DHB-Pokal, 1/4-Finale: Rhein-Neckar-Löwen - MT Melsungen

  • Also allein aus den Diskussionen hier und auch gestern aus den Reaktionen des Kommentatorenteams und der Melsungener, bin ich mir nicht so sicher ob die Existenz der Regel bzw. ihre Anwendung in diesem Fall "generell bekannt" war. Ich glaube dann doch die allermeisten haben das so verstanden wie es formuliert ist, grobes Foul/an der Mitte halten/Verhinderung einer Torchance usw.

    Von 5 Sekunden Abwurf am eigenen Kreis auf 3 Sekunden zu verzögern, scheint mir wirklich etwas anderes zu sein. Wie hier angesprochen wurde, ist das zustandekommen einer Torchance in so kurzer Zeit fragwürdig. Nimmt man das konsequent und wörtlich, bedeutet das für mich dann zukünftig das es in den letzten 30 Sekunden ein körperloses Spiel geben muss, denn auch ein einfaches Foul aus einer 6-0 heraus verzögert dann ja das Spiel entscheidend.

    Ich dachte die Regel war so gedacht wie ich sie beschrieben habe. Gestern habe ich dann neues dazu erfahren und in dieser Interpretation halte ich es für fragwürdig. Es ist für mich nicht die Intention der neuen Regel unabhängig davon ob sie sonst sinnvoll ist oder nicht. Es liegt dann nämlich im Ermessen der Schiedsrichter ein Spiel komplett zu entscheiden. Daran wird man sich auch kaum gewöhnen bei solchen 1-Tore Spielen, weil eine Mannschaft sich dabei immer um den Erfolg gebracht sehen wird.

    Es geht doch hier um eine klar definierte Situation (Ball NICHT im Spiel) mit klar definierter Konsequenz. Verhinderst oder verzögerst du in den letzten dreißig Sekunden einen FORMELLEN Wurf bedeutet das eine persönliche Strafe für dich und Spielfortsetzung mit 7-Meter-Wurf.
    Da gibt es kein Ermessen.

  • Unabhängig von der juristischen Beurteilung kann ich mich der Forderung einiger Forenmitglieder nach einem Wiederholungsspiel nicht anschließen:

    1. Schneiders Verhalten war grob unsportlich. Da muss man halt auch die Konsequenz tragen. Das Rumgeheule ist hier nicht angebracht.

    2. Hätte es Verlängerung gegeben, wäre Melsungen mit doppelter Unterzahl für die ersten zwei Minuten gewesen. Die Löwen wären im klaren Vorteil gewesen. Ohne Schneider sieht es im Spielaufbau der Melsunger ohnehin schwach aus.

    3. Der Terminkalender der Löwen ist voll. Sie müssen zusätzlich zur Bundesliga noch in der CL ran. Für Melsungen wäre ein zusätzliches Spiel schön, aber die Löwen hätten nichts davon.

    4. Das Final Four muss für die Teams und Fans planbar sein. Wäre das Wiederholungsspiel erst nach der EM, wäre die Zeit zu kurz.

    5. Ich habe gestern nach dem Spiel mein Zimmer in Hamburg schon gebucht. :)

  • Machen wir doch aus den Final Four einfach die Final Five :) ...einen gescheiten Modus muss man sich noch überlegen, aber die kompetenten Experten bei der HBL kriegen das sicher hin :D ...wenn eine HBL mit 19 Vereinen geht, dann geht auch ein Pokalevent mit 5

  • Zitat

    Unabhängig vom für mich klar vorhandenen Regelverstoß:

    Ich war geschockt über die Regelauslegung durch die Schiris, denn diese muss nicht so ausgelegt werden...das waren 2 Minuten und mehr nicht! Genau bei der Auslegung dieser Regelung braucht es Fingerspitzengefühl, die haben die Schiris gänzlich vermissen lassen!

    Mal sehen wie Du reagierst wenn das vergleichbar gehen die HSG ausgelegt wird und ihr dadurch ein Spiel verliert, vielleicht verstehst Du dann dieses "Affentheater" :wall:


    Natürlich muss die Regel so und nicht anders ausgelegt werden, zumindest in der BuLi. Im DHB-POKAL hätte es Rot m. Bericht geben müssen und den gepfiffenen Wurf. Regel 8.10 lässt keinen Spielraum zu und das ist gut so.

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    Einmal editiert, zuletzt von BB2808 (17. Dezember 2015 um 15:09)

  • Seien wir doch alle mal ehrlich:
    KEINER von UNS hatte "vor dem gesterigen Tag" diesen unterschiedlichen Geltungsbereich zwischen Bundesliga einersits und Pokal andererseits auf dem Schirm.

