Beiträge von J-R

    - Ganz neu gibt es auf der Homepage der HBL die dritte Ausgabe meiner Kolumne "ÜberZahl - die Zahlenkolumne". Dieses mal habe ich die sechs besten Feldspieler nach dem von der HBL neu eingeführten Handball Performance Index (HPI) genauer betrachtet und angeschaut wie sie auf ihre Top-Werte kommen.
    - Außerdem habe ich das Aufeinandertreffen des am schnellsten und am langsamsten spielenden Team der Liga, Essen und Ludwigshafen genauer betrachtet.
    - Und ihr könnt mich in der aktuellen Ausgabe des (englischsprachigen) Podcasts (Un)informed Handball Hour hören.


    Also entweder kapiere ich jetzt einiges nicht oder wir reden aneinander vorbei. Aus der eigenen Hälfte wird in der Regel nur geworfen, wenn der TW des Gegners runter ist. Alles andere sind Notwürfe mit der Sirene.


    Sorry, da ist mir natürlich ein "nicht" zu viel rein gerutscht.



    Tappe da bitte in keine Falle. Die "Guards" im Handball sind die Rückraumspieler und nur weil der Basketball amerikanisch geprägt ist, muss aus dem Rückraum im Handball jetzt nicht der Backcourt werden. Im normalen Positionsangriff spielt der Rückraum der angreifenden Mannschaft zwischen 6 m und der Mittellinie in des Gegners Hälfte.
    Aus dem eigenen Backcourt, hier jetzt die eigene Hälfte, wirft beim Handball nur jemand, wenn des Gegners TW gerade nicht auf dem Feld ist. Das sollte klar sein. Sonst sind die ganzen prozentualen Gewichtungen wegen völlig falschen Spielverständnisses auch total für den Eimer.


    Im Basketball werden sowohl die Guards als auch die jeweils hintere Spielfeldhälfte, also die, in der nicht der Korb steht, auf den die Mannschaft, die gerade angreift, wirft als Backcourt bezeichnet. ;) Siehe z.B. hier. Da im Handball recht viel auf Deutsch funktioniert sind mir die englischen Begrifflichkeiten da nicht ganz so geläufig. Ich gehe aber mal davon aus, dass das auch im Handball sowohl für "Rückraum" als für "Rückfeld" bzw. "Spielfeldhälfte in der nicht das Tor steht auf das gerade gespielt wird" steht. Nichtsdestotrotz ist das aber natürlich als Begrifflichkeit nicht optimal gewählt, sieht man ja schon an der Verwirrung die hier aufkommt.


    Aber das ist doch essentiell wichtig. Das beeinflusst doch wohl die Trefferwahrscheinlichkeit und die Paradenwahrscheinlichkeit zu 90 % sage ich mal.

    Klar, ob der Torhüter drin ist oder nicht beeinflusst aber nicht nur Würfe aus der eigenen Hälfte, sondern jeden Wurf. Bei Gegenstößen wird danach auch nicht unterschieden, weil das leider prinzipiell nicht erfasst wird. Prinzipiell kommt aber natürlich allgemein kaum jemand auf die Idee aus der eigenen Hälfte zu werfen, wenn der Torhüter nicht im Tor steht.

    Und wenn ich gerade nochmal über den Begriff "Backcourt" nachdenke, dann ist der glaube ich doch gar nicht so falsch. Im Basketball wird damit auch das Rückfeld, also die eigene Hälfte, bezeichnet. Allerdings eben auch die beiden Spieler, die auf den Guard-Positionen spielen.


    Also die Würfe aufs leere Tor, wenn der gegnerische TW raus ist? Manchmal ist es einfach einfacher bei der deutschen Sprache zu bleiben.

    Genau. Also ich kenne die genaue Definition nicht, aber ich vermute, dass es nicht darauf beschränkt ist, ob jetzt ein Torwart drin ist, oder nicht.


