Richtig oder falsch ?

  • Folgende Situation habe ich am Wochenende erlebt : 7meter für Mannschaft A. Der geworfene Ball streift den Kopf von Torwart Mannschaft B . Der Ball geht ins Tor . Die Schiedsrichter entscheiden Tor für Mannschaft A und für den Schützen des 7meters die rote Karte wegen Kopftreffers.

    Ich frage mich : War die Entscheidung der SR richtig oder falsch '?

    Ein Fan ist ein Gefangener seiner Illusionen, er hat sich selber ins Gefängnis gebracht. Unentwegt hofft er auf die Meisterschaft, und deswegen ist er auf romantische Weise korrupt. Er lässt sich bestechen von den Momenten, die ihm die Träume wahr erscheinen lassen. - S. Willeke (Zitat aus einem Artikel d. "Zeit")

  • In meinen Augen hätte das Tor nicht gegeben werden dürfen. Wie kann aus einer Reglwidrigkeit der angreifenden Mannschaft ein Tor erzielt werden?


    Sieht man doch oft, dass ein Verteidiger trotz eines Tores mit einer gelben Karte oder 2 Minuten bestraft wird (Vorteil), z.B. Verteidiger stösst von hinten, Angreifer kriegt den Ball trotzdem noch irgendwie ins Tor. Tor zählt und der Verteidiger bekommt eine 2 Minutenstrafe.
    EDIT :
    Sorry falsch interpretiert. Der Angreifer hat ja in diesem Fall das Foul begangen. Also auch ich sehe es so, dass es mit einem Freistoss weitergehen muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Suomi (16. November 2015 um 09:19)

  • 9:1 Satz 1 IHR:

    Zitat

    Ein Tor ist erzielt, wenn der Ball die Torlinie vollständig überquert hat, sofern vor dem oder beim Wurf der Werfer, seine Mitspieler oder Offizielle sich nicht regelwidrig verhalten haben.

    (H. n. i. O.)

    15:2 Satz 1 IHR:

    Zitat

    Ein Wurf ist ausgeführt, wenn der Ball die Hand des Werfers verlassen hat.

    (H. n. i. O.)

    Somit ist das Tor erzielt und durch die SR anzuerkennen, da die Regelwidrigkeit nicht vor bzw. beim Wurf (dieser ist ausgeführt) geschehen ist, sondern vielmehr im Zusammenhang mit der Spielsituation (7-m). Der fehlbare Spieler ist gem. 16:6 b IHR i. v. m. 8:9 d IHR zu disqualifizieren.

    [EDIT: Dies ist eine mögliche, aber falsche Intepretation; die korrekte Interpretation steht unten]

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

    Einmal editiert, zuletzt von DonMaffa (19. November 2015 um 21:19)

  • wäre ja widersinnig.....
    und dort steht " beim wurf"
    wo steht denn dann, dass "beim wurf" nicht nach verlassen der hand des werfers sein kann...?
    ich sehe keinen widerspruch darin, dass "beim wurf" nicht auch nach ausführung sein kann,
    zumindest steht das nicht in deinen angeführten regeln....

    nach deinen ausführungen müsste ja auch ein tor vorliegen, wenn der aussen einen heber macht,
    nach verlassen des balles aus seiner hand den torwart absichtlich durch anspringen oder festhalten daran hindert
    einen abwehrversuch zu unternehmen...
    was gibts dann ? tor...und wie weiter ?

  • Ich muss gestehen, ich habe in der Tat auch gedacht, dass es hier kein Tor geben kann, sondern ein Freiwurf, weil ja eine Regelwidrigkeit nach 8:9 d) beim Angreifer vorliegt. Er wird dafür nach 16:6 b) mit der Roten Karte disqualifiziert. Die Disqualifikation ist ja auch unstrittig. Der Torwart hat den Kopf nicht Richtung Ball bewegt, sodass der Angreifer eine Regelwidrigkeit beging.

