Griechenland und die Auswirkungen auf die deutsche Innenpolitik

  • Da im Untertitel dieses Forums auch explizit steht, dass man Weltpolitik diskutieren kann, stelle ich mal eine kleine Umfrage in den Raum. Wie seht ihr, werden die deutschen Parteien aus der Griechenlandkrise rauskommen. Dabei ist klar, dass das Thema morgen nicht abgeschlossen sein wird und sich bis zur nächsten Bundestagswahl hinzieht. Aber spätestens seit gestern Nacht ist es Zeit für ein Zwischenfazit. Meine Sicht der Dinge mit Blick auf die SpitzenkandidatInnen.

    Siggi Pop und die SPD
    Steht aktuell ganz klar im Regen. Siggi Pop ist mit seinem vor- und zurückrudern innerhalb von ein paar Stunden beim Thema 5-Jahres-Ausscheiden am meisten demontiert worden bzw. hat sich selbst demontiert. Ich glaube mit der Aktion ist klar, dass Gabriel nicht Kanzlerkandidat wird und die SPD schon jetzt überlegen muss, wen sie an die Front schickt. Vielleicht wird die Welle gegen Gabriel so groß, dass er den Vorsitz abgeben muss und damit auch die GroKo wackelt.

    Angie und Schäuble
    Angie steht in der Tat vor einer ihrer wichtigsten politischen Entscheidungen. In der Wählergunst macht sich Schäuble harte Haltung gut. Wenn jetzt ein Keil zwischen sie und Schäuble gerät kann es eng werden. Mein Gefühl sagt mir aber, dass die CDU keinen Plan B hat und Angie oben bleibt.

    Gysi und die Linke

    Gregor Gysi ist aktuell der absolute Gewinner. Mit seiner fulminanten Bundestagsrede und vor allem der Rede von 1994, wo er genau die Folgen der Währungsunion vorhergesagt hat, (kursiert über Youtube in den Medien) dürfte bei den gemäßigten Linken viel Anklang bringen. Dumm nur, dass er seinen Rückzug angekündigt hat. Kipping und Riexinger machen einen ganz guten Eindruck, zumindest im Vergleich zum Vorgängerduo Gesine Lötzsch und Porsche-Klaus. Die sollten tendenziell profitieren. Allerdings ist die Frage ob Sarah Wagenknecht nicht alles wieder kaputt macht. Und so richtige Alternativen in der Langfristplanung zum Thema Griechenland haben die auch nicht im Köcher.

    die Grünen

    Da ist mir nur Simone Peter in einem längeren Interview aufgefallen. Die macht einen wohl strukturierten Eindruck und gefällt mir in der Aussendarstellung richtig gut. Allerdings werden die Grünen unabhängig vom Führungsspersonal als Verlierer aus der Problematik gehen. Ganz einfach weil ein Großteil des Grünenklientels bürgerlich angehaucht ist und Angst hat um ihr Geld.

    Die FDP

    kann eigentlich nur gewinnen. Zumal Christian Lindner clevererweise eine Woche vor Schäuble schon den 5-Jahresausstieg aufs Tableau gebracht hat. Der wird zwar so nie kommen und ist ne Nebelkerze, aber immerhin kann er sich hinstellen und sagen "ich habs ja immer gesagt".

    AfD

    Zerlegt sich weiter selbst und hat offenbar nicht mehr das politische Personal, um in die Debatte einigermaßen rational einzugreifen. Wobei Frauke Petry schon ein interessanter Neuzugang auf der politischen Bühne ist. Könnte eine Art deutsche Marine Le Pen werden. Ich kann mir aktuell jedoch nicht vorstellen, dass es die AfD in den Bundestag schafft. Wird vermutlich ein ostdeutschen Phänomen werden.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (13. Juli 2015 um 06:12)

  • N24-Sondersendung zu Griechenland Krisengipfel mit den Euroländer-Chefs
    Live - N24.de


    09:23 Uhr: Merkel: Papier ist geduldig

    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Einigung im Griechenland-Streit begrüßt. Gleichzeitig stellte sie klar: "Papier ist geduldig". Noch müssten die Vereinbarungen umgesetzt und Vertrauen durch die griechische Regierung wieder aufgebaut werden.
    09:21 Uhr: Privatisierungsfonds kommt