    Das halte ich für einen größeren Fehler. Und weil du hier gerade aktiv bist, gleich mal eine Frage. Was bedeutet "Backcourt" beim HPI bei der TW-Bewertung? Backcourt ist erst mal Rückraum, aber warum ist da die Paradenwahrscheinlichkeit mit 10 % noch geringer als beim TG? Bei den Schützen ist die Trefferwahrscheinlichkeit aber wiederum geringer als beim TG.

    Deutlich bevorzugt ist vielleicht eine etwas übertriebe Formulierung, es gibt ja schon auch Abzug für Fehlwürfe. Betrachtet man die Erwartungswerte sind die aber Spieler die viel Werfen auf jeden Fall etwas bevorzugt.

    Mit Backcourt sind Würfe aus dem Rückfeld, also der eigenen Hälfte gemeint. Der englische Begriff ist hier tatsächlich nicht ganz richtig.


    Regression meinst du ja sicher im statistischen Sinne, aber kannst du das auch mal für Nicht-Fachleute erklären, was jetzt Regression nach oben oder außen meint?


    Vielleicht legst du an eine solche Erfassung zu hohe, weil deine eigenen Maßstäbe an. So lange der Verzapfer der hier diskutierten Daten nicht die Gravitation des Handballs ins Gegenteil verkehrt, kann ja der geneigte Fan mit etwas Handball-Weltwissen diese Daten auch interpretieren. Oder anders gesagt, ich würde dir dahingehend widersprechen, dass ich diesen Index jetzt nicht schlechter als nichts finde.

    Die kompletten Faktoren und die Berechnung des HPI sind tatsächlich einsehbar: https://www.liquimoly-hbl.de/de/s/handball-…chnung-des-hpi/ Im Prinzip funktioniert das ganz einfach. Für positive Aktionen gibt es Pluspunkte für negative Aktionen Abzug. Bei Würfen bzw. bei Torhütern Paraden hängt die Anzahl der Punkte mit der Treffwahrscheinlichkeit zusammen.

    Der HPI ist mit Sicherheit nicht perfekt. Dinge wie Standardisierung auf Anzahl der Angriffe (oder auch nur Spielzeit) gibt es nicht. Die Gewichtungen sind nicht perfekt, Spieler die viel Werfen sind wenn sie durchschnittlich treffen deutlich bevorzugt gegenüber Spielern die etwas weniger Werfen aber deutlich hochprozentiger treffen etc. Trotzdem finde ich das einen riesigen Schritt in die richtige Richtung und besonders bemerkenswert, dass sowas von der Liga selbst kommt.


    Es spielt sicher auch eine Rolle für wen man die Daten erhebt. Mir als Fan, der sich zwar auch nicht als oberflächlich bezeichnen würde, aber eben auch nicht als Freak, reichen ein paar griffige Daten, um meine Sicht aufs Spiel zu unterstützen. Werte wie gespielte Pässe und Pässe zum Torerfolg, rausgeholte 7er, sind schon mal gut und besser als nur Wurfversuche und Tore. Blocks und Steals noch dazu, noch besser. Turnover und techn. Fehler getrennt nach Fehlpässe, Schritte, Stürmerfoul, falsche Sperre, Doppeldribbling etc. ginge schon in Richtung Luxus, während die gelaufenen km sicher eher für den Coach interessanter sind als für den Fan. Aufwand der Erhebung und Rechte an der Verwertung kann ich natürlich nicht beurteilen, aber wenn man für die Liga so etwas hinbekommen würde, was die derzeitigen Daten noch ein bißchen aufbohrt ohne jetzt in Trainerbereiche vorstoßen zu wollen, wäre das schon toll.


