Regelfrage - leeres Tor / klare Torgelegenheit

  • Während der Spielzeit (nicht in der letzten halben Minute!) befindet sich Mannschaft A in Unterzahl mit 6 Feldspielern (keiner mit Torwartleibchen) im Angriff und begeht dort einen technischen Fehler mit Folge FW für B. B14 will den FW ausführen, aber A22 behindert ihn, indem er einen halben Meter vor ihm den Hampelmann macht.
    Variante A: B14 führt den FW daraufhin nicht aus
    Variante B: B14 versucht, auf das leere Tor zu werfen, wird jedoch durch den vor ihm stehenden Gegenspieler A22 geblockt.
    Variante C: A22 macht nicht den Hampelmann, sondern macht den FW-Ausführenden B14 fest, so dass dieser sicher nicht ausführen kann.

    Was sind in den o.g. Fällen jeweils die Strafe und die Spielfortsetzung?

  • Variante A: Hier war der Freiwurf nicht ausgeführt, also muss er gemäß Regel 15:9 wiederholt werden (mit Angpfiff).
    Variante B: Hier kann es nur 7-Meter für B geben, wenn gemäß Regel 14:1 a) durch eine Regelwidrigkeit auf der gesamten Spielfläche seitens Spieler oder Mannschaftsoffiziellen der gegnerischen Mannschaft eine klaren Torgelegenheit vereitelt wird, ansonsten gibt es Freiwurf für B.
    Variante C: Genauso wie bei A gilt Regel 15:9 wegen Störung bei der Ausführung durch Nichteinhalten des Abstandes beim Freiwurfs. Alle drei Sachen sind unsportliches Verhalten, was nach 8:7 c) progressiv zu bestrafen ist.

  • Aus meiner Sicht stimme ich Funkruf bei A und C zu.
    Bei Punkt B gehe ich beim 7m nicht mit, aus meiner Sicht entspricht das keiner klaren Torgelegenheit. Für mich auch ein Abstandsvergehen, letzten 30 Sekunden gehe ich mit dem 7m mit, dann aber auch rot;).

    Ansonsten alle 3 Punkte sind progressiv zu bestrafen.

  • Ich bin mir da ehrlich gesagt auch nicht sicher. Ist wirklich jede Wurfgelegenheit auf das leere gegnerische Tor eine <b>klare</b> Torgelegenheit?
    Gefühlt nein, insbesondere wenn man bedenkt, dass es dann ja z.B. auch für eine weibliche C-Jugend gelten müsste.

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Natürlich kann nicht jede Wurfgelegenheit auf das leere gegnerische Tor eine klare Torgelegenheit sein. Ich habe einfach beide Möglichkeiten genannt und dabei vergessen, auf Erläuterung 6 hinzuweisen. Den der definiert, was eine "klare Torgelegenheit" ist, nachdem die Schiedsrichter zu urteilen haben. Und hier dürfte in Variante B Erläuterung 6 c) Anwendung finden. Die Schiedsrichter müssen also danach urteilen, ob hier eine "klare Torgelegenheit" zutrifft oder nicht. Das meinte ich damit.

    6 Mal editiert, zuletzt von Funkruf (25. Juli 2016 um 15:50)

  • Hier die Erläuterung dazu

    Nach Regel 14:1 handelt es sich um eine "klare Torgelegenheit", wenn
    a) ....
    b) ....

    c) ein Torwart seinen Torraum verlassen hat und ein Gegenspieler mit Ball- und Körperkontrolle eine klare und ungehinderte Gelegenheit zum Wurf des Balls ins leere Tor hat.

    Jetzt müsste man nur noch "klar und ungehindert" erläutern :D

  • Mit der von Funkruf vertretenen unterschiedlichen Spielfortsetzungen für Varianten A und B habe ich ein Problem. Das Vergehen ist aus meiner Sicht absolut identisch, nämlich eine Abstandsverletzung zum Zeitpunkt, als der FW noch nicht ausgeführt war. Deswegen kann es aus meiner Sicht in beiden Fällen nur FW geben. Genau genommen begeht der Blockende nach der FW-Ausführung ja keinen Fehler mehr, denn da darf er ja dann beliebig nahe ran!
    Mich interessiert auch die Art der Progression. Für A und B würde mit TW ja noch Verwarnung reichen, ändert sich daran was ohne TW? Variante C ist natürlich zwingend H.
    Dass wir uns nicht in der letzten halben Minute befinden, habe ich ja eingangs klar gemacht.

  • Ich bin trotzdem der Meinung das bei B ein 7-Meter sein muss. Den es ist ja eine klare Torgelegenheit, die sich ihm bietet. Und die will er nutzen. Der schuldige Spieler ist in diesem Zusammenhang gemäß 8:7 c) progressiv zu bestrafen. Es ist egal ob mit oder ohne TW. Ansonsten sei hier nochmal auf 15:9 hingewiesen:

    Zitat

    15:9 Abwehrspieler, die die Wurfausführung stören, indem sie z. B. eine nicht korrekte Position einnehmen oder diese vor der Wurfausführung verlassen, sind mit Ausnahme der Fälle der Regeln 14:8, 14:9, 15:4 Absatz 2 und 15:5 Absatz 3 zu bestrafen. Dies gilt unabhängig davon, ob diese Aktion vor oder während der Wurfausführung erfolgt (bevor der Ball die
    Hand des Werfers verlassen hat).Dabei ist ohne Belang, ob der Wurf anzupfeifen war oder nicht (8:7c, 16:1b und 16:3d).
    Ein Wurf, dessen Ausführung durch eine Regelwidrigkeit der anderen Mannschaft gestört wird, ist grundsätzlich zu wiederholen.

