Rechtswissenschaften: Deutsche Vielseitigkeitsreiter verlieren Gold

    • Offizieller Beitrag

    Und wieder einmal haben wir den Beweis:
    Gerechtigkeit hat nicht wirklich was mit Recht zu tun.

    Zitat


    Auslöser der Kontroverse war eine Verkettung von Fehlern beim Ritt der 41 Jahre alten Bettina Hoy in der Mannschafts-Entscheidung. Zunächst überquerte sie beim Springreiten während eines 45 Sekunden dauernden Countdowns die Startlinie ohne den ersten Sprung anzureiten. Bei Durchreiten der Lichtschranke sprang die Uhr jedoch nicht wie üblich auf Null und begann zu laufen, sondern es wurde von einem Zeitnehmer Sekunden später erneut der Countdown gestartet.

    Beim zweiten Überqueren der Startlinie lief alles planmäßig, Hoy gewann mit einem fehlerfreien Ritt die Team-Goldmedaille und behauptete ihren zweiten Platz in der Einzelwertung. Wenige Minuten nach dem Wettkampf kontrollierte die Ground Jury unter Vorsitz des deutschen Präsidenten Christoph Hess die Resultate und entschied auf einen Regelverstoß von Hoy. Die Zeit wurde vom ersten Überqueren der Linie an gemessen und resultierte in nachträglich aufgebürdeten 14 Zeitfehlerpunkten.

    Dadurch fielen das Team und Hoy in beiden Wertungen aus den Medaillen. Nach einem Protest der deutschen Teamleitung unter Führung des Ausschussvorsitzenden Jens Adolphsen, der an der Universität Halle eine Professur für Sportrecht hat, entschied daraufhin das Appeal Committee als Berufungsinstanz zu Gunsten der Reiterin. "Das Missmanagement des Wettkampfes durch die Jury darf die Athletin nicht benachteiligen", hatte Komitee-Mitglied Hugh Thomas begründet.


    von: http://olympia.ard.de/nachrichten/-/…twj8/index.html

    Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) entschied nun, dass das Appeal Committee nicht zuständig war. Da bin ich mal sehr gespannt darauf, warum das so sein soll.

    Man kann nun sagen: Die Reiter müssen die Regeln kennen und wissen, dass sie nur einmal über die Startlinie reiten dürfen.
    Allrdings frage ich mich dann doch ... wenn es eine offizielle Zeitnahme gibt, dann sollte man sich doch vielleicht auch darauf verlassen können und wenn da kein Zeitstart angezeigt wird, dann ... zumal die Entscheidung, die Zeit nicht mein ersten Mal anlaufen zu lassen, wohl regeltechnisch auch möglich war.

    Nun ja, die beiden Goldmedaillen sind wohl weg ... und nach den Doping-Entscheidungen kommen nun die juristischen Entscheidungen dazu ...

  • Und der Amerikaner durfte seine Goldmedaille behalten, weil der Protest in französischer Sprache verfaßt war: Formfehler!

    Haben beim Reiten nicht auch die Franzosen protestiert? :rolleyes:

  • Ich finde es eine komische Entscheidung. Mit Sport hat das nicht mehr viel zu tun. Die Entscheidung im Schwimmen war wohl eine rein sportpolitische Entscheidung. Aber der Österreicher Rogan hat hier größe gezeigt, die hat den Verlierern im Military leider gefehlt.

    Gruß Jan

  • Zitat

    Original von Jörg aus Basche
    Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand.

    Dem muß ich in diesem Kontext widersprechen. Sportgerichtsbarkeit paßt hier nicht rein. Gott handelt seiner Vernunft gemäß, also innerhalb einer gewissen Gesetzmäßigkeit. Sportgerichte.... na ja, die handeln eben anders.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • ich finde es einfach unsportlich, noch weiter zu protestieren, nur weil man den anderen gold nicht gönnt. anstatt sich einfach mit silber und bronze zufrieden zu geben, machen die so einen mist...fehler passieren immer. wäre es einem brriten, amerikaner oder franzosen passiert hätte die sache natürlich ganz anders ausgesehen, oder meint ihr, die deutschen hätten protestiert? ich weiß nicht...ich hoffe nicht, das hat nämlich wirklich nichts mehr mit sport zu tun...

  • Ich finde die Entscheidung nicht für richtig. Aber was wollen die Deutschen jetzt noch machen?

    I am what I am

    Viele Liebe
    Grüße an alle :D

  • Zitat

    Original von agusta
    , oder meint ihr, die deutschen hätten protestiert? ich weiß nicht...

    Warscheinlich hätten auch die Deutschen protestiert, wenn sie 2. geworden wären.
    Tja, heutzutage sind halt leider alle Mittel recht um zu gewinnen. Schade eigentlich, da Hoy ja durch das was passiert ist keinen sportlichen Vorteil hatte und die Deutschen im gesamten Wettkampf einfach das klar beste Team war.

  • Wenn man eben sportlich keine Chance hat, bemüht man den Grünen Tisch (und damit meine ich nicht Billard... :baeh: ). Aber als moralischer Sieger schläft es sich letztlich (hoffentlich) besser als mit dem Makel, nur aufgrund einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung gewonnen zu haben.

