1 Jahr Corona - Ein Zwischenfazit

  • Es ist kaum zu glauben aber die Pandemie hält unsere Gesellschaft und auch unseren Handball jetzt schon 1 Jahr auf Trab. Die Liga läuft - sogar mehr oder weniger flüssig.

    Doch die Frage die sich mir stellt ist : Wie steht es um die Vereine? Am Anfang gab es ja von allen Seiten Befürchtungen, dass viele Vereine sterben könnten. Anschließend gab es von der Regierung den Hilfsfond und seitdem läuft es. Das hat zur Folge, dass es sensationellerweise nach 1 Jahr noch keine einzige Corona bedingte Insolvenz oder Vereinsauflösung gab (Wilhelmshaven in der 2. Liga hatte ja andere Gründe). Doch wie geht es weiter? Denkt ihr die Vereine werden weiterhin so gut durchkommen oder kommt das dicke bittere Ende noch? Fallen euch konkrete Vereine in der 1. Liga oder bei denen es eng werden könnte? Ich freue mich auf eine rege und sachliche Diskussion.

  • Es ist in der Tat erstaunlich, dass bisher kein Verein über den Jordan gegangen ist. Ich erinnere an HBL-Chef Frank Bohmann, welcher im letzten Jahr desöfteren medial sehr prägnant meinte, dass beispielsweise der Spielbetrieb bis Weihnachten bei allen Klubs gesichert sein, er darüber hinaus aber nicht schauen kann. Zu diesem Zeitpunkt ging man wohl noch mit Zuschauereinnahmen im Verlauf der Saison aus. Mitterlerweile ist bei vielen, wenn nicht den meisten, Vereinen der Kader für die kommende Saison festgeklopft worden. Von Herrn Bohmann war lange nichts zu lesen.

    Bis zum Saisonstart sind noch 5 lange Monate zu überstehen. Auch im September ist nicht unbedingt mit vollen Hallen zu rechnen. Scheint so als hätten die Vereine eine gesunde Sponsorenbasis. Man müsste letztlich auch mal den internationalen Vergleich ziehen. Mir ist nur Aarhus in der dänischen ersten Liga bekannt.Link

    Erstaunlich finde ich auch, dass einige Drittligsten ernsthaft eine Zweitligasaison in Angriff nehmen. (Hanau als Beispiel).

    Über die Gründe lässt sich trefflich sinnieren. Die finanziellen Einbußen scheinen die Spieler nicht in ernsthafte Bedrängnis zu bringen. Ich hätte gerade bei den Damen schon vermutet, dass sich gerade Spielerinnen, welche im Berufsleben stehen angesichts der Situation gegen den Sport entscheiden. Eine Tendenz ist aber wohl nicht auszumachen.

    Eine offener Punkt ist natürlich die Frage, ob es Vereine gibt, welche nach Vor-Coronaregeln schon technisch insolvent wären. Die Insolvenzgesetzgebung ist ja momentan ausser Kraft gesetzt. Sollte dies der Fall sein, ist natürlich mit Nachwirkungen zu rechnen. Wie lange man Schuldenberge vor sich herschieben muss wissen Klubs wie Minden oder Gummersbach beispielsweise sehr genau.
    Einen konkreten Bericht zur Lage habe ich nur von Fürstenfeldbruck in der SZ gelesen. Die bauen wohle Miese in Höhe von weit über 100 TEURO auf, bekommen keine Hilfsgelder UND haben keine Spielbetriebs GmbH. Ergo, da hängt der ganze Verein dran. Der Artikel ging nicht darauf ein, wie die Situation behoben wird. Kann ja letztlich nur die Hoffnung / das Vorhandensein eines oder mehrerer Privatgönner sein.

    Und um mal den Vergleich zu ziehen zu noch viel "krasseren" Fällen. Eishockey läuft auch weiter, sogar in der 2. Liga. Und die haben ganz andere Fixkosten.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (19. April 2021 um 16:38)

  • Das dicke Ende könnte eher in der Breite kommen, wenn in ein paar Jahren (oder früher) der Nachwuchs ausbleibt, da ja sämtliche Rekrutierungsmaßnahmen in Kindergärten und Schulen flachfallen. Das gilt wohl für den gesamten Sport und damit einhergehend auch mit gesundheitlichen Folgen. Auch ist für ein ganzes Jahr ja praktisch der gesamte Schwimmunterricht ausgefallen.

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010  (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

  • Wenn Bohmann sich hingestellt hätte und gesagt hätte „Wird schon irgendwie“ wäre ja kein müder Euro geflossen. Ich weiß nicht ob das Geld für manche Vereine wirklich elementar war, aber Bohmann hat es auf jeden Fall richtig gemacht.

