Psychologie ? Torwart !

  • Hallo,
    ich habe in meiner jungen Mannschaft einen jungen Tormann, der im Training seit ca. 2 Jahren sensationelle Bälle hält, auch bei den Trainingsspielen. Im Punktspiel aber nur als Statist zwischen den Pfosten steht. Ab und an hält er mal einen Ball, wenn er eingewechselt wird, aber ansonsten macht er im Prinzip alles falsch was er im Training richtig macht.
    Natürlich kommt im Spiel die Abwehr und der Gegner hinzu, aber dennoch ist doch das Spiel der eigentlich Höhepunkt der Woche.
    Man kann fast sagen er versagt und spielt mittlerweile nur noch in der 1b als zweiter Mann. Es hat mit Sicherheit mit der nervlichen Anspannung zu tun alles besonders gut machen zu wollen, nur wie bekommt er bzw. wie kann ich das in den Griff bekommen. Ich als Trainer hätte Ihn schon gerne in der ersten dabei.
    Also kennt Ihr sowas und vor allem wie habt Ihr es in den Griff bekommen.
    Danke

  • Tja, ich habe lange überlegt wohin und leider doch die falsche Rubrik.

    Der Tormann ist natürlich auch noch jung und mit 21 Jahren sollte ich da noch nicht verzweifeln, nur die Feldspieler entwickeln sich so schnell, dass wenn wir nicht bald in der Tabelle nach oben klettern der ein oder andere abgeworben wird. Dafür ist aber ein Tormann mitentscheiden. Wie sehr zeigt sich momentan, wir sind mit 6:0 Punkten gestartet, weil unser jetziger 1. Tormann viel Erfahrung hat und der zweite Mann zwar auch erst 21 ist aber dennoch eben Bälle hält obwohl er meiner Meinung nach eigentlich der schlechtere ist.

    Einmal editiert, zuletzt von magath (16. Oktober 2004 um 10:50)

  • hm,.. also, ich bin ja selbst auch torwärtin. es ist echt eine sehr schwierige aufgabe und ich hab auch oft das problem, dass ich im spiel einfach mich selbst so sehr unter druck setze,weil man es als torwart eigentlich fast immer falsch macht, es sei denn man legt eine bombenleistung hin,.... Also ich selbst habe diese woche die erfahrung gemacht, dass ich sehr stark von äußeren einflüssen abhängig bin, bin diese woche der einzige torwart bei uns gewesen und wir haben am vergangenen wochenende gegen einen der titelfavoriten gespielt. meien leistung war nciht wirklich überagend, aber ich habe immer von aussen druck bekommen und war auch dementsprechend verunsichert. donenrstag abend hatten wir dann unser nächstes spiel und ich habe wohl die beste leistung seit langem gezeigt, weil ich mit meiner trainerin zusammengestzt habe und sie mich bei disem spiel nicht unter druck gesetzt hat.
    also was ichd amit sagen will, ist das man als towart wirklich oft eifnahc nur schiss hat, einiges falsch zu machen. schlimerm wird es, wenn man dann noch utner druck gesetzt wird,... ich habe auch oft solche pfahsen, wo ich im training mehr zeige als im spiel, jedoch hilft dann meistens bei mir die ermunterung der manschaft und ein gespräch mit dem trainer. für so einen härtfall weiss ich allerdings auch keine lösung bzw hilfe.

    Einmal editiert, zuletzt von annasch (16. Oktober 2004 um 11:32)

  • also ich hatte nur am anfang leichte probleme mit druck von aussen und so. vor allem war ich da immer konsterniert, wenn nen ball ins tor gegangen ist. nach 2, 3 monaten habe ich mich dann sozusagen irgendwie "von der aussenwelt abgeschottet" und dann habe ich auch die leistung erbracht, wie im training.

