Dass ein Suizid eine Ausnahmesituation ist, das ist keine Frage. Wer aber einen halbwegs sinnvollen Abschiedsbrief schreibt, der weiß auch, dass er sich gleich vor den Zug werfen wird. Ohne die Entscheidung selbst nachvollziehen zu können, bin ich dennoch der Meinung, dass dieser Mann innerhalb seiner Vorstellung rational handelt.
Und das ist der Unterschied, den ich festmache. Das Kind kann die Situation nicht überblicken. Der Selbstmörder wäre dazu grundsätzlich in der Lage, tut es aber nicht.
Außerdem ging es grundsätzlich um die Aussage, dass Merckle mit der von ihm gewählten Form des Suizid anderen Menschen, hier dem Lokführer, einen Schaden zugefügt hat. Und damit hat er für einen anderen eine Entscheidung getroffen. Wenn er seinem Nachbarn die Pistole in die Hand gedrückt hätte und gesagt hätte "Erschieß mich!", dann hätte der eine Entscheidungsmöglichkeit gehabt. Die hatte der Lokführer nicht, der hatte keine Chance anders zu handeln und fühlt sich unter Umständen dennoch schuldig.
Ich finde es dabei übrigens irrelevant - und lehne deshalb den Kind-Auto-Vergleich ab - ob es Situationen gibt, in denen es jemand auch schlecht oder schlechter geht. Dem Lokführer wird es auch nicht besser gehen, wenn man ihm sagt, dass jemand anderes ein Kind überfahren hat.