    Nun bin ich jedoch etwas irritiert. Zwar steht im Kommentar von 8:9 drin, dass der Angreifer beim Werfen die Verantwortung hat, Abwehrspieler oder Torwart beim Frei- oder 7-Meter-Wurf nicht zu gefährden, aber das gilt ja in diesem Sinne für die persönliche Strafe. DonMaffa hat hier 2 wichtige Regelpassagen genannt, die meine Zweifel auf meine Antwort verstärkt haben. Der Angreifer hat ja einen 7-Meter-Wurf ausgeführt. Was er ja darf. Wann ein Treffer erzielt ist, regelt Regel 9:1. Und da gibt es zwei Zeitpunkte, wo sich der Werfer, seine Mitspieler oder die Offiziellen nicht regelwidrig verhalten dürfen, damit der Treffer zählt. Und das ist vor dem Wurf und während des Wurfes. Vor dem Wurf dürfte eigentlich klar sein, da gemäß Regel 15:1 der Spieler vor der Ausführung des Wurfes die richtige Position eingenommen haben muss. Dabei muss er mit einen von beiden Füßen ohne Unterbrechung den Boden berühren. Der andere Fuß darf wiederholt vom Boden abgehoben und wieder hingesetzt werden. Er darf nur halt nicht die Freiwurf- oder 7-Meter-Linie berühren oder übertreten. Der Wurf wird freigegeben (hier durch Pfiff, da 7-Meter-Wurf) und der Angreifer wirft den Ball. Und solange der Ball die Hand des Werfers nicht verlassen hat, ist der Wurf nicht ausgeführt, wir befinden uns also immer noch beim Wurf. Wenn der Ball die Hand verlässt, ist der Wurf nach 15:2 ausgeführt. Der Ball ist nach dem Wurf auf den Weg zum Tor und trifft den Torwart am Kopf (hier streift er ihn, aber er hat getroffen) und geht dann ins Tor.

    Tja, anscheinend scheint der Spieler den Wurf regelgerecht ausgeführt zu haben, da er ja keine Regelwidrigkeit vor oder beim Wurf begangen hat. Der Treffer passierte nach dem Wurf. Daher gibt es in der Tat Tor und Anwurf. Das der Werfer trotzdem disqualifiziert wird, liegt daran das er hier den Torwart gefährdet hat, dass passierte jedoch nach dem Wurf in Zusammenhang mit dem 7-Meter. Da kann es nur eine persönliche Strafe geben. Aber trotzdem bin ich irgendwie mit der Spielfortsetzung nicht einverstanden, den warum soll hier eine Unsportlichkeit mit einem Tor "belohnt" werden? Da ist wohl irgendetwas im Regelwerk schief gelaufen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Funkruf (19. November 2015 um 22:13)

  • Meine Ausführungen haben sich ausschließlich auf die Ausführung formeller Würfe (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, 7-m-Wurf, Einwurf) bezogen.

    Aber, da es zu allem zwei Meinungen gibt, hier noch ein weiterer Ansatz (und damit die Revidierung meiner Aussage):
    13:1 IHR

    Zitat

    Grundsätzlich unterbrechen die Schiedsrichter das Spiel und lassen es durch einen Freiwurf für die andere Mannschaft wiederaufnehmen, wenn:
    a) die ballbesitzende Mannschaft eine Regelwidrigkeit begeht, die zum Verlust des Ballbesitzes führen muss (4:2-3, 4:5-6, 5:6-10, 6:5 Abs.1, 6:7b, 7:2-4, 7:7-8, 7:10, 7:11-12, 8:2, 8:7ff, 10:3, 11:4, 13:7, 14:4 bis 7 und 15:7 Absatz 3 und 15:8).

    Somit ist das Tor nicht erzielt und durch die SR nicht anzuerkennen, da eine Regelwidrigkeit geschehen ist, die zu einer Freiwurfentscheidung gem. 13:1 a IHR führen muss. Time-out ist zu geben (2:8 a IHR). Der fehlbare Spieler ist gem. 16:6 b IHR i. v. m. 8:9 d IHR zu disqualifizieren. Spielfortsetzung: Freiwurf mit Anpfiff für die andere Mannschaft an der 7-m-Linie gem. 13:6 IHR.