    Ein Schlüsselproblem sei die Vertrauensfrage gewesen, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auf einer Pressekonferenz. Am Ende habe man sich auf einen griechischen Privatisierungsfonds mit einem Umfang von 50 Milliarden Euro geeinigt, gegen den sich der griechische Premier Alexis Tsipras zuvor hartnäckig gewehrt hatte. In den Privatisierungsfonds sollen staatliche Vermögenswerte übertragen werden. Das Geld soll zur Rekapitalisierung der griechischen Banken eingesetzt werden - dazu sind 25 Milliarden eingeplant. Das übrige Geld werde zu 50 Prozent zur Schuldentilgung eingesetzt, über die verbliebenen 50 Prozent könne Griechenland selbst verfügen.
    09:10 Uhr: Entscheidungen sollen noch diese Woche fallen

    Das griechische Parlament wird nach den Worten von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem bis Mittwoch dem gesamten Paket zustimmen. Die Eurogruppe könne dann am Mittwoch eine Telefonkonferenz abhalten, die nationalen Parlamente im Anschluss ihre Abstimmungen halten. Nach Zustimmung auch anderer Parlamente in der Euro-Zone werde die Eurogruppe die Rettungsverhandlungen formell aufnehmen.
    09:08 Uhr: Eurozone einigt sich einstimmig auf Rettungspaket

    Die 19 Euro-Länder haben am frühen Montagmorgen eine Einigung im griechischen Schuldenstreit erzielt. Die Staats- und Regierungschefs erreichten nach rund 17-stündigen Verhandlungen nach Angaben von EU-Ratspräsident Donald Tusk Einvernehmen darüber, ein Programm des Euro-Rettungsfonds ESM für Griechenland auf den Weg zu bringen. Alle Gipfelteilnehmer seien bereit für das Programm, das ernsthafte Reformen und finanzielle Hilfe umfasse, teilte Tusk über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

    "Lebbe geht weider"

    Einmal editiert, zuletzt von aburg.64 (13. Juli 2015 um 09:39)

  • Gysi ist ab September kein Fraktionsvorsitzender mehr und dann dürfte es für die Linke schwierig werden. Entscheidend ist die Frage ob sich langfristig die Achse Ramelow, Gysi, Bartsch durchsetzt, oder das Duo Wagenknecht Lafontaine.

    Bei der SPD gibt es nun einmal ein Problem und das heißt Merkel. Unsere Bundeskanzlerin scheint immer noch unantastbar zu sein und das obwohl jetzt eigentlich wieder deutlich wird, dass die Austeritätspolitik gescheitert ist. Solange dies der Fall ist, hat die SPD keine reale Chance auf die Kanzlerschaft. Ob es mal zu einer rot rot grünen Koalition kommen wird, hängt davon ab, wer sich bei den Linken schlussendlich durchsetzten wird.

    Die Grünen sind mir aktuell ein Rätsel. Was die genau wollen weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung wo die hinsteuern werden. Wollen sie eine regierungsfähige Partei sein, oder wollen sie zurück zur Zeit der Fundis. Man kann nur hoffen, dass dieser Machtkampf nicht wieder ausbricht. Gerade in der Griechenland Frage ist es durchaus möglich.

    Ob sich die FDP wieder erholen wird steht in den Sternen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass viele ehemalige AfD Mitglieder aus dem Lucke Lager sich von der FDP angezogen fühlen könnten. Natürlich hängt da auch vieles davon ab, ob der Lucke Flügel eine eigene Partei gründet. Problematisch für die FDP ist nun einmal, dass sie in der Öffentlichkeit nicht gehört wird.

    Die AfD ist unter Petry und Gauland genau das was sich der ehemalige NPD Vorsitzende Holger Apfel gewünscht hat, nämlich eine Partei, die auf eine seriöse Art und Weise radikale politische Ansichten vertritt. Natürlich könnten sie von Griechenland profitieren, aber meines Erachtens wird die AfD für den bürgerlichen Teil schwierig zu wählen sein und das kann ihnen das Genick brechen.

    Die aktuelle Einigung wird sich wahrscheinlich ebenfalls als ein Griff ins Klo erweisen, da man mit sparen,sparen,sparen nicht mehr weiterkommt. Natürlich braucht man in Griechenland Strukturreformen, aber neben diesen Reformen muss auch mal wieder die Wirtschaft angekurbelt werden. Was braucht ein Staat, mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 60 % ? Wirtschaftsprogramme und keine Austerität !