    Klar, bei allen erhobenen Daten ist es natürlich immer die erste Frage, weshalb und warum die erhoben werden. Die HBL macht das aber natürlich in erster Linie für die Fans. Gespielte Pässe halte ich ehrlich gesagt für komplett irrelvant. Den Großteil der Sachen, die du sonst erwähnst werden aktuell bereits erhoben, nur nicht veröffentlicht. Aber klar, die Darstellung könnte auf jeden Fall verbessert werden, einfach nur in mehr der Richtung des Boxscores wie man ihn aus dem Basketball kennt (oder wie es z.B. HBStatz macht).


    Die Statistiken finde ich schon ziemlich gut und aussagekräftig. Interessant wäre natürlich auch eine Heat Map, um die Wege in Angriff und Abwehr darzustellen bzw. wo sich die Nahtstellen der Abwehr befanden.

    Was natürlich fehlt ist noch eine Form von Torhüter-Rating, was über Paraden und Quote hinausgeht. Zum einen wäre es spannend, wohin die Würfe der Angreifer gingen. Man könnte das Tor dahingehend in 4 Quadranten (oben links, oben rechts, unten links, unten rechts) oder gar 9 Quadranten aufteilen. Dann könnte man die Ziele der Werfer zuzüglich deren Wurfvarianten kombinieren (also Heber, Dreher, Leger, Aufsetzer, etc.). Außerdem wäre es möglich in Verbindung mit der Heat Map das Zusammenspiel zwischen TW und Block auszuwerten.


    Bei einer Heatmap kann ich dir garantieren, dass du da im Gegensatz zum Fußball beim Handball sehr wenig daraus lesen kannst, weil sich der absolute Großteil des Spiels auf RM abspielt. Aber trotzdem könnte mit den Kinexon-Daten hier einge interesante Dinge gemacht werden.

    Bei dem Torhüter-Rating kann ich dir sagen, dass ich tatsächlich sowas schon geplant habe und ich sowas in den nächsten Wochen/Monaten auf Handballytics veröffentlichen werde. Das Problem bei der HBL ist, dass nur die Wurfposition erfasst wird, nicht die Wurfart und auch nicht der Zielort. Bei internationalen Spielen ist das anders. Deshalb bin ich mir auch noch nicht sicher, wie bzw. für welchen Wettbewerb ich das genau machen werde.

    Ideen gibt es sicher mehr als genug. Aber zuerst sollte man sich Gedanken über die Finanzierung machen. Als Freizeitjob wird das sicherlich nicht funktionieren, oder wir schaffen es, die Arbeit aufzuteilen (ähnlich wie bei Wikipedia).


    Also wenn du Lust hast in die Richtung was zu machen kannst du dich gerne melden, auch wenn du Interesse an Sachen hast, die darüber hinaus gehen selbst Daten zu erheben. Prinzipiell kann ich dir aber leider sagen, dass das mit dem selbst Daten erheben eigentlich zum Scheitern verurteilt ist, da es einfach viel zu zeitaufwändig ist, um da an eine vernünftige aussagekräftige Stichprobengröße zu kommen.

    Genau, das sind auf jeden Fall auch Themen, zu denen z.B. für die NBA die detailliertesten Daten recht einfach im Internet abrufbar sind und ich auch gerne was machen würde. Das Problem ist nur, dass man die Daten komplett selbst erheben müsste, da die Kinexon-Trackingdaten, aus denen man wohl entnehmen könnte wer wann mit wem auf dem Feld war nur für die Vereine selbst verfügbar sind. Das ist ein Teil der Thematik, die ich mit dem Schatz auf dem die Teams sitzen, ohne, dass er genutzt wird, gemeint habe.