    (Nota bene: Die entsprechende Ergänzung "8:7ff" ist durch die IHF-Ergänzung 2012 in das Regelwerk gekommen, aber irgendwie nirgendwo in die Spielregeln eingepflegt).

    Sorry Funkruf für die Verwirrung. ?(

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Aha, das erklärt alles. Ich war schon wirklich irritiert, warum es da keinen Freiwurf geben wird. Aber ich finde bei 13:1 auch in der 2013er Verison nicht 8:7ff in der Aufzählung. Da heißt es:

    Zitat

    13:1 Grundsätzlich unterbrechen die Schiedsrichter das Spiel und lassen es durch einen Freiwurf für die andere Mannschaft wiederaufnehmen, wenn:
    a) die ballbesitzende Mannschaft eine Regelwidrigkeit begeht, die zum Verlust des Ballbesitzes führen muss (4:2-3, 4:5-6, 5:6-10, 6:5 Abs.1, 6:7b, 7:2-4, 7:7-8, 7:10, 7:11-12, 8:2, 10:3, 11:4, 13:7, 14:4-7 und 15:7 Absatz 3 und 15:8).

    Hast du diese IHF-Ergänzung irgendwo? Das ist wirklich merkwürdig, warum das nicht in den Regeln eingepflegt wird.

  • 0_0_IHF-PublicationDfinal-ALL.pdf

    Seite 5, vorletzter Absatz ("Ergänzende Regelverweise in den Regeln 13:1a und 13:1b")

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich hätte da auch noch eine Frage.

    Mannschaft A in Unterzahl wechselt den Torhüter gegen einen weiteren Feldspieler (mit Leibchen) aus, im Angriff wird der Ball verworfen. Mannschaft B spielt schnell nach vorne. Mannschaft A wechselt den "normalen" Torhüter wieder ein u d begeht dabei einen Wechselfehler. Spiel wird nicht unterbrochen und Mannschaft B wirft den Ball in das (noch) leere Tor.

    Die Schiris haben auf Tor und 2 min Strafe entschieden. Allerdings mit Spielfortsetzung Freiwurf für Mannschaft B an der Mittellinie. Wäre hier nicht Anspiel richtig gewesen ?

  • Ich hätte da auch noch eine Frage.

    Mannschaft A in Unterzahl wechselt den Torhüter gegen einen weiteren Feldspieler (mit Leibchen) aus, im Angriff wird der Ball verworfen. Mannschaft B spielt schnell nach vorne. Mannschaft A wechselt den "normalen" Torhüter wieder ein u d begeht dabei einen Wechselfehler. Spiel wird nicht unterbrochen und Mannschaft B wirft den Ball in das (noch) leere Tor.

    Die Schiris haben auf Tor und 2 min Strafe entschieden. Allerdings mit Spielfortsetzung Freiwurf für Mannschaft B an der Mittellinie. Wäre hier nicht Anspiel richtig gewesen ?


    Doch, sicher. Wenn der Tor anerkannt wird (was in dieser Situation, im Gegenteil von der anderen, richtig ist), dann muss Anwurf kommen.

  • ich hätte noch die frage, wann ist der wechselfehler bemerkt worden ?
    wenn er tatsächlich erst in dem moment bemerkt worden ist wo das tor gefallen war-
    was ja durchaus in der ganz knappen zeitfolge möglich ist-
    dann wäre ja alles richtig finde ich...tor zählt sowieso....nächster verstoss durch mannschaft a durch wechselfehler-
    also dann freiwurf für b und nochmals 2 min. für mannschaft a

    wenn der wechselfehler tatsächlich vorher bemerkt worden ist, müsste ja aus den statuten hervorgehen, dass die
    priorität auf der wertung des tores liegt (um nicht etwaige "störungen" die dagegen gerichtet sind aufzuwerten)
    und danach der "niedrigere" verstoss des wechselfehlers geahndet werden muss - auch dann wäre tor-2min-freiwurf richtig.....

