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SG ringt den TSV Altenholz nach emotionsgeladener Begegnung mit 32:28-Toren nieder
Das war rein gar nichts für schwache Nerven! Und von einem besinnlichen Jahresausklang Lichtjahre entfernt. Im ersten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten überhaupt behielten die Hausherren nach einer emotionsgeladenen Partie beide Zähler in heimischen Gefilden, doch schon jetzt ist klar: Freunde werden diese beiden Mannschaften wohl nie. Denn was sich nach dem Schlußpfiff auf dem Parkett der Klingenhalle abspielte, hatte das unnachahmliche Flair von berühmberüchtigten Jagdszenen aus Hollywood. "Ich freue mich schon jetzt auf das Rückspiel", prophezeite Gästecoach Wolfgang Schwenke der SG mit süffisantem Unterton schon jetzt unmißverständlich einen heißen Tanz beim Rückspiel am 30. April kommenden Jahres in der Edgar-Meschkat-Halle zu Altenholz. Zunächst jedoch zum sportlichen Aspekt des Abends.Gäste aus dem hohen Norden zunächst Chef im Ring
Altenholz setzte der SG von Beginn an mit einer zwar sehr eigenwilligen aber vielbeinigen und flinken 6:0-Abwehrformation kräftig zu, nutzte jede Chance zum Konterspiel gnadenlos. Doch die Gastgeber hielten – und dies meist gestützt auf die individuellen Fähigkeiten eines Alois Mraz – bis zum 5:5 (11. Minute) gut dagegen. Nach zwei technischen Fehlern des SG-Kapitän, einem nicht geahndeten Foul an Kreisläufer Seppl Hinze und dem daraus resultierenden 6:9 (15.) sah sich SG-Coach Heino Kirchhoff allerdings dringend zu einer Unterbrechung des schleswig-holsteinischen Aufschwunges genötigt. Seine Auszeitansprache wirkte beinahe Wunder: Sechs Tore in Folge dank eines deutlich stabileren Abwehrverhaltens sprachen Bände. Und das verletzungsbedingte Ausscheiden von Gerrie Eylers (16.) musste dabei geradezu als zusätzlicher Motivationsschub interpretiert werden. Der holländische Nationalkeeper war nach einem Zweikampf um einen Abpraller mit Gegenspieler Christian Schöppner unglücklich auf den Hinterkopf gefallen und musste in der Folge mit Verdacht auf Gehirnerschütterung passen. Mit Sicherheit eine der Schlüsselszenen dieser Paarung. Doch dazu später mehr.Denn die Freude über den soeben erspielten 12:9-Vorsprung (21.) und kollektiv geballte Fäuste auf der SG-Bank währte gerade einmal fünf Minuten. Dank der Treffsicherheit des Ex-Dormagener Alexander Bommes, der als nomineller Außen sowohl von rechts, links als auch allen möglichen und unmöglichen Lagen einnetzte, gelang den Gästen die etwas glückliche Pausenführung (15:14). Glücklich, da nicht nur Mraz' letzter Wurf kurz vor dem Seitenwechsel an den Pfosten knallte, sondern auch Matthias Deppisch und Tim Zulauf zuvor "erfolgreich" Aluminium getestet hatten.
Marcel Leclaire hält sein Team sprichwörtlich im Spiel
An dieser übertriebenen Zielgenauigkeit sollte sich auch nach der Pause nicht viel ändern. Auch Fabian Düllberg und Mathias Fuchs beteiligten sich nun an der Stiftung Aluminiumtest oder fanden wie ihre Mitspieler nur all zu oft ihren Meister im glänzend aufgelegten Gästekeeper Dennis Klockmann. Der baumlange Torsteher mit Zweitspielrecht für den THW Kiel verbuchte den Löwenanteil daran, das die Gäste bis zur 45. Minute ihren permanenten Drei-Tore-Vorsprung erfolgreich verteidigen konnten (24:21). Und beim Thema Keeper sei an dieser Stelle Marcel Leclaire ins Spiel gebracht. Während seine Vorderleute versuchten, mit der Brechstange das Altenholzer Abwehrkonstrukt (vergeblich) zu knacken, hielt der für Eylers eingewechselte 25-jährige seine Farben mit zum Teil spektakulären Paraden im Spiel. An Schlüsselszene Nummer zwei war Leclaire dann auch maßgeblich beteiligt. Erst auf Befragung des Solinger Toreverhinderer durch das unsicher auftretende Schiedsrichtergespann sah Carsten Mahnecke die Rote Karte (52.). Nach einem undurchsichtigen Gerangel, verursacht durch Ahndung eines Kreisübertritt des TSV-Kreisläufers, hatte Leclaire sich urplötzlich im eigenen Tornetz verfangen und dabei offensichtlich leicht verletzt. Ob mit oder ohne Einwirkung des Gegenspielers sei an dieser Stelle einmal dahin gestellt. Zumindest echauffierte sich die komplette Altenholzer Bank vehement, bei einigen Akteuren des Tablenzehnten ging jetzt jedenfalls so nach und nach der Gaul durch. Denn inklusive Trainer Schwenke fühlten sich die Gäste – 25:23 führend - anscheinend schon zu diesem Zeitpunkt vorzeitig um die Ernte ihres zweifelsohne und später selbst von Kirchhoff attestierten "guten Spieles" geprellt.Überragender Lukas Schumacher setzt dem Ganzen den Deckel auf
