Liebes Handballtagebuch!
Für die erste Ferienwoche bekommen ZeeBees Horden komplett frei. In der zweiten Woche muss nur die wD I antanzen, die übrigen Mädchen erscheinen erfahrungsgemäß trotz lauthalsigem "hier! hier!" Geschrei doch nicht in den Ferien mehr als zu dritt.
Mittwoch ist Länderspieltag in Hannover, das Montags- und Mittwochstraining wird mit dem mD Training auf Dienstag und Donnerstag zusammengelegt. Dienstag erscheinen sechs von zwölf Mädchen und vier von vierundzwanzig Jungs. Die Entscheidung war schon nicht ganz verkehrt.
Richtiger Handball in Hannover! Vor einer Woche war bereits mit Hildesheim gegen Kiel ein Handballgottesdienst in der Provinz, nun folgten beim Statoil World Cup die Mannschaften von Serbien, Dänemark, Kroatien und natürlich Deutschland. Einige von ZeeBees Mädchen waren auch vor Ort und schienen sich nebenbei auch für den Sport zu interessieren. Die jüngeren Nationalspieler hatten es den Damen aber ganz besonders angetan. ![]()
Dänemark gegen Serbien plätschert so dahin, wenig Tempospiel, ganz passable Einzelleistungen aber es reißt ZeeBee nicht vom Hocker. Die drei D-Mädchen Olga, Trude und Trudchen haben sich längst vom Oberrang verabschiedet und fegen woanders durch die Arena. ZeeBee überlegt noch, ob er sich irgendwo in einer langen Schlange einreiht um ein überteuertes belegtes Brötchen zu ergattern. Wehmütig erinnert er sich an ein Länderspiel zurück, als er beim Ordnungsdienst tätig war und der Presse und insbesondere der leckeren Gulaschsuppe im Presseraum zugeteilt war. Die Elternschaft der Mädchen ist aber so gut mit Haribo, Lakritz und Chips ausgestattet, dass das Abendessen ausfallen kann. Die ein oder andere Mannschaft hätte auch gleich mit durchgefüttert werden können.
In der zweiten Halbzeit kommt Christiansen rein und das Spiel bekommt einen Hauch von Weltklasse.
Hoffentlich gucken die Mädchen genau hin, wie der Flensburger ein ums andere Mal den serbischen Torwart vernatzt. Zum Deutschlandspiel kreuzen alle drei Mädchen kurz auf um sich mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Olga bleibt die erste Halbzeit über neben ZeeBee sitzen. ZeeBee hat inzwischen Ivano Balic trotz neuer Frisur wiedererkannt und weist seine Rückraumspielerin auf den Weltklassemann hin (und hofft insgeheim, dass die kroatische Diva heute keinen Aussetzer hat): "Achte mal auf das Zusammenspiel zwischen Rückraum Mitte und Kreis. Besser wirst Du das vielleicht nie wieder sehen." Zum Glück fragt Olga nicht, warum Balic nur im Angriff eingesetzt wird...
In der Halbzeit dürfen wieder die lokalen Cheerleader ran. Der Hallensprecher hatte sie längst als "Flying Devils" vorgestellt. Die jungen Damen seien zwischen sechs und sechzehn Jahre alt.
