Liga verkleinern???

Es ist ja im Grunde schon alles gesagt, aber ich will es noch mal bekräftigen: Das Terminchaos hat nichts mit der Größe der Liga zu tun, sondern mit Schwächen in der Organisationsstruktur. Schaut euch zum Beispiel mal an, wie stark auch noch im Lauf der Saison immer wieder Spieltermine verlegt werden. Wer dieses Chaos bei 18 Vereinen anzettelt, wird nicht plötzlich eine 16-Vereine-Liga souverän organisieren...

Brand wehrt sich gegen Vorwürfe

Lemgo/München - Katerstimmung im deutschen Handball: Erstmals seit 1990 finden die drei Europapokal-Endspiele ohne Klubs aus der "stärksten Liga der Welt" statt.

Als letztes Team scheiterte am Samstag der TBV Lemgo im Halbfinale des Pokalsieger-Cups an Göteborg. Die Ostwestfalen verloren nach dem Spiel in Schweden auch das Rückspiel gegen Redbergslids (35:37, Hinspiel: 32:36).

Zuvor waren Magdeburg, Kiel (beide Champions League) sowie Flensburg, Essen und Nordhorn (alle EHF-Cup) auf europäischer Ebene gescheitert. Ein Debakel für den deutschen Handball, das den Gewinn der Silbermedaille bei der WM in Portugal verblassen lässt.

Holpert-Kritik

Fynn Holpert hat eine Ursache ausgemacht: die extrem hohe Belastung für die Nationalspieler.

Lemgos Manager geht mit der Terminplanung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und seines Bundestrainers Heiner Brand hart ins Gericht. Mitten in die Saison hatte der DHB zwei Länderspiele gegen Frankreich und Island gelegt.

Brand wehrt sich

In einem Gespräch mit Sport1.de kontert der Bundestrainer die Kritik. Brand fühlt sich zu Unrecht attackiert: "Ich bin doch nicht für den Rhythmus in Lemgo zuständig."

Dass sich Holpert über die Terminwahl beschwert, sei, so Brand, nicht nachvollziehbar: "Es ist seit Gründung der Bundesliga üblich, dass im Laufe einer Saison Länderspiele stattfinden. Damit müssen alle fertig werden. Schweden, Spanien - alle Nationalmannschaften bestreiten Länderspiele."

Deutsche Top-Klubs straucheln

Brand akzeptiert Holperts Aussagen nicht. Holpert sagte gegenüber Sport1: "Wir haben noch nicht wieder den Rhythmus wie vor der Länderspielpause im März gefunden."

Dennoch: Die deutschen Top-Klubs straucheln. Die Spieler scheinen mit ihren Kräften am Ende.

Drei Niederlagen in Serie

Drei Niederlagen, einmal in Eisenach und zweimal gegen Göteborg, kassierte Lemgo in Serie. Ein Lemgoer Quartett (Ramota, Baur, Kehrmann, Schwarzer) hatte in beiden Spielen das DHB-Trikot getragen. Gerade diese Leistungsträger im Spiel des TBV wirken jetzt - nach einer langen Saison - platt. Göteborg drückte aufs Tempo und hatte am Ende leichtes Spiel.

Aber nicht nur die Lemgoer, wegen seiner vielen Nationalspieler auch "TBV Deutschland" genannt, wirken am Ende der Saison ausgelaugt. Auch die anderen Top-Teams gehen am Stock.

Die SG Flensburg

Von Dänen-Power keine Spur. Beim VfL Gummersbach wirkte die Mannschaft von der Förde groggy. Spielmacher Joachim Boldsen war überfordert, da sein "Ersatz" Christian Berge verletzt fehlte.

SC Magdeburg

In Nordhorn wurde der SCM überrannt. Der Champions-League-Sieger 2002 ist kaum wiederzuerkennen. Der Sieg in Kiel kam völlig überraschend, aber logisch, denn...

Der THW Kiel

... der Meister strauchelt seit Wochen. Stars sind verletzt oder angeschlagen, das Team wirkt überspielt.

