Tunier in wittlich

FRAUEN-HANDBALL : Franken im Freudentaumel und ein Anzug, der noch nicht ganz passt

1. FC Nürnberg gewinnt hoch verdient fünften "Stelioplast"-Cup in Wittlich - Finalsieg über Titelverteidiger Leipzig - Trierer "Miezen" auf Rang drei

Von unserem Redakteur
BJÖRN PAZEN

WITTLICH. Völlig verdienter Überraschungs-Erfolg: Der 1. FC Nürnberg hat die fünfte Auflage des "Stelioplast"-Cups in Wittlich gewonnen. Im Finale gewannen die Franken 26:23 gegen Leipzig. Die Trierer "Miezen" wurden Dritter.

Die beste "Mieze" wurde auch zur besten Turnierspielerin gewählt: Maren Baumbach wurde mit Trier Dritter in Wittlich.Foto: Funkbild
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Sie tanzten auf dem Feld, als seien sie gerade Deutscher Meister geworden. Zum zweiten Mal binnen 24 Stunden hatte der 1. FC Nürnberg den großen Favoriten auf den nationalen Titel im Frauen-Handball, den HC Leipzig, beim "Stelioplast"-Cup in Wittlich besiegt. Einmal in der Vorrunde, einmal im Finale. Damit haben die freudetrunkenen Fränkinnen den Leipziger Durchmarsch verhindert, nachdem der HCL zuletzt dreimal in Folge in Wittlich gewonnen hatte.
Weniger Freude gab es nach der Halbfinal-Niederlage bei der DJK/MJC Trier: Die "Miezen", die arg ersatzgeschwächt ins Rennen gegangen waren, wurden am Ende aber immer noch Dritter (26:23 gegen Leverkusen im "Kleinen Finale"). "Wir müssen noch viel machen, sehr viel", sagte MJC-Coach Dago Leukefeld, der allerdings meinte: "Die Tendenz ist positiv. Mit Ausnahme der Klatsche gegen Nürnberg im Halbfinale haben wir uns immer gesteigert." Gerade in der Abwehr taten sich aber noch Lücken auf. "Zudem sind die Ex-Hersfelderinnen Tatjana Nykytenko und Sarah Tegel, was Kraft und Ausdauer betrifft, bei weitem noch nicht so weit", sagte Leukefeld, der den Turnierverlauf locker nahm: "Wir haben insgesamt 20 Testspiele, bis zum Saisonstart am 6. September sieht das ganz anders aus." Immerhin zeigte sein Team eine starke Leistung im Spiel um Platz drei gegen Leverkusen. In Wittlich musste Leukefeld neben Marielle Bohm, Elena Verechtchako und Kerstin Reckenthäler auch auf Svetlana Mozgowaia verzichten. Die Russin wärmte sich zwar mit auf, wurde aber geschont.

Dass die "Miezen" überhaupt ins Halbfinale eingezogen waren, hatten sie in der entscheidenden Partie gegen Metz einer gehörigen Portion Glück und den Schiedsrichtern zuzuschreiben. Die Unparteiischen meinten es nicht schlecht mit den Triererinnen, die kurz vor Schluss das 23:23 erzielten. Ohne Vorrundensieg wurden sie Gruppenzweiter. In der ersten Partie hatte Trier gegen Bayer Leverkusen einen 10:2-Blitzstart hingelegt, baute aber zusehends ab und unterlag am Ende 25:26. Da Metz mit zwei Toren Differenz gegen Bayer verloren hatte, stand die MJC in der Vorschlussrunde, in der es dann eine Klatsche gegen Nürnberg setzte.

"Wir haben sensationell gespielt, das ganze Turnier - und dies, obwohl wir noch kaum trainiert hatten", meinte FCN-Trainer Herbert Müller. Seine Spielerinnen erhielten nicht nur beim 23:12 (11:8)-Halbfinalerfolg gegen Trier Szenenapplaus von den Zuschauern. Bis zur Pause hatte Trier mitgehalten, als Leukefeld notgedrungen die zweite Garde bringen musste, war es vorbei. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Neuzugang Isabel Henker, deren Platzwunde am Kinn genäht werden musste. Apropos Neuzugänge: Henker zeigte Licht und Schatten, Tatjana Nykytenko, die durch eine Grippe geschwächt ins Turnier gegangen war, ließ nur selten ihre Wurfstärke aufblitzen und traute sich zu wenig zu. Einen guten Eindruck hinterließ Andrea Surholt, vor allem im Spiel um Platz drei. Sarah Tegels Auftritt war eher durchwachsen.

Auch der HC Leipzig kam anfangs nicht so richtig in die Gänge. Von Nürnberg wurde die Nowak-Truppe in der Vorrunde demontiert und überrannt, im Halbfinale (25:23) gegen Leverkusen gab es aber eine deutliche Leistungssteigerung, doch im Finale, das Nürnberg hoch verdient 26:23 (15:13) gewann, war es wieder umgekehrt. "Wir hatten nur zwei Auswechselspielerinnen, sogar unsere Physiotherapeutin Steffi Klausin spielte in jeder Partie mit. Uns war klar, dass es schwer werden würde, unseren Titel in Wittlich zu verteidigen", sagte HCL-Manager Kay-Sven Hähner, "eigentlich kommt das Turnier für uns zu früh."

