1. Korrekte Technik muss man in JEDEM Plan lernen. Nicht nur in Starting Strength etc
2. Wer sagt, dass Trainer im Breitensport über viel Kraftsporterfahrung verfügen? Allein schon die Tatsache, dass so ziemlich jeder Trainer in der Vorbereitung Kraftzirkel laufen lässt, lässt mich an deiner Behauptung zweifeln. Denn dort wird Kraftausdauer trainiert, was man im Handball wirklich nicht braucht. Ein Wurf dauert maximal 1sek an, dafür braucht man keine 40sek Liegestütz zu können. In Sachen Kraftsport sollte man nur der Wissenschaft glauben. Auch die C-Trainer-Lizenz hilft nicht gerade viel. Ich habe sie erworben, jedoch hier nur wenige Kraftsporttipps gelernt.
Warum machen die Leute nicht einfach einen Plan, der sich millionenfach bewährt hat, sondern wollen sich ihren eigenen zusammenstellen?
Beuger:
puh ... viele thesen ... fangen wir mal an: korrekte technik muss man natürlich in jedem plan können, aber übungen wie kniebeugen oder kreuzheben, reißen, ausstoßen etc. sind halt deutlich komplexer als andere übungen und es können deutlich größere lasten bewegt werden. vorteil: bei korrekter technik erreicht man natürlich einen höheren trainingseffekt als mit anderen übungen. das bestreite ich gar nicht. nachteil: es dauert länger, die technik zu erlernen und die verletzungsgefahr v. a. durch langfristige fehlbelastungen ist höher. heißt: was eine langfristige trainingsplanung betrifft, hast du recht. was eine kurzfristige leistungssteigerung betrifft - und um die geht es hier gerade - muss man sich zumindest überlegen, ob man erst einmal die zeit in das erlernen einer korrekten technik investieren kann/will oder mit - weniger effektiven übungen sofort mit dem training beginnt.
ich sage nicht, dass trainer im breitensport über viel erfahrung im kraftsport verfügen (das tun noch nicht mal viele im leistungssport). müssen sie auch nicht. im regelfall (nicht immer) wissen sie aber zumindest mehr als ein spieler im breitensport und können ihm sicherlich individuellere trainingshinweise geben als wir hier, weil sie seine persönlichen umstände und trainingsmöglichkeiten besser kennen.
zum thema kraftzirkel: speziell im breitensport besteht die problematik, dass viele spieler halt nur 2x in der woche zeit und lust haben zu trainieren. sprich der trainer hat die aufgabe sie in dieser zeit sowohl körperlich als auch sportartspezifisch fit zu machen. da sind kraftzirkel einfach effektiver als von 2x1,5 std training jeweils 45 min in ein ausschließliches krafttraining zu investieren. mal ganz davon abgesehen, dass der trainer selten in seiner halle einen kraftraum mit den nötigen gewichten zur verfügung hat.
davon mal abgesehen wird kraftausdauer im handball sehr wohl benötigt. wir sind keine speerwerfer, die 1 maximalen wurf machen und sich dann wieder irgendwo in die wiese setzen! ein spiel dauert halt nun mal 60 minuten und nicht nur 1 sekunde, die btw ein sehr langsamer wurf wäre ...
thema c-lizenz: das teil heißt auch FACH-übungsleiterschein ... wenn du tipps für kraftsport willst, mach den FACH-übungsleiterschein für kraftsport und nicht für handball...
und jetzt mal abschließend, denn das ist eigentlich alles off topic: ich stelle deine wissenschaft bzgl kraftsport nicht in frage. aber diese wissenschaft bezieht sich in den studien auf eine idealtypische vorstellung zum thema KRAFTentwicklung. das ist nur 1 komponente, die ein handballer benötigt. d. h. man muss die einzelnen konditionellen faktoren in abhängigkeit voneinander trainieren, was bedeutet, dass man sie ggf. nicht ideal entwickelt, sondern optimal im rahmen der gegebenen möglichkeiten. wir reden hier schließlich nicht von hochleistungssportlern, die als profi den ganzen tag zum trainieren zur verfügung haben. und selbst die müssen prioritäten in ihrem training setzen.
so ... und jetzt zum eigentlichen thema:
Padi: deine sprungkraft und deine sprintkraft steigerst du zunächst einmal durch - wer hätte es gedacht - springen und sprinten. wichtig sind dabei aber: die sprünge und sprints müssen maximal schnell durchgeführt werden! das setzt 1. voraus, dass die muskulatur (hier die beine) zwar warm aber nicht vorbelastet ist. heißt: idealerweise solltest du an den zwei tagen davor kein intensives lauf- oder beinkrafttraining absolviert haben (eine lockere laufeinheit ist schon ok) und auch innerhalb einer trainingseinheit wert darauf legen, dass du nicht bereits vorher im beinkraftbereich oder intensiv im laufbereich belastet hast. 2. ist wichtig, dass du die wiederholungszahlen niedrig hältst. der "kraftstoff" in deiner muskulatur reicht je nach trainingszustand und belastungsform nur etwa 1-5 sekunden für maximale schnelligkeit. danach sinkt bereits die leistung. heißt als konsequenz fürs training maximal ca. 5 sprünge und sprints nur in der benötigten länge. als außenspieler, der auch konter läuft wären das im handball ca. 20 m. als rückraumspieler reichen 10. 3. braucht die muskulatur nach diesem reiz mindestens zwei minuten um das energielevel wieder herzustellen, damit wieder eine maximalleistung möglich ist. heißt in dieser zeit kannst du mit dem medizinball gegen die wand werfen oder deine bauchmuskulatur trainieren ... aber deine beine sollten sich erholen. erst dann kommt der nächste satz. wie oft du das wiederholst ist letztlich eine zeitfrage. aber grob sollte so eine einheit nie länger als 45-60 minuten dauern. den zeitraum, den du für deine "private saisonvorbereitung" insgesamt zur verfügung hast, solltest du dann noch methodisch aufteilen. heißt in etwa gleichteilig:
sprünge:
1. sprünge ohne armeinsatz (schwungholen)
2. sprünge mit armeinsatz
3. reaktive sprünge (drop jumps)
sprints:
1. bergsprints
2. sprints in der ebene
3. sprints bergab oder mit zugunterstützung
parallel dazu (nicht eigenständig!) ist natürlich auch ein maximalkrafttraining à la beuger leistungsfördernd. wenn du priorisieren musst/willst, sind die sprünge und sprints aber wichtiger als die kniebeugen.
ps Beuger: dass ich bei meiner meinung nicht jedes wort mit einer wissenschaftlichen studie belege hat mehr damit zu tun, dass das hier kein sportwissenschaftliches forum ist und ich auch nicht die zeit dafür habe. nicht damit, dass ich es nicht könnte. letztlich findet man für jede these eine passende studie. das zeigt auch die aktuelle diskussion zum thema langhantelathletik mal wieder deutlich.