ZitatAlles anzeigenPassantrag wurde zur Stolperfalle - Dominik Sinani (13) darf nicht spielen
Wer glaubt, ein 13-Jähriger könne so einfach mal im Verein spielen, sieht sich getäuscht: Der in Preetz geborene Serbe Dominik Sinani und sein Trainer Frank Niemann verstehen die deutsche Handball-Welt nicht mehr.Foto Lühn
Schönberg – Ein Kind möchte Handball spielen, ein einfacher Vorgang, der sehr kompliziert werden kann. Das zeigt der Fall von Dominik Sinani, bei dem eine Anmeldung beim TSV Schönberg und ein Passantrag beim Schleswig-Holsteinischen Handball-Verband (HVSH) in Kiel nicht ausreichte.Dominik Sinani ist kein deutscher Staatsbürger, obwohl er im August vor 13 Jahren in Preetz geboren wurde. Als Kind ausländischer Einwanderer trägt er die serbische Nationalität. "Ich war nur im Kindergartenalter einmal in Serbien", sagt Dominik, Realschüler der sechsten Klasse in Schönberg.
Mit Freund Clemens Machenbach ging er zum Handballtraining. Weil er älter ist als Clemens, musste Dominik in die C-Jugend. Trainer Frank Niemanns war begeistert, endlich hatte er einen Torwart.Eine Antrag auf Spielberechtigung wurde auf den Weg nach Kiel gebracht. "Man hätte uns doch sagen können, dass wir für Dominik einen Internationalen Vereinswechsel beantragen müssen", sagt Wiebke Papenburg, Handball-Obfrau des TSV Schönberg.
Es ist gängige Praxis, Kinder sofort nach Passantrag spielen zu lassen. "Dass wir dafür eine kleine Strafe zahlen müssten, hatten wir kalkuliert", so Papenburg weiter. Doch das Warten auf den Pass dauerte an. Dominik spielte drei Spiele, ehe der HVSH Internationale Spielgenehmigung forderte. "Das ist bei Nicht-EU-Assoziierten Staaten eine politische Vorgabe, sagt Rainer Tschirne, Vizepräsident Spieltechnik des HVSH.
Erst danach durfte Dominik offiziell zwischen die Pfosten des Schönberger Tores. "Wenn das in der Bundesliga nötig ist, okay, aber doch nicht in der C-Jugend-Kreisklasse", sagt Trainer Niemanns kopfschüttelnd.
Bis zum 12. November herrschte trotzdem Ruhe. Dominik war seit dem 23. September spielberechtigt, ehe der Kreishandballverband (KHV) Kiel Papenburg per Einschreiben mitteilte, dass Dominik nicht vom 28. August bis 19. September spielen durfte und für einen Monat gesperrt wird.
Dazu wird der einzige Sieg aus den ersten drei Auftaktspielen in eine Niederlage umgewandelt und der TSV Schönberg mit einer Geldstrafe von 82,70 Euro belegt. "Das demoralisiert natürlich", sagt Papenburg, während Niemanns die persönliche Sperre überhaupt nicht verstehen kann.
Der unterzeichnende KHV-Kiel-Spielwart Peter Stiebitz erklärte gegenüber der KN, nicht an der Sitzung mit Urteil gegen Dominik teilgenommen und abgestimmt zu haben. Den Mehrheitsbeschluss seines Spielausschusses wollte er nicht kommentieren. Stiebitz bot dem TSV Schönberg an, sich in einem "Drei-Zeiler" noch einmal an den KHV Kiel zu wenden: "Dann können wir über eine Reduzierung der Sperre sprechen."
Schließlich – so deutete der Spielwart an – will der KHV Kiel, Spieler künftig nicht mehr persönlich bestrafen. Für Dominik Sinani kommt das zu spät. Er schaut seinen Jungs seit drei Spielen von der Tribüne zu.
Von Jörg Lühn
nordClick/Kieler Nachrichten vom 01.12.2004 01:00