• Bei uns im Kreis ist im Jugendhandball keine offensive Deckung vorgeschrieben.
    Die meisten Mannschaften spielen auch ihren "alten" Stiefel runter. Mal 5 : 1 mal 4 : 2

    Wir ( weibl. D-Jugend) versuchen mit 2 : 4 denn Weg zu finden. Am Wochenende sind wir mit einer 1 : 5 Deckung konfrontiert worden.

    Die offensive Ausrichtung hierbei war nicht das Problem, sondern die körperliche Härte mit der die Spielerinnen zu werke gingen.

    Ich sage meinen Spielerinnen "HOLT EUCH DEN BALL" und versuche Wert darauf zu legen, das auch wirklich nur der Ball im Vordergrund steht.

    Wir haben das Spiel verloren. Macht nix.
    Doch was mich wurmt ist, das wir die technisch bessere Mannschaft (im ganzen Spiel nicht ein technischer Fehler !!!!!) waren doch durch die Attaken der Gegeninnen auf den Körper aus dem Konzept gekommen sind ( der Schiri hat es nicht ausreichend unterbunden, das an Trikots gerissen, Armen gezogen, auf Hände geschlagen wurde)

    Frage an Euch erfahrenen "Offensiven"

    Muss ich im Training Körperkontakt schulen
    Handhaben das eure Schiris genauso ( unseren fehlt halt der Erfahrungspool)
    Ist es üblich bei offensiver Deckung bereits in der D-Jugend auf den Körper zu gehen ?
    Muss das Spiel dann immer auf die 1 - 2 Shooter ausgerichtet sein ?

    Freu mich über Antworten und Tipps.

  • Genau das ist immer wieder das PROBLEM. Der DHB-Rahmenkonzeptionsplan fordert offensive Spielweise, das bedeutet aber nicht, das im Jugendbereich die Regel 8 mit allen ihren Konsequenzen keine Gültigkeit hat. Leider ist das bei vielen Schiedsrichtern und auch Trainern nicht angekommen, da fehlt es einfach teilweise auch an Intelligenz, denn gerade im Jugendbereich ist das Spielergebnis zweitrangig. Ich kann deinen Ärger verstehen, wenn du auf diese Ignoranten triffst. Gerade bei Spielen in denen der Gastgeber auch den Schiedsrichter stellt, werden oft um des Sieges willen alle Regeln über Bord geworfen. Trotzdem mach weiter so, allerdings der Körperkontakt gehört schon zum Handball, nicht aber die Körperorientierte Abwehrarbeit!

  • Kenne ich gut, schau mal hier.

    Wir sind im Sommer um einen Turniersieg gebracht worden, weil im entscheidenden Spiel der Gegner einfach den Willen meiner Mädels gebrochen hat. Sie waren es nicht gewohnt, bei jedem Ballkontakt fast in einen Schwitzkasten genommen zu werden. Wir lassen uns das diese Saison nicht gefallen. Meine Konsequenzen:

    Neben 5 min. Wurftraining in jeder TE ab und an auch Freiwurftraining (nur Timing, nix Wildes). Wenn die "Strafe" für rüde Fouls bloß ein Freiwurf ist, dann helfen wir bei der Bestrafung ein wenig nach. Klappt wunderbar, kaum eine E-Jgd. erwartet nach einem Freiwurf einen Torwurf. Und selbst wenn, sollen sie doch blocken - klatscht dann halt schön laut und gibt rote Flecken.

    Viele Würfe aus dem Rückraum / viele Gegenstösse - so kommt es gar nicht erst zum Körperkontakt.

    Im Training Ringen auf Weichbodenmatten, Schiebewettkämpfe u.ä., um an den Körperkontakt zu gewöhnen, ohne aber selbst zu foulen. In spielähnlichen Situationen lasse ich so was weg, damit wir keine Fouls simulieren müssen und wir uns womöglich noch anpassen.

    Wurftraining in der Therabandschlinge, um Durchsetzungsvermögen zu schulen. Die Mädels müssen lernen, dass trotz der Umklammerung das Spiel weitergeht. Ich "fange" die stehende Werferin vor mir mit einem Theraband ein und sie muß sich gegen den Widerstand um die Hüfte (Achtung: Band breit lassen, sonst tut es weh!) zum Tor vorkämpfen. Ich gebe dabei immer ein paar Schritte nach. Späterer Durchgang dann zusätzlich der Nichtwurfarm mit in der Schlinge - die Klammeraffen der Gegner vergessen immer gerne den Wurfarm. Wer schnell schaltet, kann davon profitieren.

