Da kann man so oder so drüber denken. Jeder hat halt seine Meinung und die von Harpiks kommt klar aus einer Ecke. Wenn man den Unterbau zerschießt, hat man irgendwann überhaupt nichts mehr. Geh mal in die Hallen und sieh dir an, wie gerade der Nachwuchs die Spielerinnen anhimmelt und ihnen nacheifern will. Und gerade die Sponsoren zahlen auch gern bei BL-Vereinen für die gute Jugendarbeit, die ja auch bei den Vereinen in der zweiten Tabellenhälfte wohl nicht so schlecht ist, wenn man sich anschaut, welche Spielerinnen von dort schon ihren Weg nach oben bzw. ganz oben angetreten haben. Woher kommt dann der "preiswerte" Nachwuchs für die sog. Topvereine?
Quo vadis, Frauenhandball ??
Einige verdiente Handballecke-Foristen scheinen einen
ziemlich fatalistischen Standpunkt zum Frauenhandball zu haben. Ich verweise
nur auf den Dialog, den ich Ende 2018/Anfang 2019 in diesem Thread mit ihnen geführt habe. Der nahm einen ganz
ähnlichen Verlauf und endete letztendlich mit der Forderung, dafür doch bitte einen eigenen Thread aufzumachen, Nachwuchsförderung und Breitensport hat mit der HBF nichts zu tun ...
Selbstverständlich respektiere ich diese Standpunkte, vertrete aber selber eine völlig konträre Position. Hierzu einige Kostproben:
Zitat BlKW am 23.12.18 (#326)
"… Wir wollen doch letztendlich alle das Gleiche und unser
geliebter Sport hat es auch bitter nötig. Die Handballhochburgen (regional wie
national) werden immer weniger und gerade im Breitensport die Akteure immer
älter. … Aber warum ist es so wie es derzeit ist, warum reicht es nicht für
mehr? Weil Handball derzeit als Sportart in der Breite den Boden unter den
Füßen verliert. Weil immer weniger junge Menschen den Handball für sich ganz
persönlich als wichtigen Lebensinhalt erschließen und im wahrsten Sinne des
Wortes auch am Ball bleiben. Weniger Zuspruch bedeutet geringe aktive
Beteiligung und das kreiert letztendlich auch weniger Talente, die den Weg nach
ganz oben schaffen können. Die Frage der Fernsehpräsenz stellt sich dann gar
nicht erst, die Zahl der Interessierten hält sich im Ergebnis logischerweise in
Grenzen. …."
Zitat BlKW am 24.12.18 (#329)
"… Handball im Wettspielbetrieb funktioniert so nicht und die
Zersetzung von unten nach oben hat schon längst begonnen. … Wenn die noch
bestehenden Hochburgen … sich dieser Wahrnehmung verschließen, mag Handball
dort sicher von innen heraus trotzdem noch eine ganze Weile funktionieren. Wer
die Zeichen der Zeit aber nicht erkennt, schaufelt sich über kurz oder lang
sein eigenes Grab. … Es geht an dieser Stelle vielmehr um eine ganz
grundsätzliche Frage: Schauen wir dem Laissez-faire der Verbände weiter
tatenlos zu oder krempeln wir die Ärmel hoch und tun etwas dafür, dass der
Handball wieder die Position einnehmen kann, die er vor nicht allzu langer Zeit
schon längst innehatte? Es geht mitnichten darum, irgendwelchen Traumbildern
längst vergangener Zeiten nachzuhängen. Es geht nur darum, dem Handball die
Basis wiederzugeben, die er braucht, um in Deutschland überhaupt langfristig
existieren zu können. …"
Wenn jetzt ganz Nordostdeutschland den Kontakt zum leistungssportlichen Frauenhandball mehr oder weniger verliert, stimmt das sehr bedenklich. Handball hat hier im rein sportlichen Sinn genauso wie z.B. in Schleswig-Holstein eine große Tradition. Die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen in dieser Region ein großzügiges Sponsoring nicht zulassen, wird jetzt zum Scharfrichter. Fehlende strukturelle Rahmenbedingungen lassen die Vereine erst ökonomisch und dann in der Folge auch personell ausbluten. Offensichtlich nimmt man diese Entwicklung nicht nur mit großer Gelassenheit hin. Es ist offensichtlich so gewollt, dass wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dominiert und die sportliche Leistungsfähigkeit nur eine sekundäre Rolle spielt. Die Tatenlosigkeit spricht Bände! Dann darf aber von den Protagonisten dieses Systems keiner in fünf oder 10 Jahren jammern, wenn der gravierende Substanzverlust die Spielklassen von unten her auffrist und der leistungssportliche Überbau sich immer mehr zu einer Chimäre evolutioniert.
Es wäre der Bedeutung und der Tradition des Handballsports in Deutschland angemessen, sich einer solchen fatalen Entwicklung entgegenzustellen. Das muss aber in (den) organisierten Strukturen geschehen, als Einzelkämpfer hat man da keine Chance.