- Offizieller Beitrag
Lübbecker Kreiszeitung, 28.04.17
ZitatAlles anzeigenZwischen zwei Klassen
Handball: TuS N-Lübbecke hat schon fünf Erstliga-Aufstiege gefeiertMarc Schmedtlevin
Lübbecke(WB). Aufstiege und der TuS N-Lübbecke gehören einfach zusammen. Am Samstag soll beim TV Neuhausen die erneute Rückkehr in die 1. Bundesliga gelingen. Es wäre das sechste Kapitel der Aufstiegsgeschichten. Kein Profiklub in Deutschland hat so oft den Sprung in das Handball-Oberhaus geschafft.
Bei einem Blick in die Handball-Geschichtsbücher wird deutlich, dass der Begriff »Fahrstuhlmannschaft«, wie der TuS N-Lübbecke manchmal scherzhaft genannt wird, durchaus zutreffend ist. Allerdings noch nicht im Jahr 1976, als der damalige TuS Nettelstedt erstmals in Liga eins aufsteigt. Von da an folgten bis heute mehrere Höhen und Tiefen. Zu den Höhepunkten zählen neben den Titeln im Europapokal die Aufstiege aus den Jahren 1994, 2002, 2004 und 2009.
Die Aufstiegs-Chronologie:
1976: Der Aufstieg in die 1. Liga wird am 3. April besiegelt. Der TuS setzt sich mit einem 27:20-Erfolg in eigener Halle gegen Bayer Leverkusen durch. Mit diesem Team hatten sich die Nettelstedter ein Finale mit Hin- und Rückspiel geliefert. Der Sieger sollte allerdings schon nach dem ersten Duell im Rheinland, das die Gäste mit 25:14 gewinnen, feststehen. So schafft die Mannschaft mit Herbert Lübking den Durchmarsch von der Kreis- bis in die Bundesliga. Daraufhin gelingt dem Verein auch noch etwas historisches. Als Vierter der Nord-Staffel qualifiziert sich der TuS in der Saison 1976/77 für die neue eingleisige Bundesliga und sichert sich dort die erste Tabellenführung – wenn auch nur für zwei Spieltage.
1994: Dank eines 28:22-Heimsiegs am 14. Mai gegen den TV Emsdetten kehrt der TuS Nettelstedt in die Bundesliga zurück. Dieser Aufstieg mit einer Punktebilanz von 55:13 steht bereits nach dem vorletzten Spieltag der Saison fest. Die bestimmenden Spieler in der Mannschaft von Trainer Dr. Mariusz Czok sind Zbigniew »Binjo« Tluczynski und Ghenadij Chalepo. Größter Konkurrent im Kampf um den ersten Platz ist der Kreisrivale aus Minden. GWD landet mit zwei Minuspunkten mehr auf Platz zwei. Zlatko Feric fungiert damals als Co-Trainer. »Der Aufstieg war auch da etwas Besonderes. Vor allem sollte er eine rasante Entwicklung einläuten«, sagt der heutige Teammanager und spielt damit auf die City-Cup-Siege 1997 und 1998 an.
2002: Der Aufstiegskampf spitzt sich in dieser Saison zu. Am letzten Spieltag (11. Mai) treffen die beiden Topmannschaften der Liga i aufeinander. Der TuS, der erstmals unter dem Namen »N-Lübbecke« antritt, wird in dieser Partie seiner Favoritenrolle gerecht, besiegt den Wilhelmshavener HV daheim mit 29:20 und wird mit 66:6 Punkten Erster. Da die Plätze in der Halle nicht ausreichen, wird das Spiel in einem großen Zelt davor auf Videoleinwänden gezeigt. Überraschend kommt die damalige Rückkehr ins Oberhaus nicht. Allein schon wegen der Verpflichtung von Andrej Lavrov, dem damals erfolgreichsten Handballer der Welt, gilt der TuS von Beginn an als erster Anwärter auf den Aufstieg. Dieser Rolle wird das Team um Trainer Jörn-Uwe Lommel im Saisonendspurt gerecht.
2004: Mit einer personell völlig veränderten Mannschaft marschiert der TuS durch die Nordstaffel der 2. Liga. Bereits fünf Spieltage vor dem Saisonende (2. April) machen die Lübbecker mit einem 29:19-Sieg in Ahlen den sofortigen Wiederaufstieg perfekt. Am Ende der Saison steht eine Fabel-Bilanz mit 68:0 Punkten und einem Torverhältnis von plus 250. »TuS Nettelstedt: 68 – Zweite Liga: Null«, lautet der bei der Aufstiegsfeier regelmäßig wiederholte Schlachtruf. Einer der Torhüter im Team von Trainer Jens Pfänder ist der spätere Welttorwart Slawomir »Kasa« Szmal.
2009: Mit dem sofortigen Wiederaufstieg macht der TuS das bittere Saisonfinale von 2008 ein wenig vergessen. Minden hatte am letzten Spieltag in Flensburg gewonnen und Essen punktete gegen Melsungen. So rutschte der TuS am letzten Spieltag trotz eines Heimsiegs gegen Berlin auf den vorletzten Platz ab. »Das war sportlich einer der schmerzhaftesten Tage. Der Verlauf war fast unmöglich«, erinnert sich Zlatko Feric, der aber auch positive Folgen erkannt hat: »Es gab eine sehr emotionale Verabschiedung der Spieler und der Weg für weitere gute Jahre wurde geebnet.«
Die erneute Rückkehr in Liga eins steht fünf Spieltage vor dem Saisonende durch einen 35:23-Erfolg in Dessau fest. Auch hier ist die Bilanz hervorragend. Die Lübbecker um Trainer Patrik Liljestrand und Michal Jurecki, Artur Siodmiak und Nikola Blazicko verlieren nur ihr Hinspiel beim ASV Hamm (28:31), sodass 66:2 Punkte auf dem Konto stehen.