Dagegen machen gerade die Mannschaften, deren Stars nicht bei der WM im Einsatz waren oder die nicht von Länderspiel-Einsätzen geschlaucht sind, einen frischeren Eindruck. Essen ist in der Rückserie noch ungeschlagen (16:0 Punkte), Nordhorn oder Gummersbach greifen an.

Titelanwärter Lemgo hingegen zahlt den Preis für die Schwächeperiode. Eine sechsstellige Summe geht dem TBV durch das Europapokal-Aus durch die Lappen. Die Finals waren für die Preussag-Arena in Hannover geplant.

Zittern in Lemgo

Statt Europapokal-Euphorie also das große Zittern beim Tabellenführer: Reicht die Kraft für den Endspurt der Liga? Oder geht dem TBV wie im Vorjahr wieder die Puste aus?

Im Titelrennen spricht eigentlich alles für die Ostwestfalen. Doch nach den Pleiten gegen Göteborg scheint wieder alles offen.

Michael Schwartz/Uli Heichele

Also ich finde die belastung in dr Bundesliga nicht zu hoch.
Heutzutage sind in fast jedem Verein alle Positionen doppelt besetzt, wenn man das mit vor 15 Jahren vergleicht, da hat man mit 7 spielern fast die ganze Saison durchgespielt.
Oder man bezieht es auf andere Sportarten. Basketball(NBA) 90 Spiele, Eishockey, oder vor allem Radfahren die fahren 20000 bis 30000 km im Jahr.
Außerdem ist es in der Bundesliga für die meißten auch der Beruf. Als Handwerker muss ich auch 5 Tage die Woche harte körperliche Arbeit leisten und habe 3 mal in der Woche Training sowie am Wochenende ein Spiel. Wenn ich das dann mit Freundschaftsspielen zusammen zähle komme ich auch auf fast 40 Spiele. Und dann sollen Profihandballer eine zu hohe Belastung haben?
Ich lach mich gleich tod.

Was ich dabei auch nicht verstehe ist, dass so ein Training ja in puncto Anstrengung auch nicht ohne ist. Ich bin jedenfalls nach dem Training immer ziemlich k.o. - und ich stehe "bloß" im Tor.... Wenn man nun also meint, dass die Spiele so anstrengend sind, dann müsste doch zumindest die Möglichkeit bestehen, das durch eine andere Dosierung des Trainings auszugleichen. Oder würde man an einem Mittwoch vormittag noch das volle Trainings-Programm durchziehen, wenn am Mittwoch abend gespielt wird?
Das einzige, was ich noch ansatzweise einsehen würde, ist, dass den Spielern die Kilometer von Auswärtsfahrten in den Knochen stecken. Aber dann kann man genau so gut sagen, dass es ja auch hätte passieren können, dass statt zwei Vereinen aus der Nähe Teams aus viel größerer Entfernung in der Liga sein würden - und wenn man von Lemgo nach Lübbecke oder auch Gummersbach fährt, ist das nun wirklich nicht stressig. Ich halte jedenfalls - unabhängig von dem, was ich mir als Zuschauer wünsche, nämlich eine 18er-Liga - das Gerede für faule Ausreden.

Zitat

Original von eibar
Im Fußball haut es doch in ähnlicher Intensität auch hin. 18er-Liga, Champions League - Spieltage in Vor- und Zwischenrunde, UEFA-Cup, DFB-Pokal - und dort gibt es außerdem noch 2 Monate Winterpause. Die internationalen Termine kriegen sogar die Spanier in ihre 20er-Liga einigermaßen sauber eingefügt, dort sind die Spieltage fast nie schief. Muss doch irgendwie hinzukriegen sein...

Vergleiche mit dem Fußball hinken aber
- es gibt nur alle 4 Jahre eine WM
- an den OS nehemen die Spitzenfußballer der Ligen nicht teil
- es gibt keine Probleme, EC-Spiele wochentags auszutragen
- 2 Monate Winterpause ist zu machen, wenn man nicht 4 Monate Sommerpause macht!

