Ralf hat hauptsächlich die Spielbedingten Vorteile der offensiven Abwehr beschrieben. Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich es schade finde, dass der DHB das 2mal 3 gegen 3, welches eine offensive Deckung absolut fördert, leider zur neuen Saison wieder abgeschafft hat. Ich werde versuchen, das System in unserem Bezirk dennoch weiter durchzusetzen, da es das am ehesten optimale System ist. Natürlich hat alles seine Nachteile, jedoch hat 2 mal 3 vs 3, wenn es richtig umgesetzt wird, einen sehr hohen Aufforderungscharakter, und ist verantwortlich für wahre Entwicklungsprünge, in den Mannschaften des Bezirks, wie kein anderes System, oder Anordnungen, zuvor.
Zum offensiven Abwehrverhalten allgemein ist zu sagen:
1. Der moderne Handball ist auf Tempospiel ausgerichtet
daraus ergibt sich: Anforderungen an die Abwehr: Die Abwehr versucht in Ballbesitz zu kommen, durch zustellen von Passmöglichkeiten, erzwingen von tech. Fehlern der Angreifer, etc.
Eine 6-0 Abwehr (oder mit Indianer/ern 5-1/ 4-2 etc), wie sie in den meisten Jugendmannschaften gespielt wird, trifft auf nichts von alledem zu.
Den Kindern wird die deffensive Abwehr als "Torwurfverhinderung" beigebracht. Es geht nicht um Ballgewinn, sondern darum, einfach nur das Angriffsspiel des Gegners zu zerstören. Ja, die Angreifer können sich den Ball" durchspielen" mit "Druck" HURRA!(GARANTIERT NICHT sinnvoll und Kindgemäß) Da bekommt dann auch jeder den Ball, (um ihn gleich wieder abzuspielen) nur die starken Spieler auf den Rückraum Positionen kommen letztendlich zu wirklichen "Handlungssituationen" und haben wirkliche "Lernmomente" (denn sie können Fehler machen, und daraus lernen/ die schwachen Aussenspieler gehen selten 1 vs 1(Torwinkel) und haben somit kaum Chancen Fehler zu machen und daraus zu lernen) Das alles sorgt dafür, dass in den meisten Mannschaften eine halbe handvoll Spieler die Hauptlast tragen etc. Daraus resultiert: Handball wird nicht als Mannschaftsspiel von den Kindern verstanden.
Zur "kindgerechten" Sichtweise:
Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang; balancieren auf Mauern, springen in Pfützen, "zappeln herum" (warum nur??? "warum mußt du immer so zappelig sein?") , haben auf Spielplätzen eine wahre Vielfalt an Möglichkeiten "Bewegungserlebnisse" zu machen, turnen, klettern, rennen, springen etc..
WARUM MACHEN KINDER DAS???
Kinder sind nicht, wie wir Erwachsene, sie müssen ihre Umwelt und ihren Körper kennenlernen. Sie brauchen verschiedene Bewegungen, um zu lernen wie ihr Körper dies oder das tun kann. Das Gehirn lernt sehr schnell Bewegungsabläufe und braucht sie auch um andere Dinge besser zu lernen. Desto mehr Kinder zb. ihre linke und rechte Körperhälfte unabhängig voneinander bewegen, desto mehr Verbindungen werden zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte geknüpft. Daraus resultiert in der Regel eine verbesserte Leistung ALLER Gehirnaktivitäten...
In einer deffensiven Abwehr "stehen" die Kinder mit der einzigen Aufgabe "ballseitig" zu "schieben".
Sie werden NICHT:
den Gegenspieler beobachten, um Täuschungen zu "lesen",
mitdenken, wohin der nächste Pass kommen könnte, um diesen dann evtl. abzufangen,
Spielzüge erahnen und "Intuitivität" entwickeln, um evtl. "Züge" der Angreifer zu verhindern.