Ihr Verhalten auf dem Parkett sollte den Gästen jedenfalls das Genick brechen. Statt sich weiterhin auf das Spielgeschehen zu konzentrieren, standen nun die Referees und Leclaire – im Sinne des Wortes als Zielscheibe - auf der Abschussliste. Nutznießer der undisziplinierten Altenholzer Frustbewältigung waren allerdings die Hausherren, deren unbändiger Kampfgeist im dritten Spiel der Woche zu einem sportlich versöhnlichen Abschluß führen sollte. Mraz und der ungeheuer selbstbewusste Youngster Fabian Düllberg (Foto) sorgten in Überzahl für den 25:25-Ausgleich. Der tschechische Spielführer stellte mit seiner Energieleistung zum 26:25 (55.) dann die Weichen – einmal mehr – auf Sieg. Denn auch Lukas Schumacher – überragende Partie zunächst auf Außen, ab der 39. Minute "offiziell" an den Kreis beordert – und zweimal Hinze hielten Altenholz nach Ausgleichstreffern zum 26:26 (56.), 27:27 (57.) und 28:28 (58.) weiter erfolgreich auf Ein-Tore-Distanz. Die folgende Notbremse von Christoph Schindler am durchbrechenden Düllberg brachte Altenholz dann endgültig auf die Verliererstrasse. Schindler sah nämlich Rot, Mraz verwandelte den fälligen Strafwurf (30:28 ) und markierte nach erneut feiner Einzelleistung von Außen die endgültige Entscheidung (31:28 ) - 27 Sekunden vor dem Ende. Vier Sekunden vor Abpfiff setzte mit Schumacher der treffsicherste Solinger (neun Versuche, acht Treffer!) dem Ganzen endgültig den Deckel auf.Leclaire das Objekt der Begierde
Was sich allerdings nach der Schlußsirene ereignete, sollte zwar erwähnt werden, hat aber mit Fairplay wenig gemein. Denn während sich seine Teamgefährten nach Schlusspfiff gebührend bei Leclaire (16 Paraden) bedanken wollten, macht sich vor dem Solinger Keeper der Altenholzer Christian Schöppner zumindest verbal breit. Der in der Wortwahl eindeutig unter der Gürtellinie gewählte Fingerzeig, er habe durch bewusste Falschaussage für die Disqualifikation von Mahnecke beigetragen, dürfte der Linksaußen allerdings noch nicht einmal komplett artikuliert haben. Jedenfalls unterband Tim Zulauf dieses Ansinnen mit einer gleichermaßen unnötigen wie körperbetonten Attacke. Was folgte war die vielzitierte "Rudelbildung" vor dem Solinger Tor, an der sich vor allem der Betreuerstab der Gäste kräftig beteiligte. Nach einigen Minuten waren die erhitzen Gemüter halbwegs abgekühlt. Doch als "Sch… Verlierer", so skandierten die SG-Fans bereits zum Spielende, entpuppte sich der noch immer geladene (und entsicherte) Schwenke auch in der anschließenden Pressekonferenz noch. Er habe in seiner aktiven Laufbahn (Anm. der Redaktion: beim THW Kiel) so etwas noch nicht erlebt und machte die Schiedsrichter zu den Sündenböcken. Kirchhoff hingegen beschränkte sich ganz nüchtern auf das Sportliche. Und in seiner Analyse des letzten Heimspieles 2004 erhielten dabei gleich drei Akteure ein dickes Sonderlob: Marcel Leclaire, Fabian Düllberg und Lukas Schumacher.Die Statistik:
SG Solingen – TSV Altenholz 32:28 (14:15)
SG Solingen: Leclaire (ab 16.), Eylers; Fuchs (4), van Walsem, Schumacher (8 ), Hinze (4), Lange (n.e.), Deppisch (2), Hammes, Düllberg (3), Mraz (10/5), Zulauf (1).
TSV Altenholz: Klockmann, Sommerfeld (bei einem 7m); Müller (7/4), Drecke (n.e.), Spieker, Schindler (4), Greve (2), Steinkamp (n.e.), Bauer, Gersch (n.e.), Mahnecke (4), Bommes (10/2), Schöppner (1).
Schiedsrichter: Manfred Endres / Thomas Fuchs (Oberursel / Niederhausen)
Zuschauer: 800
Siebenmeter: 6:5 – 6:6 (Mraz / 5. scheitert an Klockmann)
Zeitstrafen: 12:10 Minuten (Deppisch / zweimal, Hinze, Schumacher, Mraz, Bankstrafe – Müller, Schindler, Bommes + Rote Karten Mahnecke / 52, wegen Tätlichkeit und Schindler / 59. wegen grobem Foulspiel).