Hi,

Zitat

Original von OnyxTVG
Bei den Machern von Lemgo ist jetzt das Geheule groß,

und ähnliche gegen Fynn Holpert gerichtete Mails:
ich halte Fynns Meinung für durchaus vertretbar. Ich hielt zunächst den Zeitpunkt für ungünstig gewählt (nach dem Ausscheiden aus dem Europapokal macht das einen schlechten Eindruck). Der Meinung bin ich nicht mehr, denn auf sport1.de stand:
***
Sport1: Allein in der Bundesliga sind 34 Spiele zu absolvieren. Ist die Liga einfach zu groß?

Holpert: Auch darüber kann man sprechen. Es tauchen immer wieder viele Fragen auf, wenn etwas schiefgegangen ist. Man muss das Ganze sehen. Wichtig ist, dass man Stück für Stück den Handball nach vorn bringt. Wir fangen gerade an mit der Strukturänderung. Wir können dann darüber nachdenken, die Liga auf 16 Mannschaften zu verkleinern. Auch die Zweiten Ligen sollte man dann eingleisig fahren. Diese Dinge wurden bereits angesprochen, und man darf sie nicht aus dem Fokus verlieren.
***
Also noch nicht mal "Wir müssen verkleinern", sondern "Wir können drüber nachdenken". Das ist für mich ein Riesenunterschied. Ausserdem halt auf Nachfrage (wobei ich mir da nicht sicher bin, Interviews werden etwas anders geführt als gedruckt wird...).

Zur Verkleinerung: ich fand den Vergleich zum Fussball (ich weiß nicht von wem) sehr schön, denn dann muss man IMHO den Gedanken konsequent weiter führen. Und in der Fußball-Bundesliga wird von den Europacup-Mannschaften auch immer wieder gejammert, dass es zu viel ist... In der Handball-Bundesliga ist die Zahl der Verletzten meinem Eindruck nach auch höher als noch vor 10 Jahren. Das spräche z.B. für die Verkürzung.

Auch der Vergleich mit dem normalen Handwerker (220 Tage 8 Stunden und dann noch Training und Spiele) hinkt IMHO, weil die Belastung in einem Bundesligaspiel schon höher ist als bei den Amateuren, Profis müssen mehr z.B. an den Bändern aushalten. Ausserdem wollen wir ja immer Spitzenleistungen sehen... je mehr spiele, desto mehr muß Kraft gespart werden, und dann sehen wir halt weniger gute Spiele...

Ich bin dennoch für eine 18er Liga. Ich halte es für weitaus besser, mal über den internationalen Kalender nachzudenken. Im Fußball gibt es eine WM und eine EM jeweils alle 4 Jahre, das reicht aus. Für den normalen Spieler dürfte die momentane Spielzahl nicht zuviel sein, nur für Nationalspieler.

Bis dann
Carsten

Als vor drei Jahren die Liga von 16 auf 18 aufgestockt wurde, fanden das alle gut. Dann kam ein Jahr später die Mammmutsaison mit 20 Vereinen (auch das nur deshalb, weil der DHB deutliche oerganisatorische Schwächen hat, die zu chaotischen Ergebnissen führten). Danach waren sich alle einig: 20 ist wirklich zu viel - obwohl es auch für jede Mannschaft zwei Heilspiele mehr (und damit deutliche Mehreinnahmen) brachte, aber 18 ist okay. Dabei sollte es auch bleiben!!!!!!

Zitat

Original von Bienchen
Interessant finde ich die eingleisige zweite Bundesliga wie beim Fußball! Das erschwert den Weg in die erste Liga und evt. wird dann dort vorselektiert was die Lizensquereleien betrifft!?!? Zudem tritt die zweite Liga dann mehr ins Rampenlicht und wird transparenter und einfacher zu präsentieren (im Rahmen der Berichterstattungen über die erste BuLi)...