  • Wie gesagt, er wird von mir schon zwei Jahre trainiert und hat sich enorm verbessert. Er hat natürlich auch das vertrauen gehabt, denn der jetzige Tormann war die ganze Zeit auch dabei, ich habe aber immer gesagt, die Jugend vor. Es ist halt jetzt anscheinend der Zeitpunkt gekommen wo sich die Spreu vom Weizen trennt, ohne den Jungen jetzt Fallen zu lassen. Es hat halt bis jetzt alles nichts geholfen.
    Im Training Abwehreck - Tormanneck kein Problem im Spiel mußt du Ihm ab und an mal erklären was das ist. Ich denke auch das er sich zu sehr unter Druck setzt und dachte das dies in der 1b ev. besser wird, nur es wird eher schlechter. Im Training nicht aber im Spiel.

    Einmal editiert, zuletzt von magath (16. Oktober 2004 um 11:48)

  • Nach meiner Erfahrung haben viele Jungtorhüter das Problem (vor allem in den unteren Klassen), dass sie zwar die richtigen Bewegungen machen, wie sie sie auch bei den Profis sehen. Aber in den Klassen, in denen sie spielen, nützt ihnen diese Bewegung nichts. Da kommt dann der 40-jährige, dicke Torwart, bleibt die ganze Zeit nur stehen und wird abgeworfen. Der junge TW dagegen schaut auf die Bewegung des Werfers, bewegt sich richtig, aber die Bewegung ist schon vor dem Wurf fertig und der Ball geht doch irgendwie rein. Dann beginnen die Zweifel und sobald ein TW denkt, hält er nichts mehr.

    Das ist jetzt zwar sehr zugespitzt formuliert, aber ich habe mit einigen jungen TW gesprochen und so haben mir das alle geschildert. Mein Tip deshalb: Vor allem lange warten, die Werfer sind oftmals schlechter als die TW glauben. Das Zusammenspiel Abwehr - TW kann man oftmals vergessen, deswegen gar nicht daran arbeiten (erst ab Landesliga oder Oberliga). Und am wichtigsten: Torhüter sollen nicht denken, sie müssen lernen, Tore schnell abzuhaken und sich Fehler nicht persönlich anzukreiden. Ein Ball mit 70 km/h fliegt ca. 20 m/s. Also bleibt dem Torhüter nur 1/3 Sekunde Zeit zum reagieren. Hier ist vor allem Erfahrung gefragt und Mut zum ausprobieren. Mit diesem Beispiel habe ich meinen TW immer klargemacht, da jeder gehaltene Ball eine Leistung ist, Tore kassieren dagegen normal. Danach war bei ihnen der Druck weg und es hat besser geklappt. Probier es einfach mal aus.

    "Erfolg ist eine Folgeerscheinung, niemals darf er zum Ziel werden." (Gustave Flaubert)

  • Also ich kenn das selber, hatte vor ein paar Jahren ne super Saison, Siebenmeter gehalten, freie Bälle usw- richtig klasse. Wir standen am Ende der Saison ganz oben auf Platz eins. Danach gings dann bergab. Ganz komisch. Im Training waren meine Leistungen nach wievor ganz gut (ich halte meistens im Spiel besser als im Training) und im Spiel lief alles schief. Mein Trainer hatte damals schon überlegt einen Sportpsychologen einzuschalten. Das sind dann Sachen die über den Kopf ablaufen, vielleicht verträgt man den Stress einfach nicht und den Druck. Man erwartet von sich selber zu viel (geht/ging mir so). Wenns also wirklich ne Kopfsache ist, kann die der Betroffene selbst am besten mit viel Unterstützung der Mannschaft lösen.

    Das Leben ist eine endlose Probe für eine Vorstellung, die nie stattfindet.

  • Zitat

    Original von vr316
    Nach meiner Erfahrung haben viele Jungtorhüter das Problem (vor allem in den unteren Klassen), dass sie zwar die richtigen Bewegungen machen, wie sie sie auch bei den Profis sehen. Aber in den Klassen, in denen sie spielen, nützt ihnen diese Bewegung nichts. Da kommt dann der 40-jährige, dicke Torwart, bleibt die ganze Zeit nur stehen und wird abgeworfen. Der junge TW dagegen schaut auf die Bewegung des Werfers, bewegt sich richtig, aber die Bewegung ist schon vor dem Wurf fertig und der Ball geht doch irgendwie rein. Dann beginnen die Zweifel und sobald ein TW denkt, hält er nichts mehr.


