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Transfer-Coup tröstet über Niederlage hinweg
Handball Die Neckarsulmer
Sport-Union verpflichtet Rückraumspielerin Maike Daniels und Torhüterin Melanie Herrmann vom abstiegsbedrohten Erstligisten Frisch auf Göppingen.
Von unserem Redakteur Dominik Knobloch
Maike Daniels wurde mit dem HC Leipzig 2009 und 2010 deutsche Meisterin. Ihr Lebensmotto lautet: "Et kütt wie et kütt".
Nicht nur weil sich sein Team beim Tabellenzweiten Sachsen Zwickau teuer verkauften, konnte sich Emir Hadzimuhamedovic, Trainer der Neckarsulmer Sport-Union, trotz des knappen 32:33 (16:18) seines Teams freuen. Denn mit der Verpflichtung von Rückraumspielerin Maike Daniels und Torhüterin Melanie Herrmann ist den Neckarsulmern ein absoluter Transfer-Coup gelungen.
Beide kommen vom abstiegsbedrohten Erstligisten Frisch auf Göppingen. Und beide sind absolute Hochkaräter. Doch trotz der guten Nachrichten für die NSU für die kommende Saison − die Niederlage in Zwickau war eine äußerst ärgerliche. Denn 45 Sekunden vor Spielende hatte Neckarsulm noch mit 32:31 geführt.
"Das war ein hässlicher Ausgang eines richtig geilen Handballspiels", sagte Hadzimuhamedovic. Schiedsrichterleistungen zu kommentieren, ist für gewöhnlich nicht die Art des NSU-Coaches. Doch was in der letzten Minute der Spitzenbegegnung passierte, war eben auch nicht gewöhnlich. Und was die Unparteiischen pfiffen, für ihn eben absolut parteiisch:
"Das war eine Unverschämtheit. Und das haben auch alle in der Halle gesehen. Die Schiedsrichter hatten zu 1000 Prozent Angst vorm tobenden Publikum."
Offensiv-Kontakt
Noch etwas mehr als 30 Sekunden waren auf der Uhr, als Neckarsulm mit der 32:31-Führung im Rücken in die Verteidigung ging. Eine Zwickauerin
suchte energisch das 1:1 mit Kathrin Fischer. Die Neckarsulmer Kreisläuferin ging nach heftigem Kontakt zu Boden, doch statt das fällige Stürmerfoul zu pfeifen, ließen die Schiedsrichter weiterlaufen. Silvia Bachrata nutze die Defensivlücke: 32:32.
Im Gegenzug suchte Neckarsulm im Eins-gegen-Eins die Entscheidung. Doch im Zweikampf schnappten sich die Gastgeberinnen den Ball und machten mit der Schlusssirene den 33:32-Siegtreffer. Emir Hadzimuhamedovic ärgerte sich: "Natürlich haben wir etwas auf Foul spekuliert. Doch nach dem was vorher war, muss man da auch einfach pfeifen." Stolz war er dennoch auf die Leistung seines Teams. Zwickau habe richtig gut gespielt, seine Mannschaft geackert wie wahnsinnig. "32 Tore gelingen hier nicht vielen. Wir fühlen uns nicht als Verlierer. Aber wenn du ohne Punkte da stehst, ist es natürlich auch nicht ideal gelaufen."
Heiß umworben
Ein Trost dürfte die Verpflichtung von Maike Daniels und Melanie Herrmann sein. Emir Hadzimuhamedovic weiß: "Hinter ihnen war sowohl die halbe erste, wie auch die halbe zweite Liga her." Doch Neckarsulm bekam den Zuschlag. Beide haben für ein Jahr unterschrieben. "Sie passen wirklich exzellent zu uns", sagt Hadzimuhamedovic erfreut. Die 29-Jährige Daniels sei eine absolute Powerfrau und mit ihrer Erfahrung enorm wertvoll neben den vielen jungen Neckarsulmerinnen. Mit Maike Daniels kommt eine zweifache deutsche Meisterin und Pokalsiegerin. Nach vier Jahren in Göppingen sucht sie mit Neckarsulm neue Herausforderungen.
Genau wie Melanie Herrmann. Die 25-jährige Torfrau ist österreichische Nationalspielerin und ebenfalls ein echter Glücksfall, findet Hadzimuhamedovic. "Das Konzept der Neckarsulmer hat mich überzeugt. Ich spiele seit sieben Jahren in der ersten Bundesliga, habe mit Leipzig den einen oder anderen Titel mitgenommen − ich kenne die Liga. Jetzt freue ich mich auf ein neues Umfeld, neue Gesichter und neue Anreize", sagt Herrmann, Beamtin im gehobenen Dienst, die Ende Juni nach Neckarsulm ziehen will. Nicht mehr im NSU-Tor stehen wird dann Kathrin Rüttinger. Die frisch gebackene Lehrerin will aus beruflichen Gründen kürzer treten.
Hauptsponsor weg, Topspielerinnen her
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die Neckarsulmer Sport-Union mit der Fujitsu TDS GmbH am Saisonende ihren Hauptsponsor verliert (wir berichteten). Jetzt wurden zwei Erstligaspielerinnen für die nächste Runde verpflichtet. Wie passt das zusammen? "Die Verträge wurden bereits im Januar unterzeichnet. Da ahnten wir vom TDS-Ausstieg noch nichts", erklärte Sport-Unions-Vorsitzender Rolf Härdtner gestern. Die beiden Neuzugänge hätten deutlich besser dotierte Angebote ausgeschlagen, weil sie das positive Umfeld in Neckarsulm überzeugt habe. "Entweder versuchst du den nächten Schritt zu gehen, oder du lässt es ganz bleiben. Wenn es das Unterland jetzt nicht packt, dann packen wir es nie mehr", sagte Härdtner weiterhin auf neue Geldgeber hoffend.