    Wenigstens weiss ich jetzt, welchen Nationen ich jetzt jede Niederlage von Herzen gönne... ;)


    //edit: Ich weiss allerdings nicht, ob der Protest von den Reitern oder vom jeweiligen Verband eingereicht wurde. Da kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass die Sportler nicht protestiert hätten, während die Verbände vielleicht andere Interessen haben. Oder ist meine Meinung von Sportfunktionären zu negativ?


    Nachdenkliche Grüße aus Hamburg... :hi:

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

    Einmal editiert, zuletzt von Brummsel (21. August 2004 um 19:27)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von agusta
    meint ihr, die deutschen hätten protestiert? ich weiß nicht...ich hoffe nicht, das hat nämlich wirklich nichts mehr mit sport zu tun...


    Ich hoffe auch nicht, aber ich vermute, dass ja.

    Zitat

    Original von agusta
    noch ein protest würde wohl nichts bringen


    Es ist kein Rechtsmittel gegen diese Entscheidung mehr möglich. Das war das letztinstanzliche Urteil - über dem CAS ist in der Sportgerichtsbarkeit nur noch der blaue Himmel.

  • Wenn man dazu so liest, was der Franzose so sagt, kommt einem die Wut hoch:

    Zitat

    Das CAS-Urteil wurde dagegen von den Franzosen mit Wohlwollen aufgenommen. "Die Gerechtigkeit hat gesiegt", sagte der französische Reiter Nicolas Touzaint, "diese Medaille ist eine brillante, unglücklicherweise gab es keine Marseillaise bei der Siegerehrung, kein Podium und auch keine Ehrenrunde."

    Sowas arrogantes hab ich selten gehört. Ist sportlich klar unterlegen und faselt was von brillanter Medaille und fehlender Siegerehrung. Mir tun die deutschen Reiter leid, die sich schon richtig gefreut haben und sportlich - da führt kein Weg vorbei - auch gewonnen haben. Aber es gibt nunmal überall Korintenkacker.

    • Offizieller Beitrag

    Also, jetzt rege ich mich doch noch mal auf ... Nach dem, was ich eben in der Tagesschau gehört habe, frage ich mich, was da für juristische Flachpfeifen am Werk waren.

    Da wird behauptet, dass die Entscheidung der Ground Jury einige Minuten NACH dem Ritt eine Tatsachenentscheidung gewesen sei, die überhaupt nicht anfechtbar ist.

    Mit der Annahme, dass Tatsachenentscheidungen nicht anfechtbar sind, gehe ich konform - ABER:
    Die Tatsachenentscheidung war die Entscheidung des Zeitnehmers, beim ersten Durchritt durch die Lichtschranke nicht die Zeitmessung auszulösen. Eine Entscheidung einer Jury mehrere Minuten nach dem Wettkampf anhand der Ergebnisse und Fernsehbilder (oder anhand was auch immer) ... das ist doch keine Tatsachenentscheidung mehr!

    Da fällt mir aber mal wieder GAR NIX mehr zu ein ...

  • Das ist eine ausgesprochen widerwärtige Geschichte und für die Zukunft bleibt
    nur zu hoffen, dass hier kein Präzedenzfall geschaffen wird. Denn sonst könnten
    die zukünftigen Olympischen Spiele auch gleich vor irgendwelchen Sportgerichten
    ausgetragen werden.
    Wie die Franzmänner sich über eine so erstrittene Goldmedaille noch freuen können
    ist mir schleierhaft.
    :nein:

  • Zitat

    Original von Brummsel
    //edit: Ich weiss allerdings nicht, ob der Protest von den Reitern oder vom jeweiligen Verband eingereicht wurde. Da kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass die Sportler nicht protestiert hätten, während die Verbände vielleicht andere Interessen haben. Oder ist meine Meinung von Sportfunktionären zu negativ?

    Da brauchst du nicht nachdenklich sein. Die Franzosen haben den Deutschen nach der Siegerehrung den sonst üblichen Handschlag verweigert. Da stecken also nicht nur die Funktionäre dahinter.

    Gruß Jan

  • Zitat

    Original von jhl
    Da brauchst du nicht nachdenklich sein. Die Franzosen haben den Deutschen nach der Siegerehrung den sonst üblichen Handschlag verweigert. Da stecken also nicht nur die Funktionäre dahinter.


    Das hatte ich gar nicht mitbekommen (man kann ja nicht jede Siegerehrung sehen... :D ). Naja, es lebe der olympische Gedanke, der offenbar allen Athleten zu eigen ist.


    Traurige Grüße aus Hamburg... ;(

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Diese entscheidung ist eine Totale schweinerei weil diese entscheidung nichts mit der sportlich leistung zu tun hat und bei olympia geht es nunmal darum

    ** Keine Sonne lacht... nur für den "Rentner" ;) **

  • Ich habe erst gestern Nacht im Videotext von dieser Entscheidung gelsen und war entsetzt.

    Wenn Formvorschriften wichtiger als die sportliche Leistungen sind, dann ist das nicht meine Sportart. Das Verhalten von Franzosen, Briten und Amerikanern mag nachvollziehbar sein, verstehen kann ich es nicht. Die Aussagen und das Verhalten der Franzosen ekeln mich an.

    Ich stelle es mir für die Zukunft zudem äusserst schwer vor, wenn Franzosen und Deutsche bei den nächsten Wettbewerben aufeinander treffen. Diese Angelegenheit hat dieser Sportart zu einer traurigen Bekanntheit verholfen.

  • naja, besser, der Sport wird so bekannt, als durch das elende Verrecken der Pferde nach Stürzen...

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)