• Tach zusammen!

    Kann ein Schiedsrichter einen Spieler ermahnen bzw. bestrafen, weil er dem Torwart auf den Kopf schießt?
    Und wie sieht das aus, wenn ein Spieler abgeworfen wird.
    (Ausgenommen Behandlungspausen oder ähnlichen)

    Ich habe in den Handballregeln da nichts zu gefunden und jetzt wollte ich hier mal fragen.

    Bei einem unserer Meisterschaftsspiele wurde ein 7m abgepfiffen, weil der Schütze den Torwart am Kopf traf, der Ball allerdings danach ins Tor ging. Es wude auf Freiwurf für den Torwart entschieden, wegen gefährlichem Spiel. Abpfeiffen, um den Torwart zu behandeln oder seine Reflexe kurz zu testen ist verständlich. Natürlich muss ein 7m nicht auf den Kopf gezogen werden!! Er war meinem Mitspieler auch eher aus der Hand gerutscht.

    Aber ich gebe zu, dass ich von Außen öfter Bälle "an den Ohren vorbei" schieße, weil die da einfach manchmal hingehören. Sollte aus Versehen mal ein Ball den Kopf treffen kann man mich doch eigentlich nicht bestrafen oder?

    ~Push it up~

  • Hallo,

    du kannst den Werfer bei einem 7-m Wurf nur dann bestrafen wenn er dem sich nicht bewegenden Torwart den Ball auf den Kopf wirft.
    = grob unsportlich

    Die Bestrafung ist hier laut Regel vollkommen eindeutig,
    der Werfer ist zu disqualifizieren.

    Das gleiche gilt für einen FW wenn der sich nicht bewegende Gegenspieler
    am Kopf getroffen wird.

    Regel 8:5 » Ein Spieler der den Gegenspieler gesundheitsgefährdend angreift, ist zu disqualifizieren, insbesondere wenn er:

    Regel 8:5e » einen Abwehrspieler bei einem Direktwurf aufs Tor ausgeführten Freiwurf am Kopf trifft unter der Voraussetzung, daß dieser sich nicht bewegte, oder gleichfalls den Torwart mit einem 7-m-Wurf am Kopf trifft unter der Voraussetzung, daß der Torwart sich nicht bewegte.

    Anderst sieht es bei den Würfen von außen aus - hier steht kein TW regungslos und bewegt sich nicht.
    Er wird immer versuchen dem Werfer entgegenzugehen.
    Somit habe ich hier keine Möglichkeit eine Bestrafung oder etwa gefährliches Spiel (= Stürmerfoul) zu pfeiffen auch wenn der Torwart sich noch so sehr aufregt es ist sein Risiko!


    :hi: Ralf

    :spring:

  • Da ich nu selber Keeper bin, hab ich da doch eine etwas differenziertere Meinung zu.
    Die Situation, die ich selber erlebt habe: Der Rechtsaußen wirf mir auf den Kopf und ich rufe ihm noch zu, er soll die Scheiße sein lassen (das ganze Spiel wurde nur geholzt), der Ball springt ab zum Linksaußen, welcher mit das Ding ebenfalls auf den Kopf wirft.
    Hier würde ich sagen: Der erste Spieler würde straffrei bleiben, der zweite hätte sich in so einem Fall wenigstens Mühe geben können, nicht unbedingt auf den Kopf zu werfen.
    Was dann aber wirklich passiert ist: Nachdem ich als Keeper den Linksaußen angemacht habe (in etwa gleicher Wortlaut wie beim Rechtsaußen), bekam ich 2-min, beide Werfer sind aber straffrei geblieben. Soviel dann zum Thema Verhältnismäßigkeiten bei der Strafzumessung...

    Auch würde ich als Schiedsrichter empfindlich reagieren, wenn ein Spieler immer knapp am Schädel vorbeizieht, bzw. auf den Kopf wirft. Denn irgendwann (so etwa nach dem 3. oder 4. Mal) muss man eben davon ausgehen, dass der Spieler den Keeper am Kopf treffen will. Es sei denn natürlich, der Spieler ist ein Kunstschütze, was aber in den Klassen, die ich pfeife, eher selten vorkommt...

    Also grundsätzlich die Situation (und auch den allgemeinen Spielverlauf) beobachten und versuchen, richtig zu deuten.

  • @ Lasse: Mit dieser Auslegung begibst Du dich auf dünnes Eis. Prinzipiell ist es "Berufsrisiko", dass ein TW aus dem Spiel heraus am Kopf getroffen werden kann.

    Da man auch von keinem SR verlangen kann, einschätzen zu können, in wie weit der Schütze vom Abwehrspieler „behindert“ worden ist und dadurch vielleicht nicht dahin geworfen hat, wo er wollte. Eine Bestrafung ist hier unmöglich. Anders verhält es sich nach einer Androhung („Beim nächsten mal schieß ich dir die Rübe runter => D. gemäß 16.6 d)

  • Natürlich muss ich mir sicher sein, ob das Absicht war. In der oben beschriebenen Situation wäre ich es mir allerdings absolut gewesen.
    Und wenn ein Spiel schon die ganze Zeit hart und ruppig läuft, dann unterstelle ich dem Spieler schonmal eher Absicht, als wenn das ganze in normaler Atmosphäre passiert.

    Zu Deinem zweiten Absatz: Bei mir war es so, dass beide Außenspieler freien Weg zum Tor hatten, also nix mit Behinderung.