    Zitat

    8:7 Die unter a-f genannten Handlungen sind Beispiele für unsportliches Verhalten, das progressiv zu ahnden ist, beginnend mit einer Verwarnung (16:1b):
    [...]c) Verzögerung der Wurfausführung der gegnerischenMannschaft durch das Nichteinhalten des 3m-Abstands oder anderer Verhaltensweisen;[...]

    4 Mal editiert, zuletzt von Funkruf (29. Juli 2016 um 01:07)

  • Ich befürchte, dass Jürgen auf handballsr.de da etwas falsch aufgefasst hat, wenn er bei Variante 1 eine 7-Meter-Entscheidung einfordert. Schließlich ist ja bereits auf FW entschieden und dieser ist ja noch nicht ausgeführt. Eine Möglichkeit der Wurfumwandlung gibt es doch nur in den letzten 10 Sekunden.

  • Hm, bei Variante 1 wurde der Wurf doch ausgeführt, aber geblockt. Daher 7 Meter. Zumindest, wenn wir von Variante 1 auf Handballsr.de reden.


    Tatsächlich, die haben auf handballsr gemeinerweise meine ersten beiden Varianten vertauscht.

  • Wenn der Freiwurf noch nicht ausgeführt ist, kann es m.E. außerhalb der letzten 30 Sekunden nur Freiwurf geben!
    Und Progression natürlich.


    Schwierig wird es für mich bei dem Blocken des Freiwurfes aufs leere Tor durch einen Spieler, der den Abstand verletzt hat (hier Fall B).

    Hier muss man erstmal festhalten, dass dieser Fall regeltechnisch nichts mit den neuen Regeln zu tun.
    Klar ist der Fall jetzt wahrscheinlicher, aber er konnte bisher auch schon genauso auftreten - und die Regeln
    die hier maßgebend sind, haben sich diesbezüglich (außerhalb der letzten 30 Sekunden!) nicht verändert.

    Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für uns alle, dass wir das nicht klar beantworten können.
    Wie gesagt: Das hätte immer schon genauso vorkommen können, und ist es sicherlich auch schon zigmal.

    Ich schwanke da hin und her, ob Freiwurf oder 7-Meter.

    Die Frage ist: Kann ein formeller Wurf (regeltechnisch!!!) eine klare Torgelegenheit sein?

    Wenn das für einen Freiwurf gilt, muss das ja auch für einen Einwurf gelten.

    Und, wie gesagt, nicht nach neuen Regeln, sondern in den letzten Jahren auch schon.

    Ich habe das noch nie gesehen, dass es für einen regelwidrig geblockten Freiwurf oder Einwurf aufs leere Tor 7-Meter gab.
    Ihr?

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (30. Juli 2016 um 18:07)

  • Du sprichst mir aus der Seele, Rheinland-SR! Dass dieselbe Logik auch für Einwurf und ggf. sogar für den Anwurf gelten muss, ist mir auch aufgefallen.

    Wenn wir uns einig sind, dass es in den Varianten A und C nur mit Freiwurf weitergehen kann, weil der Wurf noch nicht ausgeführt ist, dann kann es in Variante B auch nur Freiwurf geben. Nicht nur deshalb, weil der Tatbestand der Abstandsverletzung ja nur vor der Freiwurfausführung regelwidrig ist, sondern auch weil das Verhindern (Festmachen) eines formellen Wurfs von jeher als die größere Unsportlichkeit gegenüber der reinen Behinderung (Abstandsverletzung) galt und daher mit einer zwingenden Hinausstellung geahndet wird. Es wäre daher aus meines Sicht ein ziemlicher Widerspruch zum Geist der Regeln (den man ja in den Handballregeln generell gut erkennen kann), beim Blocken auf 7-Meter zu entscheiden, beim Festmachen aber auf Freiwurf, oder?

  • Also Variante B ist für klar eine Vereitlung einer klaren Torgelegenheit, 1. ist kein TW im Torraum, 2. ist der Ball nach Wurfausführung zunächst im Spoel und wird 3. regelwidrig geblockt (Abstandsvergehen). da man davon ausgehen kann, dass ein Handballspieler das "leere Tor trifft" ist dies damit als 7m und progressiver Bestrafng zu werten. Dies ist für mich vergleichbar wenn ein Torwart im Spiel aber nicht in seinem Torraum gewesen wäre, z.B. um an der Bank zu trinken.... So jedenfalls wurde dies bei uns geschult.

  • Also Variante B ist für klar eine Vereitlung einer klaren Torgelegenheit, 1. ist kein TW im Torraum, 2. ist der Ball nach Wurfausführung zunächst im Spoel und wird 3. regelwidrig geblockt (Abstandsvergehen). da man davon ausgehen kann, dass ein Handballspieler das "leere Tor trifft" ist dies damit als 7m und progressiver Bestrafng zu werten. Dies ist für mich vergleichbar wenn ein Torwart im Spiel aber nicht in seinem Torraum gewesen wäre, z.B. um an der Bank zu trinken.... So jedenfalls wurde dies bei uns geschult.


    Ich muss zugeben, dass ich das ähnlich sehe, zumal der Schiedsrichter ja gehalten ist ein Abstandsvergehen (falsche Stellung) nicht zu abzupfeifen, wenn der ausführenden Mannschaft kein Nachteil entsteht (ggf. Progression nachher).

    Ich denke Variante B wäre auch lösbar
    1. Wurf abwarten, wenn er ins Tor geht -> Tor und ggf. nachträgliche Progression
    2. Wurf abwarten, wenn Wurf geblockt wird 7-Meter und Progression

    Klar sind ggf. die Besonderheiten der letzten 30 Sekunden zu beachten.