    Für Fortgeschrittene (wir noch nicht): Die Nebenspielerin muß aufpassen, neben dem Klammeraffen in die Lücke stoßen - Anspiel. In der Regel verfällt bei jeder Klammeraktion die Abwehr in kollektiven Tiefschlaf und wartet auf den Pfiff. Wenn der Angriff diese ein bis zwei Sekunden nutzt, muß nicht die technisch bessere Mannschaft verlieren.

    Als es mir neulich mal zu bunt wurde, habe ich unsere Ballführerin lautstark aufgefordert, die Umarmung zu erwidern. Das wird in Zukunft häufiger mal wiederholt. Es soll sich keiner unserer Gegner über Gefühlskälte beschweren. Mal schauen, wie lange die Schieris diese gegenseitigen Zuneigungsbekundungen dulden bzw. ob die Gegner irgendwann die Lust verlieren.

    Edit: Ach ja, das Wichtigste: Wurfauslage nach Ballannahme schulen! Ist zwar ohnehin ein Muß, wird aber gern schleifen gelassen. Wurfarmgegenschulter samt "richtigem" Fuß nach vorn, Wurfarm nach hinten. Klammeraffe klammert - der Ball bleibt abspielbar. Nun durchsetzen, werfen oder abspielen. Springt der Klammeraffe ausnahmsweise zum Ball, ist der Weg zum Tor frei...

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (13. Dezember 2004 um 15:32)

  • Moin,

    wir haben am Wochenende wieder gegen ne 6:0 Deckung gespielt. Die Mädels waren größtenteils ein Jahr älter und somit körperlich und technisch klar überlegen.
    Die Würfe, die wir aus dem Rückraum noch in Richtung Tor bekamen, hielt dann eine bärenstarke Torhüterin. Egal.

    Unser Gegner beherrschte sowohl die 6:0 - Deckung, wie auch einen ständigen Körperkontakt, ohne dass es irgendwie unfair wurde. Bei jeder 1:1 Situation war eine Abwehrspielerin mit einer Hand in Richtung Ball, während die andere den Körper unserer Mädels ein wenig wegschob. Wie gesagt, es war wirklich fair und das beste an Abwehrarbeit im Jugendbereich, was ich bisher gesehen habe, abgesehen von der 6:0 Formation. Diese Deckung hätte auch mit 1:5 kaum Gegentore gegen uns kassiert.
    Warum?
    Ganz einfach, unsere Mädels kamen mit dem ständigen Anfassen nicht so zurecht, wie ich es erwartet hatte. In der Halbzeit haben wir von Manndeckung auf 1:5 umgestellt und genau so gespielt. Ich habe immer wieder gerufen. "Anfassen, festmachen, usw." (Ich weiß, alles völlig verkehrt, bla bla...). Gleichzeitig haben die Eltern die Mädels in der Abwehr ein wenig angefeuert.
    Und siehe da, unser Gegner wurde im Angriff trotz klarer körperlicher Überlegenheit schwächer. Nur ein Tor aus dem Spiel heraus, der Rest Tempogegenstöße. Wir haben sie mit ihren eigenen Waffen angegriffen und sie stark verwundet. Zum Sieg reichte es nicht ganz, es fehlten uns nur 20 Tore...)

    Was ich sagen will: Körperkontakt und Körperkontakt sind zwei völlig verschiedene Dinge. Wenn ich den Kids beibringe, der angreifenden Gegenspielerin einnen Schritt entgegen zu gehen, sie mit einer Hand abzublocken und dabei immer den Ballgewinn versuche, kann es nicht falsch sein. Das Problem sind die ungeschickten Kinder, die dann schnell mal in den Arm greifen. Aber das kann man alles im Training üben, üben, üben.

    Wie gesagt, bei uns war es ein absolut faires Spiel trotz desr vielen Körperkontakte. Diese art von Abwehrarbeit werden wir so langsam aufbauen.

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

  • Zitat

    Original von Zickenbändiger

    Als es mir neulich mal zu bunt wurde, habe ich unsere Ballführerin lautstark aufgefordert, die Umarmung zu erwidern. Das wird in Zukunft häufiger mal wiederholt. Es soll sich keiner unserer Gegner über Gefühlskälte beschweren. Mal schauen, wie lange die Schieris diese gegenseitigen Zuneigungsbekundungen dulden bzw. ob die Gegner irgendwann die Lust verlieren.