    Die Einzigen, die es "verpflichtend" hätten wissen müssen, wäre das Schiedsrichtergespann UND noch zwingender die Spiel-Leitung mit Torsten Zacharias gewesen.
    Gerade er hätte in der Unterbrechung nach der 2 min. Strafe gegen Tim Schneider und "vor" Ausführung des 7m die Schiedsrichter auf diesen Umstand hinweisen müssen.
    Dann wäre es ggf. mit ROT incl. Bericht für Schneider und Abwurf weitergegangen.

    Es wäre schön, wenn Torsten Zacharias (der ja auch hier im Forum vertreten ist) offen mal erklären könnte, ob es hierbei um eine versäumte Schulungsunterlassung seitens der DHB-Schiedsrichter-Ausbildung gehandelt hat und ob er tatsächlich nichts von der Unterscheidung zwischen Buli - und DHB-Pokal wußte ?

    Im Endresultat sehe ich ein WIEDERHOLUNGSSPIEL als zwingend notwendig an, denn alles Andere wäre eine absolute Blamage für den DHB und die HBL bzw. für die Wertigkeit ihrer eigenen Durchführungsbestimmungen.

    Grundsätzlich - und mit diesem Spiel als Beispiel - kann man sicherlich diskutieren, ob diese "Regel in der Erprobungsphase" sinnvoll ist und insbesondere durrch die mögliche Entscheidung der Bestrafung mit einem 7 m noch zu der IDENTITÄT von HANDBALL als Sportart gehört.

    Ich denke in vielen bisher aufgetretenen Fällen und vielen noch folgenden Situationen gibt man den Schiedsrichtern eine MACHT Entscheidungen zu fällen, die immer extrem kontrovers im Nachhinein diskutiert werden und damit die Schiedsrichter selbst zum "BUHMANN" werden lassen, egal wie sie sich in dem Moment entscheiden.
    Stellt Euch mal vor, eine solche Entscheidung bei Gleichstand fällt in einem Spiel zwischen Flensburg - und Kiel, wo es um nicht anderes geht als die Meisterschaft - oder in einem Spiel zwischen Balingen - und Eisenach um den Verbleib in der 1. Liga ?

    In solchen SPIELEN wie auch gestern, geht es ja auch um hohe kommerzielle Interessen (Final4-Teilnahme) und ebenso ist logischer Weise auch eine hohe Emotionalität dabei (was ja unseren Handball-Sport ja irgendwie auch auszeichnet)

    Außerdem denke ich, daß diese Regel von den meisten Schiedsrichtern, wenn überhaupt nur für die HEIM-MANNSCHAFT gegeben werden würde und bei so einem ausgeglichenen Spielstand nie und nimmer für die Auswärtsmannschaft.
    Ich unterstelle die gleiche Entscheidung pro RNL hätten die Schiedsrichter niemals getroffen, wenn das Spiel in Kassel, Kiel oder Flensburg gewesen wäre !

  • Seien wir doch alle mal ehrlich:
    KEINER von UNS hatte "vor dem gesterigen Tag" diesen unterschiedlichen Geltungsbereich zwischen Bundesliga einersits und Pokal andererseits auf dem Schirm.


    Es war von Anfang an deutlich — auch im Forum — dass die Regel im Pokal nicht gilt: Regelerprobung in den Bundesligen - Siebenmeter statt DQ+Bericht

    »Wenn ich Ihnen die Frage gestellt hätte, und Sie wären ich, dann würden Sie auch die Frage nicht so beantworten, wie Ihre Frage tendenziell vermuten lässt, dass Sie gern hätten, dass ich sie beantworten würde.« - Jean-Claude Juncker


  • Vollste Zustimmung. Die Problematik mit der Heimkulisse im Rücken in Bezug auf die Anwendung dieser Regel muss gestellt werden. Ob durch diese Regel letztlich im Sinne des Handballsports und der Fairness gehandelt wird, wage ich entsprechend zu bezweifeln und schließe mich dir und Paul Jonas dahingehend an.

    100% Leidenschaft - SG Flensburg Handewitt! Und aus alter Verbundenheit treu dem TBV Lemgo!

  • Arcosh: Nein, denn die unteren Ligen werden doch nicht von der HBL veranstaltet...die HBL veranstaltet aber nunmal den DHB Pokal.....es kann doch nicht sein, dass es bei ein und dem selben Veranstalter unterschiedliche Regeln gibt


    Was machst Du dann mit einem Drittligisten, der im Pokal spielt? Was gilt für den? Die Ligaregel oder die Pokalregel?


