Ich denke schon, daß Deutschland auf einem absteigendem Ast ist, aber natürlich alles andere als dramatisch. Man muß da auch gewichten, so sind Fußball und Tennis Massensportarten. Wer da Weltspitze sein will, muß gut sein. Weltranglistenerste im Tennis ist ein ganz anderer Schnack als Trampolinweltmeisterin zu werden, was vergleichsweise nur von wenigen ernsthaft betrieben wird. Im Wintersport läßt sich auch leichter Medaillen sammeln als in Sommersportarten, vorausgesetzt, man zählt zu den wenigen Wintersportnationen. Deutschland tut es. Im Hallenhockey gewinnt Deutschland seit Ewigkeiten (zumindest solange ich alles im Fernsehen verfolgte, also bis 1994), das liegt natürlich daran, daß es sonst keine andere Nation ernsthaft betreibt.
Also muß man alle Titel entsprechend gewichten. Und Männerfußball wiegt schon ganz schön schwer.
Ich sehe aber auch natürliche Ursachen, warum Deutschland vielleicht ein Stück abgebaut hat. In den kleinen Ländern und unter den Exoten wurde mächtig aufgeholt, das sieht man auch im Fußball sehr gut. Außerdem ist Deutschland ein technisiertes Land, wo die junge Generation viel öfter vorm PC sitzt statt zu sporteln. War zu meiner Zeit ja noch ganz anders. Da haben nicht so hochtechnisierte Länder durchaus dann Vorteile bei der sportlichen Ertüchtigung ihrer Jugend. Weiter ist Deutschland überaltert und hat seit Jahrzehnten eine geringe Geburtenrate vorzuweisen. Da kommen andere Länder dann einwohnermäßig bei der jüngeren Generation schon ein deutliches Stück näher, obwohl sie in der Gesamtzahl noch deutlich weniger sind. Und wo die Quantität sinkt, sinkt auch normalerweise die Qualität.
Ein dramatischer Einbruch ist es trotz alledem nicht. Aber im Herrenfußball hat Deutschland mittlerweile wohl wirklich einen schweren Stand.