    Ja das problem habe ich auch häufig, dass ich in der richtigen ecke war nur zu früh. Und das mit dem denken ist auch richtig, denn heut ebeim spiel habe ich das wieder ganz deutlich gemerkt. bei uns ist unberechtigter weise ein spiel anch dem anderen mit rot und 2 min vom platz geflogen und ich habe mich selbst so sehr unter druck gesetzt und mir solche gedanken gemacht hab , wie es weiter geht etc, dass das wesentliche nicht weiter beachtet wurde,...

  • Warum macht ihr euch denn Druck, oder lasst euch unter Druck setzen?
    Als Torwart kann man nichts falsch machen, wenn man das zeigt, was man kann. Da braucht man sich doch nicht unter Druck stellen. Außerdem kann man ja auchmal nen schlechtenTag haben. Dann wird das Spiel abgeharkt und fertig is. Aber nicht mehr lange drüber nachdenken. Damit verunsichert man sich nur selber und setzt sich damit auch unter Druck...
    Man sollte im Tor aber wirklich nicht viel denken, sondern einfach darauf vertrauen, was man kann. Dann läuft das ganze fast von alleine.
    ;)

    I love Handball :love:

    Einmal editiert, zuletzt von Torw@rt (16. Oktober 2004 um 22:21)

  • Auch mal meinen Senf dazu:

    Bei mir war es anfangs auch so, dass ich im Trainingsbetrieb klar mit (dienst-)älteren Torhütern mithalten konnte. Mein erstes Spiel war dann aber ein Desaster, alles, was aufs Tor kam war drin.
    Aber nach ein paar Spielen (und dem Ansporn durch diese schlechte Leistung und wirklich starken Rückhalt von der Mannschaft) konnte ich meine Leistung auch im Spiel halten.
    Natürlich braucht man immernoch die berühmten 2-3 gehaltenen Bälle zum "warm werden".

    Aber auch heute noch habe ich manchmal das Gefühl einfach nicht ins Spiel zu kommen und bin dann nicht wirklich selbstsicher. Doch dann hab ich da noch einen kleinen Trick. Ich sag meinem TW-Kollegen dann halt, dass ich wechseln will und er sagt dann meistens, wenn du den nächsten kassierst wechseln wir.
    Das nimmt mir meist so den Druck von den Schultern, dass ich dann total befreit spiele und gut halte, und am Ende doch nich wechseln muss :D

    Vielleicht noch ein Wort an den Trainer:
    Wenn ein TW Wechsel gemacht werden soll, dann dem anderen TW rechtzeitig bescheid sagen, dass er sich noch erwärmen kann. Klingt trivial, aber es gibt nichts schlimmeres als total kalt zwischen die Pfosten zu kommen. Intensives Einwerfen ist ein "muss" und nicht etwas, was vorm Anpfiff in 5min noch schnell erledigt wird. Das ist - zumindest für mich - das wichtigste, sozusagen die Feinjustierung vor dem Spiel.
    Außerdem find ich es nicht optimal, wenn der Trainer vorgibt, wer im Tor anfängt. Ist natürlich nicht überall möglich, aber wir verständigen uns dahingehend immer nach dem Einwerfen, denn wer weiß besser wie er sich fühlt als der TW selbst. Da sollte man sich auch nicht von Ehrgeiz und Konkurrenz zerfressen lassen.

    Zitat

    Mit diesem Beispiel habe ich meinen TW immer klargemacht, da jeder gehaltene Ball eine Leistung ist, Tore kassieren dagegen normal.


    Ich mach das genau andersrum, jeder Ball, den ich kassiere, nehme ich zu einem bestimmten Teil auf meine Kappe. Jeder Wurf ist haltbar und wenn ich ihn kassiere, hab ich was falsch gemacht. Ist einfach meine Art, mich immer zu verbessern und an mir zu arbeiten.
    :)

    Laying in bed, looking up at the stars, a single thought passed through my head.
    Where the fuck is my roof?

  • Also grundsätzlich habe ich vieles was ich hier gehört habe schon versucht. Gut ist irgendwie, dass viele Junge Torleute die selben Probleme haben. Die Lösungsansätze kenne ich und habe Sie auch schon probiert, nur scheinen die bei meinem speziellen Fall nicht zu greifen.
    Ich werde aber weiterhin an Ihm dranbleiben und alles versuchen.