ZeeBee überlegt sich, ob man in Deutschland die Institution des Cheerleadings falsch verstanden hat. Die Gastmannschaften heute müssen die Deutschen für pädophil halten. ZeeBee erspäht E-Mädchen Tessie nebst ganzer Familie (ansonsten eine Fußballerfamilie) im Unterrang. ZeeBee ist hocherfreut, sein niedliches, stilles, höfliches, zurückhaltendes Abwehrkampfschwein... hüft- und fahneschwingend wie wild zur Musik tanzend zu sehen!? ZeeBee eilt in den Unterrang und verkündet der verblüfften Tessie, dass er sie gerade bei den "Flying Devils" angemeldet habe. Training beginne kommende Woche, Handball sei erst einmal gestrichen. Ein solches Tanztalent dürfe nicht verkommen. ZeeBee lässt eine sprachlose E-Jugendliche zurück. ![]()
Kroatien schlägt Deutschland mit drei Toren, wir haben halt keinen Balic. Die D-Mädchen Eltern begeben sich zum Unterrang, wo sie hoffen, ihre Kinder irgendwann wiederzubekommen. Mit dem Schlusspfiff stürmten hunderte Kinder auf das Feld, darunter wohl auch die eigenen. E-Mädchen Karina, inzwischen auch dazugestoßen, schwärmt derweil vom süüüüßen Toto Jansen. Wär das schön, ein Autogramm von ihm zu bekommen. Irgendwie fehlt es ihr aber an Entschlußkraft, sich ebenfalls ins Getümmel zu stürzen. ZeeBee greift sich Karina, setzt sie auf die Schultern und begibt sich in das Kampfgebiet. Kein Toto weit und breit. Wie wäre es zwischendurch mit einem Autogramm von Kehrmann? Nein, Toto? Doch Kehrmann. Dann klappert ZeeBee das ganze Feld mit seiner Last auf den Schultern ab. Immer noch kein Jansen. ZeeBees Auswahlspieler und ehemalige Auswahlspieler im Getümmel sind wenig hilfreich. Dann eben Pascal Hens. Der bekundet Mitleid mit ZeeBee und unterschreibt sehr schnell. Der nächste Spieler ebenfalls. Henning Fritz hingegen geht nach Körpergröße und bedient zunächst nur unterhalb Bauchhöhe. ZeeBee setzt Karina ab, um ihre Chancen zu erhöhen. Ein hübsches kleines strohblondes Mädchen mit treuen blauen Augen, da kann die deutsche Nummer Eins doch nicht widerstehen. Kann er doch, Karina braucht noch eine halbe Ewigkeit inmitten der Menschentraube. Leider hat sie vergessen, die Unterschriften zu beschriften. Wer war doch gleich wer? Toto blieb verschwunden, die übrigen Autogramme konnten nur für kurze Zeit darüber hinwegtrösten. Nächstes Mal erwischen wir ihn und nageln ihn fest! Nach Hannover kommen und Karina autogrammlos zurücklassen - ZeeBee teilt seine Sympathierangliste neu ein.
Donnerstag. Show down! ZeeBee hatte der männlichen D-Jgd. schon länger eine Reibe versprochen, die Mädchen waren auch schon heiß darauf. Geschlechterkampf mit Handball.
Den Jungs fehlten zwei Leistungsträger, ZeeBee ebenfalls. Nur hatten die drei oder vier Auswechselspieler, die Mädchen würden durchspielen müssen. Egal, die Schmach für die Jungs wäre dann nur noch größer. Die erste männliche D-Jugend (es waren auch welche aus der Zweiten dabei) wird nach der Saison im kreisinternen Ranking etwa Platz fünf von einundvierzig Mannschaften belegen. Dennoch versprach sich ZeeBee gute Chancen, in dieser Altersklasse gönnt die Natur den Mädchen einen Größenvorsprung und war bei ZeeBees wD I besonders großzügig. ![]()
Montag hatte es schon einen Vorgeschmack gegeben, heute sollte es ernst werden. Die Abwehr auf zwölf Metern sollten die Mädchen wieder ausprobieren, heute allerdings mit Heraustreten und Körperkontakt und ohne den Antritt des Ballführers abzuwarten. Die letzten Trainingswochen beinhalteten ausschließlich einlaufen und Kreisanspiele. Erfahrungsgemäß hatte ZeeBee hiervon nichts zu erwarten. Das würde sich erst in zwei bis drei Monaten urplötzlich einstellen. Erster Angriff, blitzschnell abgeschlossen, 1:0 für die Mädchen. Da machte die Mannschaft gleich weiter. Tempospiel, erste Welle, keine lange Orientierung sondern der Abschluss wird nahtlos aus dem schnellen Ballvortrag gesucht. Aufbauphase bleibt ein Fremdwort.
