Artikel aus der Neuen Ruhr Zeitung:
"Schorn bat zur roten Stunde
TUSEM / Kritische Nachbetrachtung des Großwallstadt-Spiels. Rückschritte ausgemacht. Mauertaktik des Trainer-Trios moniert.
Der ursprüngliche Spielplan sah für den morgigen Mittwoch die Begegung Kiel gegen Tusem vor. Die ist jedoch schon seit längerem auf den Februar verschoben und darüber kann der Essener Handball-Bundesligist in seiner jetzigen Verfassung wirklich nur froh sein. Keine Frage, dass der unvorteilhafte Auftritt der Revier-Handballer gegen den TV Großwallstadt am gestrigen Montag einer internen Nachbetrachtung unterzogen wurde. Tusem-Boss Klaus Schorn bat das Trio mit Trainer Juri Schewzow, Co-Trainer Kristof Schargy und sportlichem Leiter Hade Schmitz wie gewohnt zur sogenannten "roten Stunde" ins Bundesliga-Büro und machte seinem Ärger Luft.
Eigenwerbung gegen Großwallstadt verpasst
Besonders bedauerlich aus seiner Sicht: Der Tusem verpasste Eigenwerbung und das, wo er als einzige Mannschaft in NRW eine Spiel-Sondergenehmigung für den Totensonntag erwirkt hatte und immerhin vor der respektablen Kulisse von 3000 Zuschauern auflief. Was dem Publikum geboten wurde, hatte allerdings nur wenig mit Spitzen-Handball zu tun.
Von der souveränen Abwehr zu Beginn der Punkterunde und einem treffsicherern Rückraum keine Spur mehr. Rückschritte statt Weiterentwicklung. "Wir spielen eine halbe Klasse schlechter als im Vorjahr", schimpfte Schorn, der den Verein mit der Maßgabe in die Saison geschickt hatte, unter die Top Drei zu kommen. Um die Voraussetzungen dafür zu schafen, hatte sich der Revier-Klub auf Schlüsselpositionen verstärkt.
Doch nur in Teilbereichen sieht Schorn eine echte Verbesserung. "Ich bin allen Forderungen nachgekommen und habe sie finanziell möglich gemacht, was in der heutigen Zeit nicht einfach ist. Aber ich habe der Mannschaft und den Trainern immer wieder gesagt, dass ich dafür eine Rückkopplung verlange. Und die sehe ich im Augenblick nicht."
Verärgert zeigt sich der Abteilungsleiter vor allem darüber, dass er sich mannschaftsinterne Schwachstellen selber "erarbeiten" muss, um in der ihm eigenen Art eingreifen zu können. Die von ihm unterstellte "Mauertaktik" des aufeinander eingeschworenen Trios Schewzow/Schargy/Schmitz bringt Schorn immer heftiger auf. Er moniert, dass sich der Betreuerstab so wenig sagen lasse und sich als Schutzschild der Mannschaft begreift. "Mit Weichei-Gesprächen kommen wir nicht weit!"
Die Frage ist, ob ein harter Kurs jetzt den Weg aus dem Tief weist. Hade Schmitz hatte schon nach der Wallau-Partie bedauert, dass die Spieler "ohne Selbstvertrauen" agieren und sich absolut nicht wie eine Spitzenmannschaft darstellen. Für ihn lautet das Motto der kommenden Wochen: "Überleben!"
Überleben heißt das Gebot der Stunde
In der Zeit bis zum nächsten Sonntag, wenn die Essener zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ins Nordhorner Euregium müssen, ist einiges aufzuarbeiten. Die Dezember-Knaller gegen Lemgo (4.12.), in Barcelona (7.12.) und in Schwerin (11.12.) werden offenbaren, wie weit und wer der Tusem wirklich ist.
25.11.2002 SABINE HANNEN "
Naja, denke, dass sich das hoffentlich wieder legt, mit einem Sieg in Nordhorn würde man genügend Selbstvertrauen für die Aufgabe gegen Lemgo und gegen Barcelona wiederbekommen. Aber Schwerin ist auch nicht zu unterschätzen, das werden jetzt die Woche der Wahrheiten beim TUSEM, man kann im DHB- und Ehfpokal rausfliegen und in der Meisterschaft ggf. mit Niederlagen in Nordhorn und zu Hause gegen Lemgo entscheidend den Anschluss verlieren. Man wirds sehen...