  • Unterstützung vom Trainer und der Mannschaft ist sicherlich auch mit am wichtigsten. Bei mir wars so, dass mein Trainer mich ein wenig im Stich gelassen hat in der Zeit und alles nur noch schlimmer wurde.

    Das Leben ist eine endlose Probe für eine Vorstellung, die nie stattfindet.

  • magath:
    Was sagt der tw denn selbst zu seinen Leistungen?

    Laying in bed, looking up at the stars, a single thought passed through my head.
    Where the fuck is my roof?

  • Naja, er ist selbst eher verzweifelt. Handball ist Ihm nach eigener Aussage sehr wichtig und es regt Ihn auf, dass er die Trainingsleistung nicht bestätigen kann.
    Ich habe Ihm dazu gesagt, dass er sich nicht unter Druck setzen soll, ich stehe zu Ihm und werde Ihn auch weiterhin unterstützen. Alleine schon die Tatsache, dass er immer dabei war und auch gespielt hat, zeigt Ihm doch, dass ich auf Ihn baue und Ihm auch vertraue. Er meinte dazu nur, dass er dies auch rechtfertigen will.
    Er setzt sich halt selbst unter Druck, den ich Ihm jetzt etwas nehmen wollte und Ihn auch aus diesen Gründen in der zweiten mit vielen Spielanteilen vorwärts bringen wollte. Nur wir sind er zeit Tabellenführer und ein Torwartwechsel kommt überhaupt nicht in Frage. Ich denke er muss spielen und musste etwas lockerer werden um sich zu lösen. Er ist als Typ auch noch sehr introvertiert, vielleicht auch hinderlich, wobei das viele Torleute sind.

  • hei magath,

    das ist jetzt ein wenig ins Blaue, aber hat Dein TW Prüfungsangst? Also wie war in der Schule oder beim Führerschein oder was auch immer mit Prüfung zu tun hat....?
    Ich überlege halt, wenn das der Fall sein sollte, dass das dann ein tiefgreifendes Problem ist. Und dass Du alleine vielleicht gar nichts machen kannst...Sind seine Eltern mit beim Spiel...?
    Dieses "setz Dich nicht unter Druck" kann da wenig helfen, er müste dann von Grund auf lernen, verlieren zu können. Da klingt jetzt vielleicht banal, aber das ist mir so eingefallen, als ich das gelesen habe....

    Grüße

    :spring: Laufen ist schön, andere laufen lassen noch viel schöner :D

  • Hey,

    das muss ich mal abklären, soweit ich informiert bin, ist er so ein Computerfreak, der jetzt angefangen hat Informatik zu studieren, also eher was "theoretisches". Er scheint kein Handwerklicher bzw. Praktischer Mensch zu sein, sondern eben ein in der theorie schwelgender Mensch. Prüfungsangst ist ev. noch ein Ansatzpunkt.
    Lernen und sich intensiv auf etwas vorbereiten tut er, dass habe ich schon mitbekommen.

  • Das mit den Eltern ist echt noch ein sehr wichtiger Faktor! Das kann manchmal auch richtig beeinflussen. Meine Eltern haben z.B. bei meinen Spielen "Hallenverbot" bekommen...

    Das Leben ist eine endlose Probe für eine Vorstellung, die nie stattfindet.

  • Also ich bin selbst Torhüter und komme mit dem Druck auch nur schwer zurecht! Bei den leichten Bällen patze ich häufig , weil ich weiß dass ich nun halten muss und wenn nicht ist es ein Fehler. Dann bin ich meist so aufgregt das der Ball drin ist. Ganz anders bei 7m und Tempogegenstössen gegen mich, da bin ich ganz entspannt weil ich weiß, dass ich den nicht halten muss und diese bälle halte ich oft, auch die Bälle vom Kreisläufer aus 6m. Ich versuche jedes Mal micht nicht verrückt zu machen, wenn dei von Außen werfen und trotzdem sitzt der zu 75%!!!!

    Der Genuss trägt einen Namen - "S.V. Werder Bremen"!