  • Das Problem ist, dass das keine Griechenland-Hilfe ist, sondern eine Bankenhilfe. Jetzt gibt es auch noch eine Treuhand zwecks Privatisierung, sprich verschachern von Volkseigentum. Damit kennen sich Merkel und Schäuble ja aus...

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    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Jetzt hat es dieses enervierende Griechenland-Thema auch noch in die Handballecke geschafft, gepriesen sei der Herr...was solls, die Griechen sind mal wieder "gerettet", die Milliarden fliessen, und alle freuen sich und singen "Huma Humba Täterä"

  • 90% der Gelder sind bei den Banken gelandet.


    Und wem gehören die Einlagen der Banken und bei wem ist der griechische Staat verschuldet? Wer wäre getroffen, wenn die Banken Konkurs gehen? Genau, alle Bankkunden und wahrscheinlich auch die Steuerzahler.


  • Und wem gehören die Einlagen der Banken und bei wem ist der griechische Staat verschuldet? Wer wäre getroffen, wenn die Banken Konkurs gehen? Genau, alle Bankkunden und wahrscheinlich auch die Steuerzahler.

    Frag mal den Grieichschen Steuerzahler wo die Gelder geblieben sind oder die Bankmanager, ;)

  • Innenpolitisch dürfte hauptsächlich die Union profitieren, auch die harten Bedingungen kommen bei der Mehrheit der Deutschen gut an.

    Die SPD wirkt in dieser Frage wie die schlechte Kopie der Union und dann nimmt man lieber das Orginal.
    Für die Position der "Linken" und der "Grünen" wie dem teilweisen Schuldenschnitt gibt es in der Bevölkerung wenig Sympathien, deswegen sehe ich auch nicht Gysi als Gewinner. Mach doch in Deutschland ein Referendum ob man den Griechen Schulden erlassen soll, ich glaube das Ergebnis wäre mit großer Mehrheit "OXI". ;)
    Die AFD unter Lucke hätte der große Gewinner des Themas sein können, hat sich aber freiwillig in die Hände dumpfer Rechtspopulisten begeben.
    Dass man den Griechen jetzt gewisse Bedingungen diktiert, hat hauptsächlich mit dem konfrontativen und provokativen Verhandlungsstil der Herren Tsipras und Varoufakis zu tun, die sich wie der Elefant im Porzellanladen benahmen. Dumm nur, wenn man dann von den Verhandlungspartnern was will. :rolleyes:
    Schon als Kind lernt man: " Wie man in den Wald reinruft, so kommt es auch von dort zurück."

  • Talant und unsagbar_fett
    Da liege ich mehr oder weniger bei euch. Scheint so, als ware Angie wieder mal am Ende als Sieger Vom Platz gegangen.
    Für die nächsten Bundestagswahlen würde ich aber nicht ausschliessen, dass es sowohl FDP als aus AfD ins Parlament schaffen. Die FDP hat sich mit dem Bekenntnis zu Europa von der AfD abgegrenzt und wird die Abwanderer zur AfD wieder einfangen. Zudem scheint nach den letzten beiden Landtagswahlen der Trend gestoppt. Die AfD hat ein Potenzial von mindestens 10 Prozent, wenn sie die braunen Horden abwehren können. Lucke sagte bei seinem Abschied, dass er die Masse der Wutbürger und Verschwörungstheoretiker unterschätzt habe. Das wäre sein größter Fehler gewesen. Da die Binnenmigrationswelle auf absehbare Zeit nicht abflauen wird, kann Pegida & Co. eigentlich nicht von selbst verschwinden. Und vor allem gibt es rechts von der CDU durch deren Sozialdemokratisierung naturgemäß ein Potenzial für konservative Parteien. Zudem ist mit Petry eben ein neues Gesicht erschienen, welches die AfD nach aussen rhetorisch besser verkauft als alles vorher im rechten Rand da gewesene. Erinnert mich an Marina Weisband, welche das Gesicht der Piraten wurde, dann aber den Rückzug gewählt hat. Man darf auch nicht unterschätzen, dass der journalistische Mainstream der FDP trotz APO-Dasein deutlich Raum einräumt. Es gibt also vom Establishment ein Interesse, dass die FDP wieder reinkommt. Hingegen wird die AfD vom Mainstream wie auch von Bild sicher bekämpft werden bzw. deren rechter Rand nach Faschos & Co. durchleuchtet werden.
    Die letzten Tage der Griechenlandkrise waren aus meiner Sicht höchst interessant. In der Mitte der Krise wurde Tsipras und Varoufakis ja attestiert, dass das Spieltheorie für Anfänger sei. So ist es dann auch gekommen. Tsipras hat sich mit dem Referendum gleich zweimal ins Knie geschossen. Wenn es überhaupt noch eine Lösung in der Griechenlandkrise geben wird, dann muss sich Tsipras politisch über Wasser halten. Man scheint ihm ja zuzutrauen, dass er den Prozess vom Linken zum Realo managt und sein Volk mit auf die Reise nimmt. Wenn es wieder Neuwahlen gibt und die gemässigte Linke um Tsipras die Regierungsverantwortung verliert, dann Gute Nacht. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Tsipras jetzt erst mal ein Jahr Zeit bekommt und man schaut wie Europa mit seinem Protektorat, nichts anderes ist Griechenland nun, vorankommt. Falls es einigermaßen läuft, wird sicher bald einer oder mehrere Schuldenschnitte kommen. Das scheint mir das Idealszenario für Griechenland. Aber vielleicht fehlt uns bei der Aktion mit dem Referendum auch die griechische Brille. Möglicherweise wurde Tsipras doch gestärkt. Er stellt sich ja jetzt hin, als jemand, der mit allem was er hat gegen die Troika gekämpft hat und den Bürger noch mal gefragt hat, am Ende der Schlacht aber nicht mehr raus kam.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (14. Juli 2015 um 14:35)