  • Richtig, ein Profi versucht immer im Grenzbereich zu agieren. Ein Amateur pfeffert den Ball meterweit weg.

    Ich bin der Meinung, dass Schneider hier zu offensichtlich den Ball deutlich nach dem Abpfiff aufnimmt und ihn danach schön mit einem kleinen Dreher aus der Hand garniert Richtung Mittellinie abtropfen lässt,...


    ...und das darf er nicht??? Ihn aus dem Handgelenk nach unten fallen lassen? Und wenn er ihn fallen lässt, muss er dann dafür Sorge tragen, dass er nicht wegrollt? Je mehr man sich mit den Regeln beschäftigt, umso koplexer wird der Sachverhalt.

  • Das ist genau der Punkt, den ich provozieren wollte. Ich dachte auch immer, er hätte ihn sofort niederzulegen. In der regel steht aber:

    Zitat

    Wenn eine Freiwurf-Entscheidung gegen die Mannschaft gegeben wird, die beim Pfiff des Schiedsrichters in Ballbesitz ist, muss der Spieler, der den Ball zu diesem Zeitpunkt hat, diesen umgehend an der Stelle auf den Boden fallen lassen oder niederlegen, sodass er spielbar ist.


    Schneider hat ihn fallen lassen. Das ist regelkonform. Ob er ihn hätte aufnehmen dürfen...hhhhm. Da könnte man ihm zugute halten, dass er von Freiwurf für MT ausging. Das hätte er nach dem Kontakt von Guardiola im Kreis auch tun dürfen. Es wird in der Beurteilung der Situation immer schwieriger.
    Und dann steht da auch noch "umgehend", nicht "sofort". Das könnte man auch ggf. bedeutungsgleich auslegen. Naja...

  • Na ja, sind natürlich auch Argumente aus dem Bauch. Ich kann mich nicht damit anfreunden, dass ein Spiel wiederholt wird, obwohl Schiedsrichtergespann und Zeitnehmertisch sich einig waren. Wenn ich von einem Spiel gehe will ich mich freuen oder ärgern. Das soll nicht von einem Gericht entschieden werden. Wenn ich auch noch an das Theater mit dem HSV und Balingen denke, oder an die Insolvenz des HSV, wird mir schlecht. Für mich lebt Handball von den Emotionen während des Spiels, und nicht von Gerichtsentscheidungen.

  • Es heißt doch "sodass er (der Ball) spielbar ist". Wenn der Ball wegrollt ist es nicht sofort spielbar, da der Freiwurf an einer anderen Stelle ausgeführt werden muss.


    Das muss er so oder so, da der Spieler ja nicht verpflichtet ist den Ball dorthin zu tragen, wo der Freiwurf ausgeführt werden muss und mit spielbar ist wohl eher gemeint, dass er ihn nicht einklemmen, sich drauflegen oder sonstwie blockieren darf. Das trifft im vorliegenden Fall nicht zu. Der Ball ist frei. Wenn man die Möglichkeit "fallen lassen" einräumt, kann man wohl nicht davon ausgehen, dass der Ball still liegen bleibt. Von "sofort spielbar" steht in der Regel übrigens auch nichts.

  • Schneider hat den Ball erst nach 2-3 Schritten in Richtung eigenes Tor frei gegeben und dadurch die Ausführung des Abwurfs verzögert. Da ist zunächst "Rot" die richtige Entscheidung. Ob mit oder ohne Bericht oder letzte Minute oder letzte 30 Sekunden hätte deshalb für dieses Spiel keine Auswirkungen mehr gehabt.

    Die Entscheidung auf 7m hingegen war offensichtlich falsch, da die neue Regel nur für Bundesliga- und Super-Cup-Spiele gilt, nicht aber für den DHB-Pokal.
    Das Schiedsgericht wird sich damit zu beschäftigen haben, ob diese fehlerhafte Entscheidung auf 7-Meter zu einer Spielwiederholung führt. Wäre die fehlerhafte Entscheidung nicht ausgerechnet in den Schlusssekunden gefallen, hätte sich alle in der Halle zwar auch erstmal eine Runde aufgeregt, niemand würde aber ernsthaft über eine Spielwiederholung nachdenken.

    Wie auch immer - das Schiedsgericht wird entscheiden. Und wenn das Spiel wiederholt wird, können wir uns auf ein weiteres Spiel voller Spannung freuen.

    Einmal editiert, zuletzt von fritzi13c (17. Dezember 2015 um 16:25)