Woher kommt eigentlich die Legende, dass es beim VAR immer um Rot gehen muss und sind dann alle Entscheidungen, die nur 2 min ergeben automatisch falsch und die, wo es gar nix gibt, automatisch Beschiss?
Ich frage mal allgemein, nicht nur auf das Spiel bezogen und gibt es Beschränkungen, wo man gar keinen VAR bemühen darf oder umgekehrt, gibt es einen Katalog, für was der VAR genutzt werden darf?
Ich kapiere das beim Fußball auch nicht richtig.
gummiball hat die Liste ja verlinkt. Ich gehe unten darauf ein.
Aber, und das finde ich das Grundproblem, im Gegensatz zum Fußball wird beim Handball überwiegend zunächst keine Entscheidung getroffen, bevor es zum Videobeweis geht. Und wenn ich dann sehe, wie oft aus einem Check „gar nichts“ oder „2min“ werden, dann frage ich mich schon, ob hier wirklich eine rote Karte gecheckt worden ist oder man sich einfach mit irgendeiner Entscheidung „rausmogelt“?! Wenn man erst eine Entscheidung treffen würde und diese im Anschluss überprüft, dann würde es m.E. deutlich weniger Überprüfungen geben, da die Wahrscheinlichkeit, nach Videobetrachtung falsch zu liegen, zu groß ist. Und vor allem, so müssten die Schiedsrichter auch endlich wieder dem eigentlichen Job nachgehen und das beurteilen, was sie „sehen“!
Naja, die Regelung ist eindeutig: Die Schiedsrichter treffen ihre Entscheidung aufgrund der Bilder, die sie im Videobeweis sehen. Das ist im erklärenden Text auch explizit so erwähnt:
Zitat
Der wesentliche Zweck des Videobeweises ist es, korrekte Entscheidungen zu treffen. Wenn die Schiedsrichter während der Überprüfung feststellen, dass kein Verstoß vorliegt, dürfen sie auf Weiterspielen entscheiden.
Sie sind also nicht verpflichtet, bereits vorher eine Entscheidung treffen zu müssen. Persönlich finde ich das auch gerechter. Lieber durch den Videobeweis entscheiden, gar nicht zu bestrafen, als die Schiedsrichter zu zwingen, mit dem Wissen, falsch entschieden zu haben, auf den Platz zurückzukehren.
Man kann aber in der Tat darüber streiten, ob die Regel 8, die im TV mit "Check Disqualification" umschrieben wird, nicht zu sehr gedehnt wird. Ich würde da auch meine frühere Interpretation korrigieren. Der englische Regeltext nutzt das Wort "whether" zur Wahl zwischen 2 min und Rot:
If the referees have serious doubts about whether a 2-minute suspension or a disqualification under Rule 8:5, 8:6, 8:9, 8:10 or 8:11 shall be given
Eine strenge sprachliche Auslegung lässt hier keine dritte Möglichkeit (keine Bestrafung) zu. D.h., die Regel darf eigentlich nur zur Anwendung kommen, wenn die Schiedsrichter sich schon sicher sind, dass es mindestens 2 Minuten gibt. Die letztendliche Entscheidung ist dann aber wieder durch das geschützt, was ich oben zitiert habe, nämlich dem Grundsatz, eine korrekte Entscheidung treffen zu sollen, die auch den "Freispruch" beinhalten darf.
Da ich in der Vergangenheit schon viele seltsame Anweisungen gehört habe, die Schiedsrichter von ihren Weiterbildungen mitbrachten, wäre es interessant zu wissen, ob man ihnen dieses Hintertürchen explizit so eingeräumt hat? Ich selbst kann damit gut leben, wenn es nicht überstrapaziert wird.