Vor allem Neuzugang Milica Danilovic merkte man ihre lange Verletzungspause an, während Grit Jurack - beide hatten einen Kreuzbandriss - eine solide Leistung bot. Jurack war am Ende mit 37 Treffern auch erfolgreichste Torschützin. Gegen die Gastgeber aus Wittlich wurde vom HCL herrlich gezaubert. Die HSG war - wie zu erwarten - nur der Spielball von Leipzig und Nürnberg. "Wir wollten lernen, und das haben wir gemacht. Aber manchmal hätte ich mir ein kleines bisschen mehr erwartet", sagte HSG-Coach Norbert Stelmach, dessen Team man deutlich das Fehlen von Top-Spielerin Julija Bosakaite (Schwangerschaft) anmerkte. Langsam in die Mannschaft wächst hingegen Rückkehrerin Sandra Lukas. Die Partie um Platz fünf verlor Wittlich gegen Metz 17:40 (8:20). Zur besten Torfrau des Turniers wurde Jana Krause (Leipzig) gewählt, beste Feldspielerin war "Mieze" Maren Baumbach.

Die Ergebnisse des 5. Stelioplastcups in Wittlich vom 2. und 3. August:

Ergebnisse vom 2. August:

Ergebnisse der Gruppe A
HSG Wittlich 1. FC Nürnberg 10 : 30 ( 5 : 12 )
HC Leipzig HSG Wittlich 36 : 8 ( 19 : 4 )
1. FC Nürnberg HC Leipzig 33 : 25 ( 16 : 10 )

Tabelle Gruppe A Spiele Punkte Tore
1. FC Nürnberg 2 4 63 : 35
HC Leipzig 2 2 61 : 41
HSG Wittlich 2 0 18 : 66

Ergebnisse der Gruppe B
DJK/MJC Trier Bayer Leverkusen 25 : 26 ( 12 : 10 )
Bayer Leverkusen Handball Metz Métropole 22 : 20 ( 10 : 12 )
Handball Metz Métropole DJK/MJC Trier 23 : 23 ( 12 : 15 )

Tabelle Gruppe B Spiele Punkte Tore
Bayer Leverkusen 2 4 48 : 45
DJK/MJC Trier 2 1 48 : 49
Handball Metz Métropole 2 1 43 : 45

Ergebnisse vom 3. August:

Zwischenrunde
1. FC Nürnberg DJK/MJC Trier 23 : 12 ( 11 : 8 )
Bayer Leverkusen HC Leipzig 23 : 25 ( 8 : 13 )

Spiel um Platz 5
HSG Wittlich Handball Metz Métropole 17 : 40 ( 8 : 20 )

Spiel um Platz 3
DJK/MJC Trier Bayer Leverkusen 26 : 23 ( 15 : 13 )

Finale
1. FC Nürnberg HC Leipzig 26 : 23 ( 15 : 13 )

Wahl zur Besten Torfrau/Spielerin:

Wahl zur besten Torfrau
Platz Name Verein Stimmen
1 Jana Krause Leipzig 62
2 Sylvia Harlander Nürnberg 39
3 Alexandra Gräfer Trier 32
4 Astrid Christ Wittlich 17
5 Debbie Klijn Leverkusen 16
Florentina Grecu Metz 16
7 Sabine Englert Leverkusen 12
8 Wendy Obein Metz 10
9 Tone Woelner Leipzig 9
Daniela Vogt Trier 9
11 Henrike Milde Leipzig 3
12 Nicole Ruppert Wittlich 2
227

Wahl zur besten Spielerin
Platz Name Verein Stimmen
1 Maren Baumbach Trier 61
2 Grit Jurak Leipzig 44
3 Barbara Strass Nürnberg 39
4 Ingrida Radzeviciute Leipzig 27
5 Nadin Krause Leverkusen 11
Stefanie Ofenböck Nürnberg 11
7 Nina Wörz Leipzig 6
Nikola Pitzsch Leipzig 6
9 Kathrin Blacha Nürnberg 3
10 Milica Danilovic Leipzig 2
Yvonne Karrasch Leverkusen 2
Lene Ege Leverkusen 2
Tatjana Khlimankowa Nürnberg 2
Corina Christenau Nürnberg 2
Sandra Lukas Wittlich 2
Kathrin Scholl Trier 2
Anja Althaus Trier 2
18 Steffi Klausing Leipzig 1
Vicky Jux Leverkusen 1
Heike Ahlgrimm Leverkusen 1
Csilke Meier Trier 1
Juliane Susa Metz 1
Tatjana Medved Metz 1

230

Beste Torschützin:

Nr. Name Tore Verein
Spiel 1 Spiel 2 Spiel 3 Spiel 4 Gesamt
4 Grit Jurak 6 10 8 13 37 Leipzig
18 Maren Baumbach 4 8 5 9 26 Trier
18 Nadine Krause 7 7 4 7 25 Leverkusen
3 Tatjana Khlimankowa 4 6 5 8 23 Nürnberg
7 Stephanie Ofenböck 3 7 4 7 21 Nürnberg
15 Ingrida Radzeviciute 8 5 4 3 20 Leipzig
7 Nina Wörz 5 4 5 2 16 Leipzig
15 Kathrin Blacha 6 3 2 3 14 Nürnberg
18 Barbara Strass 1 6 4 2 13 Nürnberg
10 Lene Ege 5 1 4 3 13 Leverkusen
5 Tatjana Nykytenko 3 5 3 2 13 Trier