Der Journalist Karlheinz Wagner nimmt im Kölner Stadtanzeiger kein Blatt vor dem Mund. Das DSF verhunze den Handball. Er begründet dies damit, dass der Lemgoer Tempohandball von den Kameras des DSF nur ungenügend abgebildet wird.
Hier der Kommentar von Karlheinz Wagner, der dem Tempohandball des TBV komplett verfallen zu sein scheint:
ZitatDas war mal eine Chance für den Handball in Deutschland: Der Auftritt der revolutionären Wundertiere des TBV Lemgo im Spitzenspiel der Bundesliga gegen die großartige, weil dänisch dominierte SG Flensburg. Praktisch also Bayern München gegen Borussia Dortmund, das Ganze live im Fernsehen zur besten Sendezeit auf DSF. Selten wohl hatte ein simples Liga-Spiel im Vorfeld eine größere Aufmerksamkeit erfahren, und selten wohl ist eine derartige Chance derart haarsträubend vertan worden. Das Spiel endete 35:31 für Lemgo. Gesehen hat man davon so gut wie nichts. Danke DSF.
Die augenblickliche Aufregung um den Handball speist sich hauptsächlich aus der Ahnung, dass im ostwestfälischen Lemgo eine Revolution dieser Sportart zelebriert wird. Die Zeitungen und Fachmagazine erläutern ihren Lesern seit Wochen, was da Staunenswertes passiert: permanentes Tempospiel, rasante Ballstafetten und allerhöchste Athletik. Das klingt nicht nach dem Handball, den kein Mensch mehr im Fernsehen hatte sehen wollen: endloses um den Kreis herumspielen, ewiges Klammern und brutale Ringkämpfe am Kreis. Das war öde und langweilig.
Von den Veränderungen des Spiels hat den Experten des DSF freilich niemand etwas verraten. Die Lemgoer Taktik besteht darin, dass sofort und unmittelbar nach einem Abschluss des Gegners - ob Tor oder kein Tor - ein Tempoangriff gespielt wird, bevor die Deckung des Gegners sich auch nur grob formiert haben kann. Davon war nichts zu sehen. Stattdessen wurden Wiederholungen gezeigt des Flensburger Torwurfs, Großaufnahmen des Werfers, des Lemgoer Torwarts, und der Reporter schilderte währenddessen all die Treffer des TBV, die in dieser Zeit gefallen waren. Das hatte mit Handball im Fernsehen nichts zu tun, das war Radio. Und das ist ungefähr so, als würde man beim Elfmeter im Fußball solange den Gefoulten in Großaufnahme zeigen, bis der Ball im Tor zappelt.
Was man aber zu sehen bekam, war - im Vorfeld der Partie - ein elend langes und komplett sinnloses Interview mit Fußball-Trainer Benno Möhlmann über die Perspektiven des Knaller-Vereins Arminia Bielefeld und schließlich all das, was man nie mehr sehen wollte: Offenbar rotgetrunkene Funktionärsmännchen, die nach zwei Sekunden Ballbesitz für den Gegner wie aufgezogene Springteufelchen „Zeitspiel! Zeitspiel!“ brüllen und - natürlich - das öde um den Kreis herumspielen. Denn wenn Lemgos erste und zweite Welle abgefangen wird, dann kehrt selbst dieses Wunderteam zum ordinären Schnappball-Stil zurück.
Es waren einige Handball-Funktionäre zu sehen in dieser Übertragung. Sie sahen nicht so aus wie Menschen, die zum DSF gehen und sagen: Ihr verhunzt unseren Sport. Deshalb sagen wir es: Hey DSF, Du verhunzt den Handball. Ach ja, und alles Gute zum 10. Geburtstag. Vielleicht lernst Du es ja noch.