  • Lasse: Also ich finde auch, dass du dich damit auf dünnes Eis begibst.

    1. Kann der LA das nicht gehört haben.
    2. Hast du bestimmt nicht ruhig dagestanden.

    Also für mich ist da keine Strafe fällig. Die 2 Minuten gegen dich hätte ich aber auch nicht gegeben. Da hat wohl etwas Fingerspitzengefühl gefehlt.

    Grundsätzlich machst du es dir mit der Meckerei eher noch schwerer, ich würde zum Beispiel dann wieder am Kopf vorbeiwerfen, weil ich davon ausgehen könnte, dass du Angst hast und im vielleicht deinen Kopf wegziehst.

    Gruß Jan

  • Lasse:
    Also wenn jemand von Außen schiesst (egal ob der Weg frei ist oder nicht) gibt es kaum einen Torwart der sich nicht bewegt. Somit kann das schon passieren das ein Spieler den Torwart am Kopf trifft, obwohl er frei war und es war trotzdem keine Absicht... Man bekommt auch momentan immer häufiger mit das sich Keeper in die lange Ecke stellen und kurz anbieten. Hierbei werden solche Treffer noch wahrscheinlicher.

    Zu den 2 Minuten kann man wie schon gesagt nur sagen, dass da Fingerspitzengefühl gefehlt hat. Ich würde sagen, man gibt sich die Hand und dann spielt man lieber erstmal weiter. Manche Schiedsrichter reagieren nunmal auf jedes Wort serh empfindlich.

    ~Push it up~

  • Hey Leute,
    man kann einen Spieler nicht für einen Kopftreffer aus dem Spiel heraus bestrafen. Das geht nur bei einem Direktwurf (Freiwurf / 7m) und einem Torhüter / Abwehrspieler, der sich nicht bewegt. Wer es genau wissen will, der soll doch bitte bei Regel 8:5 e nachlesen

  • Gerade, wo Du Regel 8:5 ansprichst, kann man mal wieder sehen, dass man so viele Regeln in so schön häufiger Weise auslegen kann.

    Regel 8:5 b) besagt nämlich, dass der Spieler zu disqualifizieren ist, wenn er " eine Aktion so ausführt, dass der Gegenspieler an Kopf oder Hals getroffen wird".

    Hier ist nämlich nicht die Rede davon, dass dies nicht mit dem Ball passieren darf.

    Und Leute, versteht mich nicht falsch. Auch wenn ich selber Keeper bin und einige Sachen da eben etwas eher zu Gunsten der Keeper auslegen würde: Bevor ich als Schiedsrichter jemanden Disqualifiziere, muss ich mir da schon sehr sicher sein, dass es sich dabei um Absicht handelt (was ich meistens nicht so sehen würde) und selbst dann würde ich in den meisten dieser Fälle wohl eher nur 2-min für unsportliches Verhalten geben.

    Ich wollte nur sagen, dass es durchaus möglich ist, auch für Kopftreffer aus dem Spiel heraus den Werfer zu bestrafen, auch wenn es so gut wie nie eintritt.

  • @ Lasse
    Du kannst doch nicht die Regeln so lange durchschütteln bis sie dir passt. Wenn in 8:5 e explizit auf den Fall Kopftreffer verwiesen wird, dann kann man nicht mal kurz 8:5 b zitieren, wenn hiermit eine Abwehraktion gemeint ist. Wenn Du schon auf den Regelbezug zurückgreifst, dann lies doch erst mal, was unter 8:5 steht:

    Ein Spieler, der den Gegenspieler gesundheitsgefährdend angreift ist zu disqualifizieren, insbesondere wenn er ...

    Gruß M.

  • Wenn Du es so genau nimmst, musst Du aber jeden Spieler, der einem anderen Spieler den Ball an den Kopf wirft, disqualifizieren...
    Und in 8:5 e) wird nur auf Freiwürfe und 7-m eingegangen.

    Und es steht auch nirgendwo, dass mit 8:5 b) nur Abwehraktionen gemeint sind.

  • Regeln, egal wofür, sind Auslegungssache.

    Aber man kann Handball sowieso nicht einfach nur stur nach Regeln pfeifen. Man brauch eben halt immer das berühmte Fingerspitzengefühl.

    ~Push it up~

  • Moin Lasse,
    auch wenn das für als Keeper "dumm gelaufen" ist, kann man als Schiri dagegen nichts machen (ausser bei vorheriger Ankündigung), denn irgendwo in den Schirianweisungen steht explizit, dass ein Kopftreffer aus dem Spielverlauf nicht zu bestrafen ist. Egal ob der Angreifer behindert wurde oder nicht. Ist mir leider auch schon mal passiert. Da habe ich mich nach dem Spiel mal mit dem Schiri unterhalten und er begründete die "Nichtbestrafung" eben mit dieser Anweisung.

    Scientia potentia est.

  • Doch durchaus, aber mit dem Kopf muss nicht unbedingt immer sein. Naja wenn genau die Stirn getroffen wird, dann ist es halb so wild, aber wenn der Treffer auf der Nase landet ist das schon recht unangenehm.

    Scientia potentia est.

  • Und mit einem Schuss auf die Nase bist du noch gut weggekommen. Das ist noch harmlos. Ich kenne jemanden (ist selber Torwart) der hat einen 7m so auf den Kopf bekommen, dass der seitdem einen Tinitus hat...

    ~Push it up~