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Tusem landet Coup in Magdeburg
Unglaublich, aber wahr. Der ersatzgeschwächte Tusem schaffte mit einer enormen Energieleistung die Überraschung und gewann nach acht Jahren erstmals wieder beim SC Magdeburg. Mit 24:19 (7:11) sorgten die Essener für einen Riesenklecks auf der weißen Weste der Gastgeber.
Wenig Optimismus beim angeschlagenen Tusem vor dem Anpfiff, Zurückhaltung beim Spitzenreiter. "Das ist der erste Gradmesser für uns", sagte Handball-Idol Stefan Kretzschmar. "Das wird ein ganz enges Ding." Fünfmal ist der SC Magdeburg bisher aufgelaufen, fünfmal hat er gewonnen. "Aber es waren sicher noch nicht die ultimativen Herausforderungen", schränkte Kretzschmar erneut ein.
"Wir haben Probleme, aber wir werden die Punkte sicherlich nicht verschenken", lautete die Kampfansage von Tusem-Trainer Iouri Chevtsov. Und die hatte er auch seinen Spielern eingetrichtert, die selbstbewusst und gar nicht hasenfüßig zu Werke gingen. Torgovanov und Roggisch verletzt - na und? Oleg Velyky angeschlagen - macht nichts. Den SCM-Fans in der Bördelandhalle verging alsbald die Laune, denn von dem exquisiten Rückraum ihrer Mannschaft war rein gar nichts zu sehen. Der Tusem verteidigte engagiert, offensiv und konzentriert, Chrischa Hannawald war überragender Rückhalt. "Für jeden Angriff unangenehm", befand auch Bundestrainer Heiner Brand auf der Tribüne.
Gleich zu Beginn setzte Viktor Szilagyi, mit fünf Toren bester Werfer in Hälfte eins, die ersten Duftmarken zum 2:0. Und das verunsicherte die Gastgeber noch ein bisschen mehr. Vielleicht hatten sie in ihrem Selbstbewusstsein auch einfach nur den Gegner unterschätzt, denn es lief herzlich wenig bei dem Star-Aufgebot von Trainer Alfred Gislason. Nach acht Minuten erzielte der Youngster Theuerkauf das erste Tor zum 2:1. Und Gislason experimentierte weiter, ein flüssiges Spiel bekam er nicht hin. Drei Tore in der ersten Viertelstunde. Schwach.
Anders der Tusem, der frech eine Drei-Tore-Führung heraus warf und noch höher hätte führen können bei etwas mehr Glück und weniger Fehler. Magdeburg war beeindruckt. Der wurfgewaltige Bielecki, Tkaczyk, Kuleschow, Abati oder Vugrinec. Klangvolle Namen, aber ohne Wirkung. Sieben Tore in der ersten Hälfte, davon drei Siebenmeter, das war für die Hausherren schlichtweg indiskutabel.
Und die heimischen Fans bekamen Fieberbäckchen. Zwei Gegenstöße, ein Siebenmeter von Velyky, und der Tusem lag mit 15:9 (39.). Die Schiedsrichter ließen sich nicht einschüchtern, das Holz half mit. Es roch nach einer faustdicken Überraschung. Kretzschmar traf dreimal per Solo zum 17:19 (51.). Es wurde eng. Der Tusem war müde, aber wach genug, um die katastrophalen Fehler des Gegners gnadenlos zu nutzen. Einfach Klasse.
Tusem: Hannawald, Kelentric (25./ 27./ 44. 7m), Velyky (7/3), Rose (1), Schmetz (2/1), Sigurdsson (1), Klesniks (2), Haaß, Casanova (5), Szilagyi (6). Spielfilm: 1:3 (10.), 3:6 (15.), 6:7 (22.), 7:11 (30.).8:12 (35.), 9:15 (39.), 13:17 (46.), 17:19 (51.), 17:22 (57.), 19:24 (60.).
Wahrscheinlich beim 16:17 vor 8 Jahren, Jens.