    Moin ZiBä,

    machen wir auch gerne, meistens hilft es auch.

    "reiß Dich los, wenn sie Dich festhält"

    "du kannst ihr nach dem Spiel das Trikot schenken"

    usw. usw.

    Gruß, harmi

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

  • Puh Glück gehabt, dann bin ich ja doch nicht alleine auf der Welt und nicht der einzige der in solchen Situationen aus der Ruhe kommt.


    Vielen Dank für die Anregungen und Tipps, werde Sie zügig umsetzten. Ich werde wohl damit leben müssen, das es immer wieder Trainer gibt, die Handball mit Ringen verwechseln.
    Körperkontakt ist klar, geht nicht ohne.

    Doch unser Ziel ist es so schnell und beweglich zu spielen, das die anderen garkeine Chance haben auf den Körper zu gehen ohne grob zu foulen.
    Dabei müssen aber die Schiedsrichter mitspielen.
    Das ist noch zu wenig der Fall, aber wird immer öfter gesehen. Wie gesagt halt, unseren Schieris hier fehlt der Erfahrungspool weil das noch nicht Pflicht ist.

  • Übungen zum schnellen Spiel habe ich auch schon aufgenommen ins Programm oder auch Körperbetonte Varianten.
    z.B. Basketball ohne tippen, Kastenball mit manndeckung durch die ganze Halle, Rugby (mit dem Ei) auf Weichbodenmatten als Tor oder Stangenhandball
    Besonders mögen die Mädels das Pferdchenspiel, mal ziehen lassen vom Pferdchen mal das Pferdchen antreiben immer mit den Händen an der Hüfte.
    Vieleicht habt ihr ja noch mehr Übungen die in diese Richtung gehen und nicht in Büchern nachzulesen sind.

  • Zitat

    Harmi:
    Körperkontakt und Körperkontakt sind zwei völlig verschiedene Dinge.

    Sehe ich genauso. Nur sehe ich die eine Variante in jedem dritten Spiel, nämlich die regelwidrige, und die andere nur beim Kreisauswahltraining der hannoverschen Mädchen bzw. bei der wE von HE-Teilnehmer Luuutz. Seit zweieinhalb Wochen führe ich den regelkonformen Körperkontakt ein, nachdem wir zweieinhalb Jahre körperlos gespielt haben. Und es ist sauschwer! Dauernd liegt doch ein Arm quer über dem Hals der Gegnerin:

    Zitat

    Aber das kann man alles im Training üben, üben, üben.

    Zitat

    Puh Glück gehabt, dann bin ich ja doch nicht alleine auf der Welt und nicht der einzige der in solchen Situationen aus der Ruhe kommt.

    Aus der Ruhe komme ich bei der "normalen" Klammerei schon gar nicht mehr. Wenn es zum Hals geht oder meine Mädels dauernd am Boden liegen, dann erst werd ich unangenehm. Mein Ziel ist es, dass sich meine Spielerinnen soweit gegen Klammeraffen durchsetzen, dass sie regelmäßig in deren Rücken kommen. Wenn von hinten wer dranhängt, dann wächst der Druck auf den Schieri. Und wenn der Wurfarm frei ist, kommt zusätzlich noch ein Torwurf bei rum.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Hallo,
    ein nette Übung zum "Klammeraffen ausweichen" ist folgende:

    Begrenzter Raum, zb. 9m Raum und Kreis. 5 Spieler mit Ball und zwei Störer. Die Störer versuchen den Ballträger zu stellen (berühren). Wenn also jemand mit Ball erwischt wird gibts einen Punkt. Nach einigen Punkten wird die Fünfergruppe "bestraft". Rad, Purzelbaum, Liegestütz, je nach Alter.

    Das ist natürlich durch Verändern der Verhältnisse (Raum, Anzahl der Gegner, 2 Bälle usw.) sehr schön zu verändern und der Schwierigkeitsgrad lässt sich in ungeahnte Höhen treiben. Beispiel: 2 Störer, 6 Ballträger, 2 Bälle. Ist so schwierig das es mit einer weibl. A-Jgd-Oberliga fast nicht mehr zu spielen ist. Stelle ich zwei meiner besten Abwehrspielerinnen als Störer ab ist das Spiel ständig unterbrochen weil die Mädels pumpen müsen.

