Ganz schlimme Nachrichten kommen vom Lokalderby in Rom. Hier der Bericht von Sport1:
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Rom - Ein unwahres Gerücht über einen tödlich verletzten Jugendlichen hat in Rom beim abgebrochenen Derby zwischen den Lokalrivalen Lazio und AS zu einer "Nacht des Schreckens" geführt. Insgesamt 176 Verletzte und 13 Festnahmen bilanzierte die Polizei am Montag nach den über sechsstündigen Krawallen rund um das Olympiastadion. Roms Präfekt Nicola Cavalliere leitete eine Untersuchung der Vorgänge ein, während der römische Polizei-Chef Achille Serra die telefonische Abbruch-Entscheidung von Liga-Chef Adriano Galliani als Skandal bewertete. "Wir haben noch Glück gehabt und sind nur knapp einer Tragödie entgangen", erklärte Serra.Das Unheil hatte im Zuge der vor und während der Partie rund um die Arena tobenden Randale seinen Lauf genommen, als sich im Stadion zu Beginn der zweiten Halbzeit die Fehlinforamtion über einen durch ein Polizeifahrzeug tödlichen verletzten Jungen wie ein Lauffeuer verbreitete. Fans beider Lager, durch das zunehmend ins Stadion strömende Tränengas zusätzlich verunsichert, schossen auf den Rängen Feuerwerkskörper ab und warfen Flaschen sowie herausgerissene Sitzschalen in den Innenraum.
Gleichzeitig ging Romas Kapitän Francesco Totti nach Kenntnisnahme der angeblichen Schreckensbotschaft auf Lazio-Spielführer Sinisa Mihajlovic sowie Referee Roberto Rosetti zu und regte einen Spielabbruch an. Beide Teams versammelten sich im Mittelkreis, und Rosetti informierte per Handy Galliani über die Situation. Der Liga-Boss schloss sich danach noch mit Romas Trainer Fabio Capello sowie Sportdirektor Franco Baldini kurz und wies Rosetti schließlich nach 15 Minuten an, das Spiel abzubrechen. Im Laufe der Unterbrechung hatten Appelle von Lazios Präsident Ugo Longo und Roma-Boss Franco Sensi ebenso zur Beruhigung der Lage beitragen können wie eine über Stadion-Lautsprecher verlesene Erklärung der Polizei, dass Gerüchte über einen tödlichen Unfall vor dem Stadion jeglicher Grundlage entbehrten.
Nach Abbruch des Derbys errichteten die Fans beider Klubs auf den Zufahrtswegen zur Arena Straßen-Barikaden und lieferten sich mit den rund 900 Sicherheitskräften massive Handgreiflichkeiten. Die Polizei bekam die Situation über Stunden nicht unter Kontrolle, ein Beamter erlitt Stichwunden. "Zeitweise war das ein echter Guerilla-Krieg", erklärte ein Polizei-Sprecher am Montag. "Die Informationen über den Tod eines Fans sind gezielt gestreut worden. Das war eine gezielte Aktion von Tifosi, um für einen Abbruch zu sorgen", behauptete Polizei-Chef Serra und ließ noch in der Nacht zum Montag sowohl Totti als auch Mihajlovic zu den Umständen des Spielabbruchs vernehmen.
Die Verantwortung für die Eskalation schob Serra dem Liga-Chef Galliani zu: "Es ist unerhört was geschehen ist: Obwohl wir mitgeteilt hatten, dass nichts passiert war, wurde das Spiel abgebrochen."Galliani allerdings wies die Vorwürfe zurück: "Ich hatte zwei Möglichkeiten und habe mich für den Weg entschieden, den mir mein Gewissen gewiesen hat. Der Abbruch war die sicherste Variante, weil die Umstände eine Fortsetzung des Spiels nicht mehr zugelassen hatten." Auch Totti rechtfertigte die Entscheidung: "Wenn das Spiel nicht abgebrochen worden wäre, hätten die Tifosi das Spielfeld gestürmt. Wir wären alle in Gefahr gewesen", erklärte der Superstar. Sein Kollege Mihajlovic schlug in die gleiche Kerbe: "Das was passiert ist, erinnert mich stark an die Kriegsszenen in Serbien. Demnächst kann man hier wohl nur noch mit einer kugelsicheren Weste auflaufen", sagte der Serbe der "Gazzetta dello Sport". Das Derby wird laut Galliani neu angesetzt. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.
Am Montag kündigte der italienische Innenminister Giuseppe Pisanu "schärfste Maßnahmen" zur Bekämpfung der Gewalt in den Stadien an. "Ich werde alles Mögliche unternehmen, um zu vermeiden, dass sich wieder solche Vorfälle ereignen", sagte Pisanu und räumte ein: "Das Spiel hätte zu einem bösen Ende kommen können. Wir sind nur knapp einer Tragödie entgangen." Der Minister lobte ausdrücklich den Einsatz der Sicherheitskräfte. Es sei aber unannehmbar, dass jedes Wochenende Tausende von Fußball-Fans und Polizisten derart gravierender Gefahr ausgeliefert seien. Am Montag blieben acht der 15 festgenommenen Tifosi in Untersuchungshaft. Sie wurden beschuldigt, die Spieler bedroht zu haben. Weitere sieben Fans wurden unter Hausarrest gestellt. Die römische Staatsanwaltschaft ermittelt weiter.
Ich habe das Spiel gestern selber auf Premiere gesehen. Das Römer Derby ist wohl mit Abstand das heisseste Spiel in Europa, was die Rivalität der beiden Fanlager angeht. Dagegen sind die Glasgower oder Istanbuler Derbies oder Spiele wie Ajax/Feyenoord oder Barca/Real fast schon harmlos. In Italien ist die Krawallbereitschaft der Fans in der letzten Zeit wieder merklich gestiegen. Wenn man die Berichte und die Bilder aus Rom sieht, kann man schon fast von argentinischen oder brasilianischen Verhältnissen sprechen. Da hat man vor gar nicht allzu langer Zeit aufgrund der Fanausschreitungen sogar den Ligabetrieb unterbrochen.