Da kann ich Dir zustimmen.
Außerdem: Ich denke, eine eingleisige zweite Liga würde auch den großen Leistungsabstand zwischen 1. und 2. BL verringern. Die Aufsteiger hätten in der 1.BL dann bessere Chancen, würden sich schneller aklimatisieren. Und die Absteiger aus der 1.BL fallen etwas "weicher".

Nachteil: Die Reisekosten steigen!

Zitat

Original von Müllers Omar
Außerdem: Ich denke, eine eingleisige zweite Liga würde auch den großen Leistungsabstand zwischen 1. und 2. BL verringern. Die Aufsteiger hätten in der 1.BL dann bessere Chancen, würden sich schneller aklimatisieren. Und die Absteiger aus der 1.BL fallen etwas "weicher".

Da bin ich mir nicht so sicher. Der Abstieg könnte zu einem noch härteren Fall werden, weil wegen der leistungsstarken Konkurrenz ein Wiederaufstieg noch schwerer wird.

Zitat

Original von Bienchen

Aber diese leistungsstarke Konkurrenz macht es doch grade möglich, dass die Aufsteiger in die erste Liga nicht gleich wieder absteigen! Das Leistungsgefälle wird geringer und warum sollte der Wiederaufstieg einfach gemacht werden? Ist er momentan ja auch schon nicht, in der 2. BuLi Süd stehen Düsseldorf und Östringen an der Spitze - keine Absteiger der letzten Saison.

Das widerspricht nicht dem, was ich geschrieben habe. Bisher hat jeder Verein die Möglichkeit, einen Abstieg psychlogisch als Betriebsunfall abzuhaken - in Zukunft wäre es dann in jedem Fall eine Katastrophe.

Und wieso kommst du darauf, dass derzeit Aufsteiger in die erste Liga gleich wieder absteigen?

Zitat

Original von HSG-Wetzlar-Fan
Und wieso kommst du darauf, dass derzeit Aufsteiger in die erste Liga gleich wieder absteigen?

Letzte Saison sind von 2 Aufsteigern alle beiden gleich wieder abgestiegen. Diese Saison weiss man es noch nicht so genau, aber es kann gut sein, dass auch 2 Aufsteiger wieder absteigen...

Zitat

Original von Müllers Omar

Letzte Saison sind von 2 Aufsteigern alle beiden gleich wieder abgestiegen.

Göppingen ist noch drin!!!

Und in den Jahren davor hat es (ZUM GLÜCK!!!) auch nicht immer die Aufsteiger erwischt.

Zitat

Original von Bienchen
... und die HSG Nordhorn hat im ersten Jahr sogar den 4. Platz gemacht - aber man sieht ja wo das hinführt

Zurück zum Thema

Sie haben im ersten Jahr den 5. Platz gemacht!!!

Finde auch das die Liga mit 18 Vereinen genau richtig besetzt ist. Aber wenns nicht läuft muß man immer etwas suchen um von sich abzulenken

es gibt derzeit etwa 38 Wochenende in der lfd. Saison (Anfang Sep. - Ende Mai), davon gehen 4-5 durch WM/EM flöten. Aber selbst wenn dann noch DHB-Pokal und Euro-Pokal einkalkuliert müsste es doch machbar sein ..... dann wird am Anfang der Saison, wo die Knochen noch frisch sind, halt in englischen Wochen gespielt, um sich für die fortlaufende Saison Luft zu verschaffen.
Und in anderen Sportarten (vor allem in USA) wird wenig trainiert und viel gespielt, wodurch sich auch eine gute Abstimmung ergibt.

Alles in allem versteh ich das genöhle auch nicht. Die Vereine müssen nur mehr Druck auf den DHB ausüben, dass der vernünftige Rahmenbedingungen schafft. Aber anscheinend haben die Verine dazu keine Lust ........ aber so ist es immer in Deutschland: sich erst nicht kümmern wollen und hinterher nöhlen........... das NERVT!!!!