BNN Freitag, 28.06.2024: „Kein Interesse, nachzuhaken“
Der Aufsichtsratsvorsitzende Lars Lamadé spricht über die Löwen-Krise
„Kein Interesse, nachzuhaken“
Mannheim. Lars Lamadé begann seine Ausführungen mit einer Bitte – und zwar jener um Verständnis, dass er auch weiterhin keine Details oder Hintergründe nennen könne im Fall Kettemann. Die Rhein-Neckar Löwen, deren Aufsichtsratsvorsitzender Lamadé ist, hätten schließlich Stillschweigen vereinbart, als sie sich Mitte Juni ziemlich überraschend von ihrer langjährigen Geschäftsführerin Jennifer Kettemann getrennt hatten.
Dies gelte selbstverständlich auch knappe zwei Wochen später noch, stellte Lamadé fest. Gleichsam sah sich der Handball-Bundesligist aus Mannheim wohl dazu gedrängt, zur Causa endlich öffentlich Stellung zu beziehen – und auch zu jenen „finanziellen Unregelmäßigkeiten“, die die 42-Jährige bereits Mitte April öffentlich gemacht hatte. Es seien „Täuschungen und unwahre Darstellungen in unseren Büchern“ festgestellt worden, hatte Kettemann damals erklärt.
So war es ein bisschen das Motto „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, das die virtuelle Pressefragestunde der Löwen an diesem Donnerstag bestimmte. Soll heißen: Die Presse zeigte sich einigermaßen gnädig und ging nicht ganz in die Vollen (wissend, dass sie dann wohl gar keine Antworten erhalten würde). Lamadé wiederum gab nur preis, was er preisgeben wollte – immerhin aber dies.
Als „finanziell unerfreuliche Situation“ bezeichnete der ehemalige Löwengeschäftsführer (2014 bis 2016) etwa die Folgen der finanziellen Unregelmäßigkeiten. „Es ist nicht mehr so viel Geld zur Verfügung, wie wir gehofft haben“, stellte er fest. Nicht zuletzt deshalb habe man überlegt, gerichtlich gegen den ehemaligen Mitarbeiter, der vor seinem Fehlverhalten viele Jahre einen guten Job gemacht habe, vorzugehen.
Ob es letztendlich dazu gekommen sei, konnte oder wollte Lamadé indes nicht bestätigen. Er stellte stattdessen fest: „Wir haben kein Interesse daran, da irgendwie nachzuhaken – wir schauen nach vorne.“
Ähnlich hatte er sich schon zuvor zum Aus von Kettemann geäußert: „Keiner war mit der letzten Saison zufrieden. Jenny nicht, der Trainer nicht, wir im Aufsichtsrat auch nicht. Dann hat man gesprochen und ist am Ende zu diesem Schluss gekommen. Es war wirklich in beiderseitigem Einvernehmen, dass man einen Neuanfang hier auf dieser Position als das Beste für die Löwen ansieht.“
Was die Kettemann-Nachfolge anbelangt, will Lamadé sich und den Löwen Zeit lassen. Zumal man mit Uwe Gensheimer als neuem Sportlichem Leiter sowie Interims-Geschäftsführer Holger Bachert, bislang im Bereich Vertrieb und Sponsoring tätig, gut aufgestellt sei. Ziel sei es, „spätestens zur Saison 2025/26 jemanden zu haben“.
Das Ziel nicht nur ab dann? „Klar ist, dass wir an die Spitze wollen und davon überzeugt sind, dass wir dazu das Potenzial haben. Aber wir fangen jetzt auf einem niedrigeren Niveau an, als wir uns das gewünscht hätten“, stellte Lamadé mit Verweis auf Tabellenplatz zwölf fest.
Lars Lamadé ist der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende der Rhein-Neckar Löwen. Von 2014 bis 2016 war er Geschäftsführer beim Handball-Bundesligisten. Foto: GES
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