Quelle Kölner Stadtanzeiger:
ZitatAlles anzeigenProtest statt Basketball-Show
Die Spieler fordern mehr Mitspracherechte von der Liga. Von einem Boykott der Veranstaltung ist gerade noch abgesehen worden.
Köln - Zunächst einmal konnte man den Eindruck gewinnen, dass es sich um Spaß handeln sollte, wie er der lockeren Atmosphäre eines Allstar-Games ja angemessen ist, was sich die Profis der Basketball-Bundesliga am Samstagabend in der Kölnarena erlaubten. Zweimal ließen die Spieler zu Beginn der Partie mit lustlosen Pässen die für einen Angriff zur Verfügung stehenden 24 Sekunden demonstrativ verstreichen, den Ball warfen sie ins Aus als die Zeit abgelaufen war. Sehr merkwürdig.Der Hintergrund dieser Aktion hat sich vermutlich kaum einem der 12 115 Zuschauer erschlossen. Frankfurts Aufbauspieler Pascal Roller sorgte erst für Aufklärung, nachdem die Südauswahl ihre zehnjährige Niederlagenserie gegen den Norden beendet und das mit dem Slogan „Der Süden schlägt zurück“ annoncierte Duell 110:103 gewonnen hatte. „Wir wollten durch diese Aktion Gespräche mit der BBL provozieren, die bislang abgeblockt worden sind“, eröffnete der 28-Jährige. Es gehe den Aktiven primär um ein Mitbestimmungsrecht in für sie wichtigen Angelegenheiten wie der Spielplangestaltung oder der Ausländerregelung, so Roller.
Da der Vorschlag der Akteure, auf Partien an Weihnachten zu verzichten und eine Quote für deutsche Profis einzuführen, bei der Liga bislang wenig Anklang gefunden hat, wählten die Stars das große Forum der live bei Premiere übertragenen Begegnung, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen. „Wir haben versucht zu zeigen, dass wir zwar nicht viel Macht, aber doch einige Möglichkeiten haben“, sagte Roller.
Bei dem Versuch komfortablere Arbeitsbedingungen zu erreichen, vertrauen etwa 60 BBL-Spieler der Hilfe von Gewerkschaften - Tendenz steigend: Das gesamte Team der Bayer Giants Leverkusen, 80 Prozent der bei den Skyliners Frankfurt unter Vertrag stehenden Arbeitnehmer sowie vereinzelte Profis aus anderen Mannschaften haben sich einer der kooperierenden Organisationen, Verdi und sports-union, angeschlossen. „Manche sind zunächst einmal skeptisch, weil sie glauben, dass alle wichtigen Dinge ihr Agent für sie regelt“, erläutert Roller, „aber die meisten sind aufgeschlossen, wenn sie merken, dass der auch nicht alles erledigen kann.“
Bis vor wenigen Wochen soll es nach Rollers Angaben Überlegungen gegeben haben, den Allstar-Day zu boykottieren, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Von diesen Plänen nahmen die Sportler aber Abstand, weil die BBL im Rahmen der Veranstaltung über Klubs und Sponsoren Geld für die Opfer der Flutkatastrophe in Asien zu sammeln beabsichtigte und 116 368 Euro zusammentrug.
Mit der provokanten Passivität am Samstagabend glaubt Roller, bei der Liga die Bereitschaft zur Kommunikation gefördert zu haben. „Ich denke, dass eine Reaktion erfolgen wird“, meint der Guard. Sollte sich nichts ändern, behalten sich die Athleten weitere Schritte vor: „Wir könnten dafür sorgen, dass Spiele, die live im Fernsehen übertragen werden, später anfangen oder gar nicht stattfinden“, so Roller, „aber das ist nicht in unserem Interesse.“
Armin Andres und Dirk Bauermann waren als Trainer der Nord-und Südauswahl in die Pläne der Akteure zunächst nicht eingeweiht und erfuhren erst kurzfristig von der Maßnahme, die Angriffszeit verstreichen zu lassen. „Wir sind auch ein bisschen überrumpelt worden“, gestand Andres, „aber man sollte das unterstützen, denn es ist wichtig, dass sich die Spieler engagieren.“ Spätestens seit Samstag dürfte es keinen Zweifel mehr daran geben, dass es die Spieler mit ihrem Engagement sehr ernst meinen.
Hier die konkreten Forderungen:
* Keine Spiele an den Weihnachtstagen spielen
* Mindest-Standards für die Autos und Wohnungen, die sie vom Verein gestellt bekommen,
* Freiflüge für Familienangehörige.
Ich glaube, die Herren Basketball-Profis haben den Schuss nicht rechtzeitig gehört. Die Liga boomt derzeit nicht gerade, der ein oder andere Verein hat finanzielle Probleme und dann kommen derartige Luxusforderungen. Und einen Protest ausgerechnet in so einem Rahmen ist eine absolute Frechheit! Ich bin echt froh, dass ich für dieses Event kein Geld ausgegeben habe, hatte erst vor, selber in der Arena dabei zu sein!