    Das dicke Ende könnte eher in der Breite kommen, wenn in ein paar Jahren (oder früher) der Nachwuchs ausbleibt, da ja sämtliche Rekrutierungsmaßnahmen in Kindergärten und Schulen flachfallen. Das gilt wohl für den gesamten Sport und damit einhergehend auch mit gesundheitlichen Folgen. Auch ist für ein ganzes Jahr ja praktisch der gesamte Schwimmunterricht ausgefallen.


    Alles richtig, Dinge wie Mitgliederschwund und Schwimmenlernen waren aber auch vor Corona schon ein Problem. In Kommunen wo aufgrund mangelnder Kapazitäten sowieso kaum noch Schwimmunterricht stattfindet ist es leider fast schon relativ egal, wenn dieser flachfällt. Und es gab ohnehin schon genug Kinder, die außerhalb der Schule quasi nur E-Sport betrieben haben - sei es aus finanziellen oder was auch immer für Gründen (ohne jetzt mit der „Die Jugend von heute“-Keule kommen zu wollen, ich bin sicherlich selber einer der eher Jüngeren hier). Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Mitglieder Mitglieder bleiben und die ein oder andere Familie, die es sich leisten kann, jetzt merkt, dass nur zuhause sitzen doch nicht so toll ist und ihre Kinder nach der Pandemie in einem Sportverein anmeldet.

    Die Kraft in uns.

    2 Mal editiert, zuletzt von BHC06-JST (19. April 2021 um 17:11)

  • Auch ist für ein ganzes Jahr ja praktisch der gesamte Schwimmunterricht ausgefallen.

    Nicht nur der Schwimmunterricht. Nimm Schimm weg und es kommt so ziemlich hin.

    "Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. LAUT." (Coco Chanel)

    "Auge um Auge - und die ganze Welt wird blind sein" (Gandhi)

    "Der gößte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant" (Hoffmann von Fallersleben)

    AC/DC - House of Jazz

    Led Zeppelin - Black Dog

    Black Sabbath - Paranoid

  • Die Breitensportvereine brauchen alle Unterstützung, die möglich ist. Und noch mehr Engagement im Ehrenamt. Ich hoffe, dass die vielen Trainer, Betreuer, Fahrer, Vereinsorganisierer bei der Stange bleiben. Ich hatte vor einem Jahr die Hoffnung geäußert, dass es zu einem besseren Miteinander aller Beteiligten kommt. Zwischenzeitlich habe ich in den wenigen Wochen des Ligabetriebs leider eine andere, gegenteilige Erfahrung gemacht. Aber vielleicht und hoffentlich ein Einzelfall.

    Packen wirs an!

  • nach 1 jahr corona, haben alle vereine der hbl1
    vorbehaltlos die lizenz bekommen-
    in hbl2 nur der whv eine auflage zur liquiditätslücke (beseitigung mit fristvorgabe), rest auch ohne auflagen

  • nach 1 jahr corona, haben alle vereine der hbl1
    vorbehaltlos die lizenz bekommen-
    in hbl2 nur der whv eine auflage zur liquiditätslücke (beseitigung mit fristvorgabe), rest auch ohne auflagen

    Besonders in Aue finde ich das bemerkenswert nach allem was da passiert ist mit Betrug, Einbruch, Sponsor angesprungen und Vereinsauto angezündet.. Das zeigt glaube ich wie finanziell strapazierfähig so ein Verein heutzutage ist! Wilhelmshaven wird interessant da war ja auch dieser riesige Skandal der bis zur Insolvenz geführt hat. Wie schätzt ihr die Lage da ein?

    Ich hatte gestern die Möglichkeit mit einem Funktionär eines 3. Ligisten zu telefonieren und er meinte dass er die Wahrscheinlichkeit dass ein Verein aus finanziellen Gründen aufgelöst wird als relativ gering betrachtet. Er meint wenn in den nächsten Jahren ein Verein aufgelöst wird dann eher weil ihm die Mitglieder fehlen.

  • whv regelt sich von selbst, die steigen m.e. leider ab.

    vereine auflösen glaube ich kaum dran.....vereine sind i.a.r. gemeinnützig.
    wenn es die ein oder andere spielbetriebs- gmbh zerlegt, mag sein, aber dann auch eher aus der gesuchten chance,
    mit corona nach oben zu kommen und sich finanziell zu übernehmen.
    die vermeintlichen rettungsanker "sponsor" werden dann eben nicht so oft entscheidend mithelfen können.

  • Ansage von Karsten Günther, SCDHFK

    Verständlich vorgetragen und völlig nachvollziehbar. Einer der Verantwotung trägt, sich engagiert und Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt beim Versuch, seine Organisation am Leben zu erhalten und Mitarbeiter in Lohn und Brot zu bringen. Das Fazit nach über einem Jahr Pandemie: Deutschland einig Verhindererland. Bloß keine Chancen hier nutzen, Hauptsache wir können den Arsch Richtung Malle bewegen, um da rumzuliegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Zuschauer (21. Mai 2021 um 17:55)