  • Mal ganz ehrlich. Es ist eigentlich vollkommen egal wer hier was macht. Die Karre Griechenland sitzt im Dreck und wird nicht mehr heraus zu manövrieren sein. Nicht mit 80 Mrd. neuer Hilfsgelder, auch nicht mit der Privatisierung griechischer Staatsbetriebe und schon gar nicht mit drastischen Sparmaßnahmen oder Austeritätspolitik. Fließen die neuen Hilfsgelder, ob jetzt 50, 80 oder 100 Mrd., sind sie im nächsten Jahr aufgebraucht und alles beginnt von neuem. Mit den gleichen Diskusionen und den gleichen Krisengipfeln wie zuletzt. Meiner Meinung nach ist da gar nichts mehr zu machen. Außer einem radikalen Schuldenschnitt ähnlich dem Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg.

    Es ist ja nun auch nicht so das Griechenland das am stärksten verschuldete Land ist. Bei weitem nicht, noch nicht einmal im Verhältnis zum BIP. Da sind Italien Frankreich, Spanien, die USA und vor allem Japan deutlich schlechter gestellt und die Griechenschulden eigentlich im Vergleich nur Peanuts. Zumindest wenn man einem Artikel des Handelsblatt Glauben schenken kann (habe ich gelesen, finde aber den Link nicht).

    Die Schulden aller Industrieländer werden auf absehbare Zeit nicht mehr abzutragen sein. Im Gegenteil, die Verschuldung wird immer weiter steigen und die Spirale sich immer weiter drehen. Meiner Meinung nach hilft nur eins: Den RESET-Knopf drücke und neu starten. Das wird aber natürlich nicht machbar sein. Früher mündeten solche Krisen ja gerne in einen großen Krieg, aber heute ? Man darf gespannt sein, wo das alles hinführen wird. Spaßig wird´s in Zukunft für uns alle zumindest nicht.