  • Nein, das stimmt so nicht. Bei einem Wechselfehler hat der Zeitnehmer
    sofort zu pfeiffen und die Uhr anzuhalten. Es gibt hier keine
    Vorteilsregel. Insoweit lässt sich die Ausgangsfrage auch nur
    beantworten, wenn mann weiß, wann das Kampfgericht den Wechselfehler
    bemerkt und gepfiffen hat.

    • Offizieller Beitrag

    Nach meiner Wahrnehmung erfolgte der Wechselfehler vor dem erfolgreichen Torwurf. Der Pfiff des Zeitnehmers aber nachdem der Ball im Tor war.

    Was mich irritiert: Bei einem Foul läuft der Vorteil weiter, erforderliche 2 min kommen hinterher und das Spiel wird mit Anwurf fortgesetzt. Weshalb hier eventuell ein Unterschied

  • Wenn dem so ist, hat der Zeitnehmer nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gearbeitet. Lösungsvorschlag aus meiner Sicht: Rücksprache mit den Schiedsrichtern wann der Wechselfehler begangen wurde, Rücknahme des Tores, 2-Mnuten gegen Mannschaft A, Freiwurf bzw. 7-Meter für Mannschaft B.

    Zum Vorteil: Das Kampfgericht hat keine Befugnis einen Vorteil laufen zu lassen. Wenn es einen Wechselfehler bemerkt, ist sofort zu pfeiffen. Sonst wäre ja gerade in unteren Ligen, wo das KG vom Heimverein gestellt wird, Tür und Tor für Einflussnahme geöffnet.

  • Hier dürfte eigentlich Erläuterung 7 am besten aufklären:

    Zitat

    Erläuterung 7: Eingreifen durch den Zeitnehmer (oder einen Delegierten) (18:1)

    Greift der Zeitnehmer oder ein Delegierter ein, wenn das Spiel bereits unterbrochen ist, wird es mit dem der Situation entsprechenden Wurf wieder aufgenommen. Unterbricht der Zeitnehmer oder ein Delegierter das laufende Spiel, gelten die folgenden Bestimmungen:

    A. Wechselfehler oder regelwidriges Eintreten eines Spielers (Regel 4:2-3, 5-6)
    Der Zeitnehmer (oder Delegierte) muss das Spiel ohne Rücksicht auf die Vorteilsregel 13:2 und 14:2 umgehend unterbrechen. Wenn wegen einer solchen Unterbrechung aufgrund einer Regelwidrigkeit der abwehrenden Mannschaft eine klare Torgelegenheit vereitelt wird, muss gemäß Regel 14:1a auf 7-m-Wurf entschieden werden. In allen andern Fällen wird das Spiel mit Freiwurf wieder aufgenommen.
    Der fehlbare Spieler wird gemäß Regel 16:3a bestraft. Betritt jedoch ein zusätzlicher Spieler entsprechend Regel 4:6 während einer klaren Torgelegenheit die Spielfläche, ist der Spieler entsprechend Regel 16:6b in Verbindung mit Regel 8:10b zu bestrafen.

    Indem Moment, wo vom Zeitnehmer oder Delegierten das Signal wegen dem Wechselfehler kommt, ist das laufende Spiel unterbrochen. Das Signal ist ohne Verzögerung zu geben. Es ist vollkommen egal, ob die Mannschaft eine Torchance hat oder nicht, es muss sofort unterbrochen werden. Das Spiel wird ja dann mit der jeweiligen Spielfortsetzung wieder aufgenommen.

    Pfeift der Zeitnehmer oder Delegierte, wenn der Ball nicht mehr im Spiel ist, wird das Spiel mit der jeweiligen Spielfortsetzung wieder aufgenommen, die zur Unterbrechung geführt hat. .

    2 Mal editiert, zuletzt von Funkruf (21. November 2015 um 22:30)