Direkt 1 vs 1 erleben, und da Fehler machen, die zu ERFAHRUNG führen (SEHR WICHTIG)
Anmerkung: Viele kennen 1 vs 1 nur als "Durchbruchsversuch" mit Ball als Handlungsziel Torwurf. (Gibt es ja beim 6-0 vorzugsweise in der Mitte)
MIT 1 VS 1 ist gemeint:
FREILAUFEN (MIT/OHNE BALL), in der Raumtiefe UND Breite
Als Ziel gibt es eine VielZahl von "Handlungsmöglichkeiten" (daraus resultieren Entscheidungen (EBENFALLS WICHTIG) die möglichst richtig getroffen werden sollten), Pass zum Mitspieler, Torwurf, Prellen, etc.
Anmerkung: Bei einem 1 vs 1 gegen deffensive Abwehr fällt das meiste davon weg, weil durch die Tornähe nur ein Torwurf und in seltenen Fällen ein Kreisanspiel möglich ist.
Dazu kommt die einfache banale Sache: Hat jemand schon mal ein Kind auf einem Spielplatz "stehend" mit "ARME HOCH" gesehen???
Ohne wirklichen Handlungszwang... Blocken lernen die Kinder übrigends auch sehr gut in offensiven Abwehren(Erfahrung meinerseits)
Bei einer offensiven Abwehr ist jedes Kind unter "Bewegungsdruck", es muss den Gegenspieler beobachten, und IMMER die Position zum Ball und Gegenspieler korigieren, das Kind ist also aktiv. (Und "STEHT" nicht an 6m)
Es lernt am schnellsten und besten wie es den Gegenspieler "bekämpft", es macht einfach SPAß (Wichtig) den Ball zu erobern, um dann evtl. selbst schnell ein Tor zu werfen.
Wie wir ja schon weiter oben hatten, ist diese "Aktive" Abwehr kindgerecht, weil Bewegung einfach das Lernen fördert und erleichtert, und die Kinder sich bewegen wollen, und somit das Abwehrspiel an sich Spaß macht...
Übrigens, wer denkt denn nur an seine eigenen Kids? Auch die Angriffsspieler gegen eine offensive Abwehr müssen sich bewegen und haben eher "LERNMOMENTE" die entwicklungsdienlich sind.
Deshalb könnte ich immer kotzen, wenn ich mit meinen kids gegen deffensive Abwehren spielen muss. Weil meine Kids da kaum was lernen(Ich meine wirklich lernen).
Wenn ihr Mannschaften seht die defensiv spielen, sprecht die Trainer an, laßt sie von mir aus das hier lesen, und fragt sie, was sie sich dabei denken. ICH bin felsenfest davon überzeugt das da Argumente kommen wie: Wir haben damit Erfolg, alle machen das so, die Kinder kennen das nicht anders, etc.
ICH sage aber: Jeder VERANTWORTLICHE der deffensiv in Kindermannschaften deckt, macht mehr kaputt als alles andere. Er/Sie sollte sich mal mit modernen Handball beschäftigen und abkehren von vorgetrampelten Pfaden. HABT Mut zur Veränderung!!!
Ich geh noch weiter und behaupte, dass Jugendtrainer, die mit 6-0 etc. decken das größte ÜBEL für unseren Handballsport sind, und die Kids, und damit die Zukunft des Handballs, massgeblich kaputtmachen!!!
Alle vernünftigen Sportsfreunde fordere ich auf, sich um die Verbreitung der "offensiven" Denkweise zu bemühen. Sprecht eure Jugendtrainer an, redet immer wieder auf sie ein, wenn sie nicht reagieren druckt ihnen von mir aus, die Beiträge hier aus, und versucht sie zu überzeugen, oder sich zumindest mal mit dem Thema zu beschäftigen.
Mein Buchtip: Handball Handbuch 1, KinderHandball, philippka Sportverlag ISBN:3-89417-117-0
Weiterhin sollte für jeden Verein mit Jugendarbeit mindestens eine "Handball-Trainer" Zeitschrift aboniert werden, erscheint monatlich, und ist vom DHB- Lehrwesen (Auch philippka).
Ich wage eine weitere naheliegende These:
Kein Jugendspieler, der deffensiv deckt, wird heutzutage jemals auch nur annähernd ganz oben mitspielen können!!!
Gruß ThomasMas
Wenn ihr konkrete Fragen habt, NUR ZU!!!