    Das ganze schult sehr schön das Beobachten und Ausweichen gegen heranstürzende Verteidiger. Und speziell in den jüngeren Jahrgängen ist die Koordination von beobachten der Mitspieler, Gegner evtl. Ausweichbewegung und genaues Passen schon ein dickes Problem.
    Aber das wissen wir ja alle, nicht wahr?

    Die Übung steht zwar auch irgendwo in einem schlauen Buch aber vielleicht kennt sie ja hier jemand nicht und er will sie mal ausporbieren.
    Grüsse
    Rolf

    Wer nur zurückschaut, sieht nicht, was auf ihn zukommt

  • @ Rolf

    Ähnliche Übung hab ich auch schon gemacht.
    "Schweinchen" heist das bei uns weil wir das abgeleitet haben von einem Kinderspiel das früher häufig auf der Straße oder im Hof gespielt wurde.
    Bis dato hat es gereicht, wenn der Ball berührt wurde von den Schweinchen, aber werde die Übung erweitern und mit legalem Körperkontakt spielen lassen.
    Eine Erweiterung hab ich schon umgesetzt.
    Wenn die ballführenden den Ball länder als 3 Sekunden ( 21,22,23 ....) halten können, sprinten die "Schweinchen".
    So ist immer Bewegung da und die "Schweinchen" können sich nicht auf die faule Haut legen.
    Nach 3 - 4 Minunten wechseln dann die Spieler die Positionen.

    Wie ich aber sehe bin ich auf dem richtigen Weg nur wohl etwas zu ungeduldig im Moment oder zu kritisch gegenüber der "Ringervariane" des Handball.

  • @zibä

    meist versuch ich ein Vorbild in Sachen fairness zu sein und meckere nicht über die Verhaltensweise der Spieler und Trainer der anderen Mannschaft, weil Fouls passieren halt.
    Grantig werd ich nur wenn ich sehe, wie du, das "meinen" Mädels an die Wäsche gegangen wird und der Schieri das nicht ahndet oder ich merke das die Fouls von Spieler und Trainer gewollt sind.

    Einmal editiert, zuletzt von millos (14. Dezember 2004 um 13:27)

  • Unsere wC soll mit einer 4:2 Deckung spielen, wie kann ich das am besten trainieren, da oft nicht genug Mädchen da sind um das richtig nachzustellen

  • @hä-schn
    eine 2 : 4 Deckung ist meine offensive Variante der 4 : 2 Deckung, bei der die Vorgezogenen etwa auf 12 mtr agieren und die Außen eingerückt auf 9 Meter spielen.
    Das Hauptaugenmerk lege ich darauf, das nicht der Gegenspieler attakiert (fair, nachtürlich auch) wird, sondern der sichere Pass unterbunden wird.
    Hierdurch wird der Gegner gezwungen entweder ein sehr aufwendiges Laufspiel aufzuziehen (was bei den meisten Gegnern nicht passiert) oder sofort den Abschluss zu suchen.

    Bei Ballbesitz ist entweder schnelle Mitte oder/und TG auf breiter Front das Ergebnis im Angriff.

    Die 2 am 6 Meter Kreis dienen noch als Sicherung, da wir dieses System erst seit kurzem versuchen und ich von Manndeckung nix halte.

    Bis jetzt hat es sich bewäht, besonders dann wenn der Gegner nur über 1 oder 2 technisch versierte, wurfstarke Spielerinnen verfügt, da diese dann keine weiteren Anspielstationen haben und häufig technische Fehler produzieren oder Lustwürfe abgeben.

    Außerdem kommen wir so um den allzu intensiven Körperkontakt herum mit leichtern ballgewinnen.

  • @BWmaus

    oben werden viele Tipps und Hinweise gegeben wie die Sachen geschult werden können. Bei einer 4 : 2 Deckung ist es wichtig zu wissen wer den Ball hat und da hast du oben Hinweise für in den Antworten.
    Falls deine Mädels bisher nicht offensiv gespielt haben wird das allerdings ein harter steiniger Weg für dich, da die Grundlagen früh gelgt werden sollten.

    Aber machmal helfen auch Stangen, Trainer, Eltern oder andere Statisten ( grins in die Backen) als Sparringspartner bestimmt aus.