Das schreibt die MainPost:
HANDBALL: 3. LIGA OST
Nach der Pause brechen alle Dämme
Eine Halbzeit lang durfte der HSC Bad Neustadt-Rhön vom großen Coup gegen den mehrfachen deutschen Meister TV Großwallstadt träumen. Am Ende herrschte nach der 20:30 (12:11)–Heimniederlage in der Dritten Liga Ost Enttäuschung und Ernüchterung. Der Plan von HSC-Coach Margots Valkovskis, dem Favoriten ein Bein zu stellen, war nur in den ersten 30 Minuten aufgegangen. „Was wir dann in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, hatte nichts mehr mit Handball zu tun“, kommentierte er fast schon geschockt den Leistungsabfall.
Der Gemütszustand seines Kollegen Heiko Karrer, der seinen Schützlingen im ersten Abschnitt Schwächen in allen Mannschaftsteilen attestierte – „die Abwehr stand nicht kompakt, in der Offensive haben wir zu ungeduldig abgeschlossen“ – sollte sich im zweiten Durchgang deutlich verbessern. „Vor der Pause hat man gesehen, dass Bad Neustadt keine schlechte Mannschaft hat, ich hatte gewarnt“, so der TVG-Coach, dessen Team nach einem Fehlpass von Jan Winkler durch einen Konter, vollendet von Felix Wolf, in Rückstand geriet. Die ersten Fehler der Einheimischen bestraften der überragende Tom Spieß mit Doppelpack und sein Pendant auf der anderen Rückraumposition, Jan Winkler, zügig zum Zwischenstand von 1:3.
Einem Zwei-Tore-Rückstand rannten die Gastgeber bis zum 3:5 hinterher, ehe Gary Hines mit seinem 100. Saisontreffer der Anschlusstreffer und zusammen mit Jan Wicklein gar die Führung gelang (6:5).
Da waren gerade einmal elf Minuten gespielt, die Zuschauer, unter anderem eine große Fanschar vom Untermain, stellten sich auf ein spannendes Match ein. Die Spannung hielt an, der einmal mehr kämpferischste HSC'ler, Franziskus Gerr, verkürzte auf 8:9. Dessen Kollege auf TV-Seite, Patrick Gempp, humpelte wenig spät wegen einer Knieverletzung vom Parkett, kam im Laufe der zweiten Halbzeit aber zurück. Als der bis dahin wurfgewaltige Winkler Maximilian Schmitt bei einem Sprungwurf auf den Boden knallen ließ, zückten die sächsischen Unparteiischen nach kurzer Beratung die rote Karte, wodurch sie sich böse Worte aus dem Gäste-Fanblock, der eine Zwei-Minuten-Strafe für angemessen hielt, einhandelten.
Als sich wenig später Mario Stark beim Führungstreffer zum 10:9 bei seinem Flug in den Kreis am Rücken verletzte und einer mehrminütigen Behandlung bedurfte, kippte das Spiel bis zum Seitenwechsel. Allerdings häuften sich in den letzten sieben Minuten der ersten Hälfte die Fehler und Fehlwürfe auf beiden Seiten. Es fielen noch vier Treffer zur 12:11-Führung für den HSC.
Nach Wiederbeginn stellte der Gäste-Coach auf einigen Positionen um, beorderte den bis dahin geschonten Torjäger Florian Eisenträger für den blassen André Göpfert auf die Linksaußenposition und konnte vor allem wieder auf Stark zurückgreifen. „Was wir dann in den ersten Minuten gezeigt haben, war nur schwach“, erklärte Valkovskis in der Pressekonferenz. Die ersten Würfe von Hines, Vilim Leskovec und Maximilian Schmitt, der sich ansonsten weitgehend auf Zuspiele beschränkte, wurden von dem sich zunehmend steigernden Gästekeeper Stefan Koppmeier pariert. Bis zur 34. Minute schlugen dagegen der immer selbstbewusster agierende Spieß (2) und Stark zu, was zum 14:12 und zum Torhüterwechsel bei den Rot-Weißen führte. Diese waren nach den Treffern von Gerr und Leskovec zum 14:15 wieder dran. Ab der 36.
Minute jedoch folgte ein kollektiver Einbruch bei den Hausherren. Ein in der Offensive überhastet werfender Singwald sowie eine Zeitstrafe für Hines, der nach der Pause sein Pulver schon weitgehend verschossen hatte, nutzten die Gäste gnadenlos aus. Sie liefen über Spatz und Eisenträger Konter und setzten sich nach dem 15:14 binnen acht Minuten vorentscheidend auf 21:14 ab.
In dieser Phase haperte es bei den Hausherren gewaltig, selbst ein Überzahlsituation (Zeitstrafe Marius Liebald) mündete bei eigenen unplatzierten Würfen in Gegentreffer. Die Valkovskis-Truppe verfiel in den alten Fehler, einen knappen Rückstand mit schnellen Abschlüssen aufholen zu wollen, die Präzision litt und das geduldige Erarbeiten von freien Wurfpositionen war nicht mehr zu sehen. Verzweiflungswürfe und Brechstangen-Handball nutzte der Kontrahent clever, mit dem 26:16 (48.) war die Begegnung entschieden. Auf HSC-Seite bekamen Timo Riesenberger, Benedikt Kleinhenz und Adam Pal Einsatzzeiten, auf der Gegenseite durften nun auch Niklas Geck, Rudi Vogel und Jan Blank ran. Den Zehn-Tore-Vorsprung verteidigte der TVG ohne Probleme, bei den Rot-Weißen stimmte da schon die Körpersprache der meisten Spieler nicht mehr.
Die Statistik des Spiels
HSC Bad Neustadt-Rhön – TV Großwallstadt 20:30 (12:11)
Bad Neustadt: Schmidl (1.–34.), Tatzel (ab 35.) – Valkovskis, Schmitt 1, Wolf 1, Hines 5, Riesenberger, Singwald, Kleinhenz, Pal, Wicklein 5/3, Gerr 5, Leskovec 2, Grünert 1.
Großwallstadt: Koppmeier, Pondensek (n. e.) – Spatz 9/4, Geck, Vogel 1, Eisenträger 3, Blank, Karrer 1, Stark 3, T. Spieß 7, Winkler 3, Liebald, Göpfert, Gempp 3.
Siebenmeter: 3/3 – 5/4.
Zeitstrafen: 8 – 6 Minuten (Rot: Jan Winkler, 20.).
Schiedsrichter: Weiße/Pusch (Hoyerswerda).
Zuschauer: 709.
Spielfilm: 2:4 (5.), 5:5 (10.), 7:7 (15.), 8:9 (20.), 10:10 (25.), 12:11 (30.) – 13:14 (35.), 14:17 (40.), 15:23 (45.), 16:26 (48.), 18:28 (55.), 20:30.
Quelle: mainpost.de | mainpost.de - Peter Balthasar