    Um mal zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ich glaube eindeutig, dass "Advanced Statistics" extrem sinnvoll sind, da sie das Spiel eben noch besser erklären als herkömmliche Statistiken. Alle NBA, MLB, NFL und große Fußballteams haben zum Teil zahlreiche Leute, die im Prinzip nichts anderes machen, als anhand von "Advanced Stats" das Spiel, Teams oder Spieler zu analysieren. Teilweise sind da die Hauptentscheider der Teams auch Leute die ursprünglich gar nicht aus dem Sport, sondern eben einen Statistik-Background haben. Sachen wie die hier schon erwähnten Offensive bzw. Defensive Rating, also Tore bzw. Gegentore pro 50 Ballbesitze sind bspw. ein deutlich bessere Indikator für die Qualität eines Angriffs oder einer Verteidigung, als einfache Tore pro Spiel oder Wurfquoten, da sie alle Aspekte umfassen.

    Im Handball muss allgemein auch gar nicht groß neues erfunden werden, denn die Ansätze aus anderen Sportarten (besonders Basketball, da die Sportarten so ähnlich sind) lassen sich wunderbar auf den Handball adaptieren. Denn alle anderen größeren Sportarten sind dem Handball da zum Teil Lichtjahre voraus.

    Ich bin bei der WM auf diese Seite aus Island gestoßen (worden): hbstatz

    Hier am Beispiel des Halbfinals ESP-DEN, mit erarbeiteten Chancen, herausgeholten 7m etc.


    Die Seite ist wirklich cool, man darf allerdings auch nicht vergessen, dass das ganze vom Isländischen Handballbund selbst kommt. Es ist ja jetzt auch nicht so, dass bei der HBL gar keine Daten vorhanden sind, auch wenn die sicherlich teilweise recht unübersichtlich sind und nicht in schön übersichtlichen Boxscores wie auf HBStatz.

    Diese isländische Statistik würde mir schon reichen, wenn sie denn in der HBL auch verlässlich gefüttert würde. Bei einem Spieler nun 8 oder 9 Tore ist letztlich verzeihbar, aber wenn ein v. Olphen z. B. 4/4 gutgeschrieben bekommt und gar nicht gespielt hat, ist das schon ärgerlich.


    Die Zahlen werden live während des Spiels von zwei Scouts für den Liveticker erfasst und im Nachhinein mit dem Kampfgericht abgeglichen. Ich wage mal zu behaupten, dass auch die Seite der Isländer nicht fehlerfrei ist. Das sind Daten im Prinzip nie. Die HBL ist aber auf jeden Fall sehr darum bemüht die Qualität der Daten zu optimieren. Wenn du da solche Fehler entdeckst, freut sich die HBL immer über Feedback.

    Die HBL hat doch jetzt diese Sensoren für jeden Spieler und den Ball, da sollte doch unglaublich viel mit gemacht werden. Wird das irgendwo veröffentlicht, oder ist das nur für den internen Gebrauch? In der Moderation von SKY wird da jedenfalls kaum noch drauf verwiesen.


    Verlinkt wurde die Seite ja schon, wo die Daten abrufbar sind. Aber auch in den Übertragungen werden die Zahlen wie vorallem die Wurfhärte immer mal wieder genannt.

    Mit den Tracking-Daten könnte aber noch so viel mehr gemacht werden, die Vereine sitzen hier auf einem wirklich riesigen Schatz an Daten es wirklich zu nutzen bzw. überhaupt richtig zu verstehen was da alles möglich ist.

    Aha, dann ist das hier sicher auch nicht schlecht. Aber ich fände es für mich am schönsten, wenn es zu jedem HBL-Spieltag/Spiel so eine Statistik wie bei den Isis geben würde.


    Danke für die netten Worte und die Erwähnung hier. Ich würde gerne noch viel mehr machen, aber das gibt die Zeit leider nicht her. :D Es wäre aus den HBL-Daten gar nicht schwer fast genau dasselbe darzustellen, wie es bei HBStatz der Fall ist, da mir die Daten aber nicht gehören, kann ich das bei mir so nicht machen. Mein Ziel ist es auch eher über die klassichen Zahlen hinaus zu gehen und den Handball was "Advanced Stats" angehen ein bisschen mehr in das 21. Jahrhundert zu bringen.