  • Finanzkrisen gehören nun mal zur Menschheit. War schon im 15 Jahrhundert so, als Fugger dem ganzen Adel seine Kohle lieh und im Gegenzug mit Macht ausgestattet wurde. Es ist richtig, dass diese Krisen auch sehr oft Kriege zur Folge haben. Zum Glück sind wir da einen Schritt weiter, aber der Mensch neigt auch zum Kurzzeitgedächtnis. Es deutet ja vieles darauf hin, dass zwischen Russland und dem Westen ein neuer Kalter Krieg entsteht. Ein herrenloses verarmtes Griechenland, mit der Gefahr zu den Russen zu kippen, muss den Strategen in den ganzen Think Tanks Kopfschmerzen bereiten. Die Kubakrise, als die Geheimcodes für die Nuklearwaffen schon mal raus gekramt wurden, ist gerade mal 50 Jahre her.
    Es gibt keinen Reset-Knopf, wenn wir nicht wieder zur Tauschwirtschaft zurück kehren wollen. Eine Bereinigung funktioniert ja nur über eine Währungsreform oder Inflationierung.
    Griechenland ist schon ein interessantes Phänomen. Man fragt sich ja automatisch, warum ist deren politisches System so dermaßen kaputt und warum klappt es im Vergleich dazu in den baltischen Staaten oder beispielsweise Polen fast idealtypisch. Die für mich interessante Erkenntnis ist, dass sich ein politisches System offenbar über Jahrhunderte kaum verändert, wenn keine externen Schocks massiv eingreifen. Im Falle Griechenland sieht man den Ursprung des Klientelismus ja im osmanischen Reich.
    FEH die Frage der Verschuldung hängt damit zusammen bei wem ich Schulden habe und wie die Fristen sind. Die Japaner haben kaum Auslandschulden, sondern haben die Schulden bei den eigenen Bürgern, welcher immer noch brav staatliche Schatzbriefe zu 0,5 Prozent Zinsen kaufen statt ihr Geld in höher verzinsliche Titel, wie z.B. Dividenenpapiere, stecken. Auch eine interessante Frage, warum ein ganzes Volk dermaßen homogen sein Geld anlegt.
    Das Hauptproblem ist, dass die Ammenmärchen von dem Wirtschaftswachstum nicht funktionieren. Griechenland wird, wenn sie Glück haben, den Zustand von Portugal erreichen. Das heisst, dass die jungen motivierten das Land verlassen und der Rest sich auf Hartz4-Niveau einrichtet. Wo sollen in den Ländern denn Arbeitsplätze entstehen? Bleibt doch nur Landwirtschaft und Tourismus. Auch für Solarstromparks braucht man vielleicht ein paar Wächter die Wache schieben. Die Module kommen woanders her. Ist schon lustig, wie Spanien als Erfolgsmärchen verkauft wird, weil die Arbeitslosigkeit zurückgeht.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (16. Juli 2015 um 07:45)

  • Der IWF hat gestern selber gesagt, dass die Schulden Griechenlands nicht tragbar seien und man einen Teil der Schulden abschreiben soll und die weiteren Rückzahlungen nach hinten verschoben werden sollen.

  • Kurzfristig würde das helfen.

    Wer bürgt denn aber für die Staatsschulden der Griechen mit hohen Milliardensummen? Zum Beispiel Deutschland.
    Erlässt man den Griechen die Schulden, werden sich die Gläubiger an die Bürgen halten.
    Willst du das Deutschland dann zahlt?
    Oder ist damit gemeint, dass die Schulden (also teilweise) gestrichen werden und die Gläubiger dann x Milliarden weniger erhalten als ursprünglich vereinbart.
    Das wird dann dazu führen, dass künftig Staaten kaum noch Kredite bekommen oder nur zu extrem schlechten Konditionen, da jedem Geldgeber das Ausfallrisiko zu hoch sein dürfte.
    Oder würdest du jemand Geld leihen, von dem du ausgehst, du siehst es nie wieder?
    Wie sollen sich aber Staaten finanzieren, wenn die Kreditfinanzierung zu teuer wird?
    Höhere Steuern und Abgaben? Kommt bestimmt gut an.

    Last but not least können dann andere Staaten auf den Geschmack kommen und (vor allem vor Wahlen) soziale Wohltaten verteilen, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Werden die Schulden zu hoch, verlangt man einfach einen Schuldenschnitt nach griechischem Vorbild.
    "Die Griechen haben es doch auch bekommen. Jetzt wollen wir auch den Schuldenschnitt. Wir sind doch genausoviel wert wie Griechenland."
    Und dann?

    Einmal editiert, zuletzt von unsagbar fett (16. Juli 2015 um 10:52)


  • Last but not least können dann andere Staaten auf den Geschmack kommen und (vor allem vor Wahlen) soziale Wohltaten verteilen, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Werden die Schulden zu hoch, verlangt man einfach einen Schuldenschnitt nach griechischem Vorbild.
    "Die Griechen haben es doch auch bekommen. Jetzt wollen wir auch den Schuldenschnitt. Wir sind doch genausoviel wert wie Griechenland."
    Und dann?