Linksaußen läuft ein.
Rechtsaußen läuft ein.
Manchmal laufen Links- und Rechtsaußen gleichzeitig ein.
Der Rückraum sucht und findet die Einläufer oder die Kreisläuferin. Diese schließen fast immer erfolgreich ab. Trude steigt immer wieder gegen die zaghafte Deckung der Jungs bei elf Metern hoch und drischt den Ball ins Netz oder findet die einlaufende Karina oder Giesela. Olga nutzt ihre Wendigkeit aus und umprellt zwei bis drei Jungs wie die Fahnenstangen, Ballaufnahme, einen weiteren Verteidiger verladen und rein damit. Trudchen spielt in der ersten Hälfte im Tor, unternimmt jeden dritten Angriff einen Ausflug auf Rückraum Mitte zum Überzahlspiel mit zwei Kreisläufern. Statt wie noch vor den Sommerferien die Überzahl nach zwei Pässen ausnutzen zu wollen, lassen sich die Mädchen bis zu fünf Pässe Zeit, die freie Mitspielerin oder die zu große Lücke zu suchen. Häufig ist es eben Trudchen, die eine von beiden Möglichkeiten nutzt und entweder anspielt oder den Schlagwurf aus elf Metern im Tor unterbringt. Der Vorsprung von vier Toren schmilzt gegen Ende der ersten Halbzeit auf ein Tor, das Tempospiel ohne Auswechselspielerin fordert seinen Tribut.
In der Abwehr gibt es einiges zu verbessern, der Angriff läuft ganz ordentlich. Gegen die Gewaltwürfe von Rückraum Links oder die schnellen Antritte zur Wurfarmseite von dort oder aus der Mitte müssen wir noch was tun, ansonsten packt die Mädchenabwehr wesentlich härter zu als die Gegenseite (wobei Jungs immer mit dem Nachteil zu kämpfen haben, dass sie gegen Mädchen nie genau wissen, wo und wie man zupackt
). ZeeBee ermahnt seine Sieben, dass zwanzig Minuten Tempospiel nicht weiter durchzuhalten sind. Trude hingegen fordert ein noch höheres Tempo. Kein Wunder, ist sie zeitweilig in die alte Gewohnheit zurückgefallen, die eigene Hälfte mit einem Drittel der Höchstgeschwindigkeit anzusteuern. ![]()
In der zweiten Halbzeit wollen die Jungs die Schmach nicht auf sich sitzen lassen. Nun ziehen sie wiederum das Tempo an und nutzen jede Gelegenheit zum Gegenstoß. Olga hütet nun das Tor und auch ihre Ausflüge auf Rückraum Mitte bleiben ungestraft. Selbst wenn der Ball vorne verloren geht, die Situation "freies Tor" ist so ungewohnt, dass der Ballführer nie den Blick nach vorne richtet. Trudchen ersetzt Olga im Rückraum. Der Technikfaktor geht etwas zurück, dafür gewinnen wir nun noch mehr an Größenvorteil. Den setzt Trudchen auch immer wieder zu ihren Gunsten ein, tankt sich von Rückraum Rechts zur Wurfarmseite durch und hämmert den Ball ins Netz. Die Abwehr verliert nun etwas an Struktur, einige Mädchen werden übermütig und gehen teilweise in eine Manndeckung über oder aber verteidigen nun auf fünfzehn Metern. Die Jungs lassen das nicht ungestraft, verkürzen, gleichen aus und gewinnen letztlich mit drei Toren 37:34. ZeeBee kann dennoch zufrieden sein, so schnell hat die Mannschaft bisher noch nie einen Trainingsschwerpunkt so fruchtbringend umgesetzt. Ob es allerdings im Punktspiel gegen weniger anspornende weibliche Gegner klappt, bleibt abzuwarten. Vielleicht sollten wir in der Rückrunde mal wieder in eine Jungenstaffel wechseln... ![]()
Dein
Karsten