kurz weghören“), sodass jeder selbst entscheiden kann, ob er die Information aufnimmt oder nicht.

    Deine Bereitschaft, das Thema durch eine Umfrage bewerten zu lassen, begrüße ich sehr. Es geht nicht darum, deine journalistische Arbeit infrage zu stellen, sondern um die Frage, wie sehr sich der Sportjournalismus auch an veränderte Sehgewohnheiten anpassen kann. Vielleicht zeigt eine Umfrage ja tatsächlich, dass eine Mehrheit der Abonnenten das Thema entspannt sieht – vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall wäre es eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage, die über persönliche Einschätzungen hinausgeht.

    Ich hoffe, du kannst meinen Standpunkt nachvollziehen, und danke dir für den offenen Austausch.

    Ich hab zu danken für deine konstruktive Rückmeldung. Und ja, ich verstehe deinen Standpunkt. Die Alternative, die du vorschlägst, habe ich übrigens bereits einen Tag danach in Flensburg genutzt.

    Gleichzeitig muss ich aber darauf hinweisen, dass wir am Samstag in Köln den Vorlauf zu HF2 ziemlich sicher mit einem Rückblick auf HF1 starten werden. Und ich weiß jetzt schon, dass das wieder einigen nicht passen wird, weil sie HF1 in der Aufzeichnung nach HF 2 sehen wollen. In dem Fall hat unser Vorgehen aber journalistische Relevanz. Wie gesagt, die absolute Wahrheit gibt es nicht. Den Blick dafür würde ich mir manchmal einfach wünschen.

    El Duderino

    Lies bitte nochmal, bevor du schimpfst. Ich habe geschrieben, dass wir diese Grundsätze überdenken sollten SOFERN es eine Relevanz für die überwiegende Mehrheit hat.

    Für die Beurteilung unseres Jobs gibt es keine absolute Wahrheit. Was der eine Zuschauer gut findet, nervt den nächsten und so weiter. Allen können wir nicht gerecht werden.

    Wenn ich jetzt aber ständig Dinge ändere, weil es 3, 5 oder auch 100 Leuten nicht passt, werde ich zum Fähnchen im Wind. Ich hinterfrage vieles und am allermeisten mich selbst. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten darf, wissen das. Und ich ändere Dinge, wenn sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen (Grundlage der Beurteilung ist dann aber eher die Masse und nicht der einzelne) oder wenn ich die Kritik eines Einzelnen nachvollziehen kann. Ich habe hier schon viele wertvolle Impulse bekommen, für die ich dankbar bin. Aber welchen Schuh ich mir anziehe, ist meine Entscheidung. Das Recht musst du mir schon lassen.

    Und Anett Sattler findet es lustig und grinst in die Kamera…

    Was wäre denn in deinen Augen eine angemessene Reaktion gewesen? Interview beenden, in Tränen ausbrechen und ewige Reue bis an mein Lebensende schwören? Hättest du dich dann besser gefühlt? An der Tatsache, dass ich den Sieger des Spiels genannt habe, hätte auch das nichts geändert. Und in diesem konkreten Fall würde ìch die Entscheidung immer wieder so treffen, weil es an diesem Abend auch meine Aufgabe war, Stimmen zum Final4 und zum Halbfinalgegner einzusammeln. Wenn ich da mehr will als "Die Löwen sind ein ernstzunehmender Gegner", spielt die Aktualität meines Erachtens nach schon eine Rolle.

    Grundsätzlich fehlt mir hier in euren Diskussionen oft der Blick aufs große Ganze. Womit ich bei der Frage bin, die ein paar Beiträge später aufkam, "wie sie jetzt weitermacht". Na genauso wie bisher. Als ich vor vielen Jahren das 1 x 1 des Sportjournalismus gelernt habe, gehörte die "Einordnung der Gesamtsituation" zwingend dazu. Meines Wissens ist das bis heute so. Das heißt, die Spieltagsübersicht und Tabelle wird es bei mir immer am Anfang und am Ende der Sendung geben. Wegen eines provokanten Spruchs von Andi und der immer wiederkehrenden Diskussion einiger weniger hier im Forum werde ich sicher nicht meine Linie verlassen.

    Gerne gebe ich aber der Geschäftsführung die Idee mit, eine Umfrage unter den Abonnenten zu dem Thema zu machen. Wenn die überwiegende Mehrheit tatsächlich eurer Meinung ist, sollte man diese Grundsätze sicherlich hinterfragen. Ich glaube allerdings nicht, dass es diese überwiegende Mehrheit geben wird und kann persönlich nur schwer nachvollziehen, wie man so viel Energie an dieses Thema verschwenden kann.

    Das Cornflakes-Interview war ein Glückstreffer und nicht das Ergebnis guter journalistischer Arbeit, da sind wir uns hoffentlich einig.

    Zu 1. Schau ich mir an, hab das Spiel nicht gesehen. Mir fällt aber direkt das Gegenbeispiel ein: Gari Paubandt im Gespräch mit Victor Szylagi und der Frage nach Trennung von Filip Jicha. Da war die Saison gerade erst ein paar Wochen alt.

    Zu 2. Smarason bekommt die blaue Karte 6 Minuten vor Ende, da führt Berlin +5. Am Ende gewinnt Berlin +5. War es dann wirklich DIE spielentscheidende Szene? Ob Magdeburg das Spiel ohne blaue Karte noch hätte drehen können, wäre rein spekulativ und damit (in meinen Augen) kein guter Journalismus.

    Das von dir angesprochene Interview mit Bennet Wiegert war ein sogenanntes Superflash, geführt vom Kommentatorenplatz. Das unterliegt bestimmten zeitlichen und technischen Rahmenbedingungen. Im ausführlichen Studiogespräch mit Christian O'Sullivan nach der Werbung haben wir die Szene besprochen.

    Die Entscheidungen, die wir redaktionell treffen, sind oft von vielen Faktoren abhängig. Vielleicht hilft das Bewusstsein dafür, zukünftig nicht einer ganzen Redaktion schlechten Sportjournalismus vorzuwerfen oder Menschen als "Schatten ihrer selbst" zu bezeichnen.

    Nicht in so einem wichtigen Spiel mit so akutem Thema.

    Dass man Kretzsche nicht zu Steffel befragt, kann ich noch nachvollziehen, weil er heute nicht als Fuchs da ist.

    Aber da muss man doch die Magdeburger nach fragen!

    Stattdessen so ein Interview, das überhaupt keine Relevanz für das Spiel oder das Thema hat.

    Rheiner, jetzt mal ernsthaft. Nein, das kann ich einen Spieler nicht vor einem Spiel fragen. Das machen wir nach dem Spiel mit dem Trainer.

    Ich lese hier normalerweise nur ab und zu quer, wundere mich manchmal und manchmal eben auch nicht.

    Heute will ich kurz Stellung zu den Vorwürfen beziehen.

    1. Wir haben das Doping-Thema ausführlich am vergangenen Wochenende besprochen. Aktuell gibt es keinen neuen Stand. Wir werden selbstverständlich trotzdem nach dem Spiel nochmal nachfragen.

    2. Das Thema "Präsident in der Kabine" werden wir am Sonntag in Berlin besprechen.

    Auf Fehler hinzuweisen, ist euer gutes Recht und dafür sind wir dankbar. Redaktionelle Entscheidungen als schlechten Sportjournalismus abzuwerten, ohne die Zusammenhänge zu kennen, ist vielleicht manchmal etwas vorschnell.