    Man muss eine Methode wählen, die nicht zur Nachahmung reizt. D.h. die Griechen müssen Schmerzen haben und die Gläubiger. Man kann wohl nicht leugnen, dass die Griechen Schmerzen haben.

    Man kann ja auch sagen, selber schuld, wenn einer einem Land wie Griechenland einen Kredit gibt. Also die Gläubiger müssen mit ins Boot. Und die Zinsen müssen sich an dem Ausfallrisiko orientieren. Und das haben sie bei Griechenland eben nicht getan.

  • Griechenland dürfte noch einmal ein Sonderfall sein, da in keinem Land die Strukturprobleme so ausgeprägt sein dürften wie in Griechenland und genau das scheint man in den Verhandlungen kaum zu beachten. Ein aufgeblähter Staatsapparat, der zwangsläufig zur Staatsverschuldung führen muss, eine praktisch nicht vorhanden Steuerfahndung, welche nicht in der Lage ist Steuerflucht zu bekämpfen und eine Klientelpolitik vom aller feinsten. Erst muss das System an sich reformiert werden, bevor man weitere Schritte gehen kann. Wenn der Staatsapparat nicht in der Lage ist jegliche Vereinbarungen umzusetzen, muss erst dieser schnell und effektiv reformiert werden.

  • @ Talant Guy 96: Deinem letzten Post stimme ich vollständig zu, nur denke ich dass diese Strukturänderungen ja teilweise den Bedingungen entsprechen, die die Geldgeber von den Griechen verlangen.

  • Ich sehe das nicht so negativ. Gerade die Verschärfung der Maßnahmen nach dem Referendum und die Intensität des Streits, welcher ja noch nicht beendet ist, wird zu einer Zäsur führen. Das Regelwerk wird mit Sicherheit in Zukunft stärker angewandt. Auch Podemos in Spanien dürfte durch das "Umfallen" von Tsipras geschwächt werden. Spanien spielt ja ein wichtige Rolle, da hier demnächst Wahlen anstehen und der konservative Rajoy vor ein paar Wochen eigentlich schon weg war. Nun wird klar, wie nah ein Land an einer Währungsreform mit einer derartigen Taktik wandelt. Vor allem haben die Anhänger registriert wie schnell auch der härteste Linke umkippt wenn die Bankautomaten praktisch leer sind und die Wirtschaftsaktivität gegen Null tendiert.
    Interessant auch Schäubles Beharren auf dem freiwiligen Ausstieg. Das heisst ja als Botschaft an den deutschen Steuerzahler, es ist besser die geflossenen Milliarden komplett abzuschreiben als noch mal neues Geld hinterher zu schmeissen.
    TalantGuy96 Das ist genau der Punkt und das spannende Experiment. Gibt es überhaupt noch pollitische Alternativen, welche dazu in der Lage sind eine Art funktionierendes Staatsgebilde aufzubauen. Im Moment sehe ich es so, dass die Griechen ein Protektorat sind. Somit müssten eigentlich auch Brüsseler Verwaltungsbeamte ein funkionierendes System aufbauen. Viel Hoffnung hab ich allerdings nicht, dass das gelingt oder von der Bevölkerung akzeptiert wird. Die Geldgeber werden ja immer starker als Besatzer wahrgenommen und die einfache Denksportaufgabe, dass auch die Geldgeber von ihren Bürgern wiedergewählt warden müssen, gelingt kaum.
    Es scheint mit Katherimi auch nur eine einzige einigermaßen investigative Zeitung zu geben. Die deckte die Tatsache auf, dass die Mutter der aktuellen Parlamentspräsidentin, welche am extremsten linken Ufer wandelt, bis zum 36 Lebensjahr Kindergeld für ihre Tochter kassierte.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (16. Juli 2015 um 13:13)

  • Kritiker behaupten, das Schäuble den Kurs nur fährt, da sein eigentliches Ziel der Sturz der linken Regierung in Griechenland ist. Die Spekulationen schießen mal wieder ins Kraut.

    Einige Ökonomen schlagen ja vor, das recht zur Geldschöpfung weg von den Banken weider hin zu den Staaten zu verlagern. Vielleicht auch eine Möglichkeit aber sicher nicht der Weiheit letzter Schluss.

    Sei es aber ie es sei, die ganze Sache wird nicht gut enden. Die Welt in einigen Jahren wird nicht mehr diesselbe sein wie heute. Davon bin ich überzeugt.